Köster

[534] Köster, 1) Hans, dramat. Dichter, geb. 16. Aug. 1818 in Kritzow bei Wismar, gest. 6. Sept. 1900 in Ludwigslust, studierte Philosophie, bereiste Italien und Frankreich, lebte dann meist in Berlin, später in Weimar und als Landwirt auf Villa Priorsberg bei Neuzelle in der Mark. Von seinen Dramen, die meist historische Stoffe behandeln und sich durch lebendige Aktion und teilweise treffliche Charakteristik auszeichnen, erlangten die frühern den Beifall der Kritik, kamen aber nicht zur Ausführung, so »Alcibiades« (Berl. 1839) und die in den »Schauspielen« (Leipz. 1842) herausgegebenen Stücke: »Maria Stuart«, »Konradin«, »Luisa Amidei« und »Polo und Francesca« (2. Aufl. des letztern, Bresl. 1874); ferner die Trilogie »Heinrich IV. von Deutschland« (Leipz. 1844) und »Luther« (Bresl. 1847). Seine spätern, auch verschiedentlich dargestellten Dramen sind: »Ulrich v. Hutten« (Bresl. 1846, neubearbeitet Berl. 1865), »Hermann der Cherusker«, in 2 Teilen (Berl. 1861), »Der Große Kurfürst« (das. 1851, neue Bearbeitung 1864), letzteres in Prosa geschrieben, während die übrigen in schwungvollen Jamben abgefaßt sind, und die Komödie »Liebe im Mai, oder Calandrino im Fegfeuer« (Weim. 1866). Außerdem veröffentlichte K. die Novellen: »Liebe und Leiden« (Bresl. 1862) und »Erlebnisse und Gestaltungen« (Berl. 1872, 2 Bde.), die patriotischen Gedichtsammlungen: »König Wilhelm und sein Heer« (das. 1868) und »Kaiser und Reich« (das. 1872), endlich die biblischen Gedichte »Hiob« und »Die Bergpredigt« (Bielef. 1885). Die preußisch-deutsche Gesinnung, die aus seinen Dichtungen spricht, bekundete er auch in mehreren politischen Broschüren[534] sowie als Mitglied des norddeutschen und des ersten deutschen Reichstags. – Seine Gattin Luise, geborne Schlegel, geb. 22. Febr. 1823 in Lübeck, war eine hervorragende Opernsängerin, seit 1844 in Breslau engagiert und später in Berlin als königliche Kammersängerin tätig, trat aber 1862 von der Bühne zurück.

2) Hans von, deutscher Admiral, geb. 29. April 1844 zu Schwerin i. M., besuchte das Friedrich Wilhelm-Gymnasium in Berlin, trat 1859 als Kadettaspirant in die preußische Marine, wurde bis zu seiner Beförderung zum Korvettenkapitän (1875) zumeist im praktischen Borddienst und namentlich im Erziehungswesen verwendet, war 1878–80 erster Offizier auf dem Schiff Prinz Adalbert, auf dem Prinz Heinrich seine erste Weltreise machte, kam nach der Rückkehr in den Admiralstab, wurde erster Adjutant bei der Marinestation der Ostsee, kommandierte dann mehrere Panzerschiffe und war 1889–92 Chef des Stabes der Admiralität und vertrat als solcher die Vorlagen über Dampfersubventionen und den Nordostseekanal im Reichstag. Seit 1890 Konteradmiral, war er bis Ende 1893 Direktor des Marinedepartements im Reichsmarineamt, bis 1896 Chef des ersten Geschwaders, dann Chef der Marinestation der Ostsee und wurde im April 1899 gleichzeitig Generalinspekteur der Marine, als welcher er die Flottenmanöver leitete. Am 1. Jan. 1900 wurde K. geadelt und übernahm 1903 den Oberbefehl über die aktive Schlachtflotte sowie bis 1904 die Leitung des ersten Geschwaders. Im Juni 1905 wurde er zum Großadmiral ernannt.

3) Albert, Literarhistoriker, geb. 7. Nov. 1862 in Hamburg, studierte in Tübingen, Leipzig und Berlin erst die Rechte, dann Geschichte und deutsche Philologie, wurde 1892 außerordentlicher Professor der deutschen Literatur und Sprache in Marburg und folgte 1899 einem Ruf als ordentlicher Professor nach Leipzig. Er schrieb: »Die Wormser Annalen« (Leipz. 1887), »Schiller als Dramaturg« (Berl. 1891), »Der Dichter der Geharnschten Venus« (Marb. 1897) und »Gottfried Keller. Sieben Vorlesungen« (Leipz. 1900); ferner gab er heraus die Schrift des Freiherrn O. v. Schönaich: »Die ganze Ästhetik in einer Nuß« (1754), mit Einleitung u. Anmerkungen (Berl. 1900), den »Briefwechsel von Theodor Storm und Gottfried Keller« (das. 1904), »Die Briefe der Frau Rat Goethe« (Leipz. 1904, 2 Bde.) und den 12. Band der Cottaschen Jubiläumsausgabe von Goethes »Sämtlichen Werken« (Stuttg. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 534-535.
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