Isenburg [2]

[79] Isenburg. Die Herren von J. kommen urkundlich zuerst 1144 vor. J. bei Coblenz war das Stammhaus dieses Geschlechts, wurde aber im 13. Jahrh. in einer Fehde des Besitzers mit dem Erzbischof von Köln geschleift, später jedoch als Nieder-Isenburg wieder aufgebaut. Die Söhne des um 1290 lebenden Heinrich stifteten zwei Hauptlinien, nämlich Gerlach die ältere u. Bruno, welcher die Grafschaft Wied erheirathete, die jüngere. Die letztere, die Nieder-Isenburgische Linie, starb 1664 mit dem Grafen Ernst aus. Die Grafen von Wied, ihnen verwandt u. mitbelehnt, sollten eigentlich succediren; jedoch Kurtrier, Kurpfalz u. das Stift Fulda zogen die Lehen ein, die Allodien aber fielen an das Haus Aremberg, aus welchem des Grafen Ernst erste Gemahlin gewesen war. Die Besitzungen der älteren Linie, Ober-Isenburg, mehrmals getheilt, durch den 1360 verstorbenen 1) Grafen Ludwig, welcher die reichsunmittelbare wetterauische Herrschaft Büdingen mit seiner Gemahlin Hedwig, Erbtochter des letzten Dynasten von Büdingen, erheirathete, ansehnlich vergrößert u. 1442 zur Grafschaft erhoben, vereinigte wieder 2) Wolfgang Ernst I.; dieser theilte aber 1628 noch vor seinem Tode (1633) unter seine sechs Söhne. Die vier mittleren starben jedoch ohne Erben, u. nur der älteste u. der jüngste setzten das Haus J. fort, so daß sich jetzt das, der Protestantischen Confession folgende, in beiden Hessen u. Baiern begüterte, theils fürstliche, theils gräfliche Haus in folgende zwei Hauptlinien theilt: A) Offenbach-Birsteinische Hauptlinie; Stifter: 3) Wolfgang Heinrich, ältester Sohn Wolfgang Ernsts, st. 1635. Dessen vier Söhne geriethen 1652 über die Erbschaft in Streit, doch gab endlich der älteste, Johann Ludwig (st. 1685), da er sah, daß seine Brüder ohne Kinder blieben, nach u. theilte mit ihnen auf kaiserlichen Befehl. a) Linie J.-Offenbach, Stifter: 4) Johann Phipp, ältererer Sohn Wolfgang Heinrichs, st. 1728, mit ihm starb diese Linie wieder aus. b) die J.-Birsteinische Linie, Stifter: 5) Wilhelm Moritz, Bruder des Vor., st. 1711; diese Linie nahm nach dem Anfall von Offenbach den Namen aa) J.-Offenbach-Birstein an. Das Erstgeburtsrecht war im Hause J. zu Anfang des 18. Jahrh. eingeführt worden, dem gemäß succedirte 6) Wolfgang Ernst II., ältester Sohn Wilhelms, geb. 1686, demselben allein u. wurde 1744 in den Fürstenstand erhoben. 7) Fürst Karl Friedrich Ludwig Moritz, geb. 29. Juni 1766, trat am 12. Juli 1806 dem Rheinbund bei u. erhielt die Souveränetät über die drei jüngeren gräflichen Linien, so wie über die Grafen von Schönborn-Heusenstamm u. Lerchenfeld als reichsritterliches, angrenzendes Territorium. Nachdem der Rheinbund sich aufgelöst hatte, kam J. durch die Wiener Congreßacte an Österreich u. wurde von diesem 1816 an das Großherzogthum Hessen überlassen, welches es theils den Provinzen Starkenburg u. Oberhessen einverleibte, theils an das Kurfürstenthum Hessen[79] für Hanauische Ämter abtrat; der Fürst st. 21. März 1821. Jetziger Chef ist: 8) Fürst Wolfgang Ernst III., Sohn des Vor., geb. 25. Juli 1798, vermählt seit 1827 in kinderloser Ehe mit Adelheid geb. Gräfin von Erbach-Fürstenau; der Sohn seines 1843 verstorbenen Bruders Victor, Prinz Karl ist 1838 geboren. bb) J.-Philippseich; Stifter: 9) Wilhelm Moritz, jüngerer Bruder von J. 6), geb. 1688, st. 1730, wurde apanagirt; Haupt der Linie Philippseich ist 10) Graf Georg, Sohn des 1838 verstorbenen Grafen Heinrich, geb. den 15. April 1794, ist großherzoglich hessischer Generalmajor u. Generaladjutant des Großherzogs von Hessen; seit 1841 vermählt mit Bertha geb. Gräfin von J.-Büdingen in Meerholz; Erbgraf Ferdinand ist geb. 1841. Eine Nebenlinie der Philippseicher Linie ist c) die gräfliche Linie J.-Philippseich in Baiern; jetziger Chef: 11) Graf Wilhelm Christoph, Sohn des 1822 verstorbenen Grafen Georg August, geb. 1782, baierischer General der Infanterie a. D., vermählt mit Henriette v. Normann; ältester Sohn Georg, geb. 1813. B) Die Büdingische Hauptlinie, Stifter: 12) Johann Ernst, jüngster Sohn von J. 2), st. 1673; seine vier Söhne gründeten 4 Linien, von denen die jüngste zu Marienborn, gestiftet von Karl August, mit dem Stifter 1725 wieder ausstarb; die drei noch blühenden Linien sind: a) fürstliche Linie J.-Vüdingen in Büdingen, 1840 in den großherzoglich hessischen Fürstenstand erhoben; Stifter: 13) Johann Kasimir, ältester Sohn des Vor., st. 1693; jetziger Chef: 14) Fürst Kasimir, Sohn des 1852 verstorbenen Fürsten Ernst Kasimir, geb. 14. Decbr. 1806, folgte seinem Vater 1848 in Folge dessen Cession; er steht in österreichischen Militärdiensten u. ist seit 1836 vermählt mit Thecla geb. Gräfin Erbach-Fürstenau; der Erbprinz Bruno ist 1837 geboren. b) Gräfliche Linie J.-Büdingen in Wächtersbach; Stifter: 15) Graf Ferdinand Max, zweiter Sohn von J. 12), st. 1703; jetziger Chef: 16) Graf Ferdinand, Sohn des Grafen Adolf, geb. 24. Oct. 1824, folgte seinem Vater 1847 in Folge dessen Cession, ist seit 1849 mit Auguste geb. Gräfin von Schaumburg vermählt; sein Sohn Friedrich Wilhelm ist geb. 1850; vgl. Hassenpflug. c) Gräfliche Linie zu J.-Büdingen in Meerholz, Stifter: 17) Graf Franz Albrecht, dritter Sohn von J. 12), st. 1724; jetziger Chef: 18) Graf Karl, Sohn des 1822 verstorbenen Erbgrafen Joseph Friedrich Wilhelm, geb. 26. Oct. 1819, folgte 1832 seinem Oheim, dem Grafen Karl Ludwig Wilhelm, ist seit 1846 vermählt mit Johanna geb. Gräfin v. Castell; der Erbgraf Friedrich Kasimir ist 1847 geboren.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 79-80.
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