Karolingische Kunst

[670] Karolingische Kunst heißt eine eigenartige Richtung der deutschen Kunst des frühen Mittelalters, die sich vom Auftreten Karls d. Gr. bis zum Ende des 10. Jahrh. erhielt. Da Karl d. Gr. zur Ausführung seiner Bauten Bauleute und Bildhauer aus Mangel an heimischen Kräften aus Italien kommen ließ, knüpfte die k. K. unmittelbar an die spätrömische und die altchristliche Kunst Roms an. Ihre Hauptdenkmäler sind die Bauten Karls d. Gr. und seiner Nachfolger, insbes. das Münster in Aachen, der Palast in Ingelheim, die Schloßkapelle auf dem Valkhof in Nimwegen, die von Einhard errichteten Kirchen in Michelstadt und Seligenstadt im Odenwald, die Michaelskirche in Fulda, die Eingangshalle des Klosters Lorsch im Odenwald (s. Tafel »Architektur VIII«, Fig. 1 u. 2) und die Miniaturen der in den Klöstern des fränkischen Reiches ausgeführten Bilderhandschriften. Die Ornamentik der letztern war das einzige Element, das die damalige national-deutsche Kunst mitbrachte. Doch wurde auch die Ornamentik unter den Karolingern mit antiken Motiven durchsetzt. Außer der antiken und altchristlichen Kunst hat auch die angelsächsische, irische und orientalische Miniaturmalerei auf die karolingische Einfluß geübt. Neben den Miniaturmalereien kommen noch die Wandmalereien und Mosaiken in Kirchen und Palästen in Betracht, die jedoch verschwunden und nur aus der literarischen Überlieferung bekannt sind. Vgl. v. Schlosser, Schriftquellen zur Geschichte der karolingischen Kunst (Wien 1892); Reber, Der karolingische Palastbau (Münch. 1891–92, 2 Tle.); Leitschuh, Geschichte der karolingischen Malerei (Berl. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 670.
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