Eure

[956] Eure (spr. Öhr, bei den Alten Avara), 1) Fluß im nördlichen Frankreich, entspringt im Waldechon Loigny unweit Neuilli im Arrondissement Mortagne des Departements Orne, fließt Anfangs südöstlich durch das Departement E. u. Loire, wendet sich von Chartres an nördlich, bildet darauf eine Strecke zwischen dem genannten Departement u. dem Departement E. die Grenze, durchfließt dann letzteres u. mündet bei Pont-de l'Arche oberhalb Rouen in die Seine. Seine Lauflänge beträgt 27 Meilen, wovon ungefähr die Hälfte (von Maintenon an) schiffbar; seine größeren Nebenflüsse sind Blaise, Aure u. Iton von links; Vespre von rechts; die bedeutenderen an ihr liegenden Städte sind Chartres u. Nogent le Roi. Von Maintenon aus wird ein Theilals Neue E. nach Versailles geleitet. Bach ihr benannt sind: 2) dasDepartement E., 107,75 QM., aus mehreren Landschaften der ehemaligen Normandiegebildet, grenzt an den Kanal la Manche u. die Departements Seine inférieure, Oise, Seine u. Oise, E. u. Loire, Orne, Calvados; Flüsse: Seine, Rille, Andelle, Epte, E. u. deren Nebenflüsse. Eine fruchtbare, nur von einzelnen Hügelreihen (nirgends über 300 Fuß) durchzogene Ebene mit schönem Weideland u. beträchtlichen Waldungen, nur an wenigen Strichen längs der Seine sandig u. unfruchtbar; Klima im Allgemeinen mild, bei Nordwestwind nebelig, feucht u. Fieber erzeugend; Producte: Eisen, Bausteine, Walkererde, Mineralquelle von Vieux-Conches; Getreide, Hanf, Flachs, Gemüse, Hülsenfrüchte, viel Obst (namentlich Apfel u. Birnen zu Ciderbereitung); Pferde, Rindvieh, Schafe, wildes Geflügel, Fische; Industrie bedeutend, namentlich in Eisen, Weißblech, Kupfer, Galanteriewaaren, Wolle, Baumwolle, Leinwand, Papier, Glas- u. Töpferwaaren; Färbereien, Gerbereien, Bleichen; Handel mit diesen Artikeln, Getreide u. Vieh; Dampfschifffahrt auf der Seine; die Eisenbahnen von Paris nach Rouen u. von Mantes nach Caen durchschneiden das Departement. Eintheilung in die 5 Arrondissements Evreux, Bernay, Les Andelys, Louviers u. Pont-Audemer u. 36 Cantone mit 798 Gemeinden u. (1856) 404,665 Ew.; Hauptstadt Evreux. Das Departement gehört zur 2. Militärdivision u. zum 1. der im Februar 1858 gebildeten neuen Commandos (Paris). 3) Das Departement E. u. Loir, 107,08 QM., aus Theile der ehemaligen Provinzen Orléanais, Maine u. Perche u. Isle de France gebildet; grenzt An die Departements E., Seine u. Oise, Loire u. Cher, Sarthe, Orne; Flüsse: E. u. deren Nebenflüsse, Loir (mit der Connie u. Ozanne), Boden im Allgemeien sehr fruchtbar, nur im Westen einige kahle Haiden u. Sandstrecken, Waldungen u. Weideland unbedeutend; Klima mild u. angenehm; sehr reine Luft. Producte: Eisen,[956] gute Bausteine, Töpfer- u. Fayencethon; Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Kartoffeln, Gemüse, Hanf, Flachs, Apfel (zu Ciderbereitung), Wein, Melonen, Steckrüben, Zwiebeln; Rindvieh, Pferde, Schafe (viel, mit sehr guter Wolle), Schweine, Hafen, Tauben, Rebhühner, Fische, Krebse, Bienen; Haupt beschäftigung: Ackerbau; Industrie unbedeutend (einige Eisenwerke, Baumwollenspinnerei, Leinweberei, Gerberei); Handel mit Getreide, Mehl, Wolle u. Geflügel. Die Eisenbahn von Paris nach Le Mans durchschneidet das Departement. Eintheilung die 4 Arrondissements Chartres, Chateaudun, Dreux u. Nogent le Rotrou u. 24 Cantone mit 442 Gemeinden u. (1856) 291,074 Ew.; Hauptstadt Chartres. Das Departement gehört zur 1. Militärdivision u. zum 1. der im Februar 1858 gebildeten neuen Commandos (Paris).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 956-957.
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