[684] Töpfer (zünftige) Handwerker, welche die verschiedenen Arten Thonwaaren (s.d.), vorzüglich die sogenannten Töpferwaaren (s.d.) verfertigen. In manchen Gegenden sind die Krugmacher, welche blau glasirte Wasserkrüge u. irdene Flaschen;[684] letztere aus einem seinen Thon, welcher bei dem Brennen fast glasig wird, verfertigen, von den T-n geschieden, meist werden aber diese Waaren von den T-n, od. in eigenen Krugfabriken, bes. in der Nähe von Gesundbrunnen, welche ihr Wasser auswärts versenden, verfertigt. A) Der T. verarbeitet zu den verschiedenen Waaren einen mehr od. weniger reinen Thon (Töpferthon, s.u. Thon). Um denselben von den beigemengten Steinen, Wurzeln u. andern groben Verunreinigungen zu befreien u. ihn gleichmäßig zu vermengen, wird er in hölzernen Kästen od. in Gruben (Sümpfen) mit Wasser dick angemacht (eingesumpft) u. von Arbeitern mit Füßen getreten, wobei sie die fremden Körper herauslesen. Bisweilen läßt man auch den frisch gegrabenen Thon 1/2 Jahr u. länger liegen, damit die eingemengten Pflanzentheile verfaulen u. der Thon im Winter ausfriert u. zerberstet, wodurch seine spätere Bearbeitung erleichtert wird. Die weitere Reinigung erfolgt theils durch Handarbeit, theils durch Maschinen; man schneidet ihn mit der Thonschneide (s.d.) wiederholt in dünne Blätter, knetet ihn mit der Hand durch od. streicht ihn mit einem Streichholze; od. man bedient sich einer Thonreinigungsmaschine, bes. einer Thonschneidemaschine od. einer Thonpresse (s.d. a.). Für seine Waaren wird der Thon in Kästen od. Bottichen geschlämmt (vgl. Schlämmen 2), um selbst seinen Sand daraus zu entfernen. Zu fettem Thon dagegen setzt man Sand od. Quarzmehl zu; dem feuerfesten Thon setzt man flußbefördernde Mittel (Schwerspath, Gyps) zu, um das Zusammensintern zu befördern. Ist die Vermengung des Thons allein od. mit den erforderlichen Zusätzen in breiförmigem Zustande erfolgt, so wird der Brei durch Auspressen od. Abdampfen vor der weiteren Verarbeitung weiter verdickt. B) Die Formung der Thonwaaren erfolgt theils aus freier Hand, theils durch Drehen, theils in Formen, theils mittelst Maschinen. a) Aus freier Hand werden alle einfache Gegenstände u. Nebenbestandtheile (z.B. Henkel, Füße etc.) hergestellt; b) das Drehen runder Gefäße erfolgt auf der Scheibe (Dreh-, Töpferscheibe), Die Scheibe besteht oben aus einer horizontalen kleinern hölzernen (Formscheibe), unten aus einer größern u. schwerern hölzernen od. steinernen Scheibe; beide Scheiben sitzen in einiger Entfernung von einander fest auf einer verticalen eisernen Achse (Spille). Der unterste Zapfen dieser läuft in einer stählernen Pfanne; nahe unter der oberen Scheibe läuft die Spille zwischen einem gespaltenen Holz (Schere od. Zunge). Die unterste, zugleich als Schwungrad wirkende Scheibe setzt der T. mit den Füßen in Bewegung, wodurch der obern Scheibe gleiche Bewegung mitgetheilt wird u. der auf die obere Scheibe gelegte Klumpen Thon mittelst der nassen Hand od. eines nassen Schwammes in beliebige Gestalt gedreht werden kann. Vor der odern Scheibe ist ein Querholz (die Wellbank) angebracht, worauf der Arbeiter während des Drehens sitzt. Die sogenannten Bankscheiben können leicht von einem Ort an einen andern gestellt werden, feststehende Scheiben nicht. Die Scheibe wird bisweilen von einer Riemenscheibe aus durch einen Knaben od. in größeren Fabriken durch eine Dampfmaschine umgedreht. Statt der Hand wendet man zum Formen der Gefäße auch oft die Beugeschiene, ein halbrundes Bretchen, in der Mitte mit einem Loch zum Hineingreifen, um bes. Töpfen beim Drehen auf der Scheibe von innen die bauchige Form zu geben, die Bechertraube, ein abgerundetes Stück Holz, u., wenn das Gefäß künstlicher werden soll, mehre Schablonen an, z.B. die Lummel, welche bauchigen Gefäßen rund ausgeschnittene Rinnen eindrücken soll. Auch stählerne schneidige Dreheisen wendet man an. Die fertige noch nasse Töpferwaare wird mittels des Thondrahts, eines Drahts mit Handgriffen, von der Töpferscheibe abgeschnitten, zuerst auf einem, aus Stangen, Latten u. Bretern bestehenden Gerüste (den Dösenbäumen) wasserhart getrocknet, dann auf der Töpferscheibe od. einer Drehbank abgedreht od. sonst mit einem Meisel od. dgl. ausgeputzt u. nun nochmals an der Luft getrocknet. c) Gegenstände von gleicher Gestalt u. Größe od. künstlicher Gestalt werden in Formen hergestellt. Ziegel formt man in hölzernen od. eisernen Formen; Bauornamente u. dgl. in Formen aus Gyps od. gebranntem Thon, mit mannigfachen Verzierungen; die thönernen Tabakpfeifen in messingenen od. eisernen Formen. d) Einfache Gegenstände stellt man auf Maschinen her, welche entweder den Thon in Formen pressen od. durch Öffnungen von bestimmter Gestalt hindurchtreiben; so preßt man Teller. Tassen, Schmelztiegel, Ofenkacheln, Bauornamente, Dachziegel, Knöpfe etc.; vgl. Röhrenpresse u. Ziegelpressen. C) Bei der gewöhnlichen Töpferwaare folgt nun das Glasiren u. dann ein einmaliges Brennen, während feinere Waaren zweimal gebrannt u. zwischen dem ersten u. zweiten Brennen glasirt werden. Die Glasur (s.d. 1) wird auf der Glättmühle gemahlen, welche aus einem, in einen Klotz eingelassenen Bodenstein u. einem Läufer, der an einer eisernen Spille sitzt u. sich durch ein Querholz herumdrehen läßt, besteht; die fertige Glätte läuft vom Bodenstein ab. Nach dem Glasiren werden oft noch Figuren od. Buchstaben auf das Gefäß aufgetragen, indem man sie aus dem Malhorn, einer Büchse mit Röhre, mit einer flüssigen Farbe (Angußfarbe) begießt. D) Die Waare wird nun an der Luft od. in erwärmten Räumen ausgetrocknet u. kommt dann zum Brennen in den Töpferofen (Brennofen), dessen Bau u. Einrichtung sich nach der Beschaffenheit der Waare u. des Brennmaterials richtet; er enthält einen od. mehre Feuerräume, in welchen das Brennmaterial brennt, u. den eigentlichen Brennraum, in welchen die Waare eingesetzt u. gebrannt wird, wobei jedoch nur die gewöhnliche Waare unmittelbar von der Feuerluft bestrichen werden darf, während feinere Waare in Kapseln od. Muffeln eingesetzt wird. Die liegenden Brennöfen sind mehr lang als breit u. hoch u. die Flammen streichen fast horizontal, der Feuerraum ist vom Brennraume durch eine vielfach durchbrochene Mauergeschieden; die stehenden, welche höher als lang sind, enthalten gewöhnlich zwei od. drei Brennräume (Etagen, daher Etagenöfen) über einander u. sind bei Porzellan u. Fayence vorwiegend in Gebrauch. Die Töpferwaaren müssen in dem Ofen erst schwitzen (werden angefeuchtet), wozu man ein leichtes Feuer (Vor- od. Schmauchfeuer) macht, u. werden sodann mit stärkerem Feuer (Scharffeuer) gebrannt (ausgebrannt); hierauf läßt man den Ofen abkühlen u. nimmt die Töpferwaare dann aus demselben (trägt sie aus).
Das Töpferhandwerk (fr. Poterie), ist ein geschenktes, die Lehrburschen lernen 36 Jahre, der Gesell muß drei Jahre wandern u. einen Topf (1 Elle[685] hoch) u. einen Reibenapf (1 Elle weit) fertigen, auch einen Kachelofen setzen u. die Kacheln selbst fertigen. Das Töpferhandwerk kann sich zur Töpferkunst erheben, wenn es schön u. künstlich geformte Gegenstände liefert, wie dies vorzüglich bei den Ofenaufsätzen vorkommt, so daß es dann zur Bossirkunst wird. Die Töpferkunst (Kerameutik) war im Alterthum ein Theil der Plastik; sie blühte als ansehnliches Gewerk bes. in Korinth, wo sie schon zeitig ausgebildet wurde u. Hyperbios u. Dibutades als Künstler in dieser Gattung erwähnt werden. Von hier wurde diese Kunst im 7. Jahrh. v. Chr. nach Tarquinii in Etrurien verpflanzt, wo sie sich ebenfalls zu hoher Blüthe entwickelte. Nach Korinth zeichneten sich bes. Ägina, Samos u. Athen aus, wo die T. (Peloplathoi, Prometheis) seit alter Zeit einen bedeutenden Theil der Bevölkerung (vgl. Kerameikos) ausmachten. Eine Verbesserung des rohen Materials war die Vermischung mit Röthelerde (Miltos); auch zierliche, (ormen, Henkel, Griffel etc. zeichnen die Gebilde dieser Art von Plastik aus. Sogar Götterbilder gingen aus den Werkstätten der T. hervor, jedoch nur für den häuslichen Cultus u. die Todtenbestattung, deren noch häufig in attischen Gräbern gefunden werden; ebenso Figuren u. Re. liess zum Schmuck von Häusern u. Hallen, bes. in Korinth u. Athen. In Korinth u. Tarquinii erscheint auch die Malerei bald in Verbindung mit der Töpferkunst, s. Vasen. Im Mittelalter sauk die Thonbildnerei ganz zum Handwerksmäßigen herab, bis sie sich in neuerer Zeit gegen das Ende des 18. Jahrh. durch die Auffindung Herculanums u. Pompejis wieder bedeutend hob. Sie formte Figuren aller Art nach antiken Mustern, u. auch ihre anderweitigen Formen von Vasen, Gefäßen etc. wurden zierlicher, besser glasirt u. im Stoff besser. Jetzt steht die Töpferkunst sowohl rücksichtlich der technischen. Ausführung, als auch rücksichtlich des künstlerischen Geschmacks in ihren Leistungen wieder auf einer hohen Stufe. Vgl. Brogniart, Traité des arts céramiques, Par. 1844, 2 Bde.; I. G. Gentele, Lehrbuch im Potteriesache, Gehren 1856; C. Hartmann, Die Thonwaarenfabrikation, Quedlinb. u. Lpz. 1850; Ch. H. Schmidt, Die Kunst ordinäre Töpferwaare anzufertigen, aus dem Französischen, Weimar 1836.
Pierer-1857: Töpfer [2]
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