Baireuth [2]

[223] Baireuth, 1) Landgericht im Kreise Oberfranken des Königreichs Baiern; 2) Hauptstadt des Kreises Oberfranken, des Landgerichts B. u. des ehemaligen Fürstenthums B., am Rothen Main, Mistel- u. Sendelbache, hat breite, gerade Straßen, schönen Markt mit 3 Springbrunnen. Merkwürdig sind das alte Schloß, 1753 abgebrannt, aber wieder neu errichtet, u. das neue Schloß, auf der Stelle der alten Rennbahn erbaut, mit Hofgerten, davor die Statue des Markgrafen Christian Ernst zu Pferde, prächtiges Opernhaus, Rathhaus, Caserne, Kanzleigebäude, außer der Schloßkirche (seit 1813 katholisch) 5 Kirchen, Synagoge, Krankenhaus, Hospital, Schießhaus; in der Nähe der Stadt große Flachsspinnerei. B. ist Sitz der Kreisbehörden, des Landgerichts, protestantischen Consistoriums, eines Gymnasiums (nach dem Stifter 1663 Christianum-Ernestinum genannt), hat gute Schulen (auch eine für Juden), Kreislandwirthschafts- u. Gewerbschule mit reicher Naturaliensammlung, Historischen Verein für Oberfranken, 2 Freimaurerlogen: Gr. Loge zur Sonne in Baiern u. Eleusis zur Verschwiegenheit, Taubstummenanstalt, Kanzleibibliothek von 25,000 Bänden, Glockengießerei; Fertigung von Tuch, Fayance, Leder, Pergament, Papier, Brillen, Bier etc. Eine Vorstadt (eigentlich eine besondere Stadt) bildet St. Georgen, aus einer Straße von 70 Häusern bestehend, mit B. durch eine 1/8 Stunde lange Allee verbunden, dort Zuckerraffinerie, Straf- u. Besserungshaus mit Marmorwaarenfabriken, Irrenhaus u. Militärlazareth. B, hat 16,000 meist protestantische Einw. Der Dichter Jean Paul (Friedrich Richter) liegt hier mit seinem Sohn begraben; eine Spitzsäule von schwarzem Marmor mit Inschrift ziert sein Grab. König Ludwig ließ ihm 1841 auf dem Gymnasiumsplatz. ein von Schwanthaler entworfenes ehernes Standbild errichten. B. ist durch eine Zweigbahn mit der Süd-Nord-Eisenbahn verbunden. 3/4 Stunde von B. liegt die Eremitage, Lustschloß, 1718 von Markgraf Georg Wilhelm angefangen, von Markgraf Friedrich vollendet; sie besteht aus einem Corps de Logis mit 24 Zimmern, 12 für den Markgrafen u. 12 für die Markgräfin als Superiorin, u. 2 Flügeln, der eine von 12 Zimmern für 12 Einsiedler, der andere von eben so vielen für Einsiedlerinnen; die Zimmer sind mit vielen Familienbildnissen des preußischen Königshauses geziert. Die Markgräfin Wilhelmine (s.d.) schrieb hier ihre Denkwürdigkeiten. Der Garten ist reizend angelegt, mit vielen Wasserkünsten. Auf dem Wege dahin das Bierhaus der Frau Rollwenzel mit dem Arbeitszimmer Jean Pauls. Außerdem noch das Lustschloß Fantaisie mit Garten, vom Herzog Alexander von Württemberg bewohnt, u. das entferntere Lustschloß Sanspareil mit vielen Parkanlagen, in einer romantischen Gegend. – Die Stadt B. erscheint zuerst urkundlich gegen Ende des 12. Jahrh. im Besitz der Herzöge von Meran, u. 1248 erbte sie Friedrich III., Burggraf von Nürnberg (s. Baireuth 2). 1430 wurde sie durch die Hussiten verbrannt, 1553 von Heinrich Reuß von Plauen eingenommen, 1621 brannte sie aan ab; 1632 eroberte sie der Marquis de Grana, 1633 der kaiserliche General Manteuffel u. 1634 der baierische General Wahl; 1603 ward sie durch Markgraf Christian definitive Residenz. Vgl. J. G. Heinritz, Geschichte der Kreishauptstadt B., Bair. 1824; I. W. Holle, Alte Gesch. der Stadt B., ebd. 1833.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 223.
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