Jordan [2]

[39] Jordan, 1) Peter, war Professor der Landwirthschaft in Wien u. st. 1827; verdient um den Aufschwung der Landwirthschaft in Österreich, bes. wurden durch ihn viele landwirthschaftliche Lehranstalten u. Vereine ins Leben gerufen u. die besten Ackerbauwerkzeuge eingeführt. 2) Sylvester, geb. den 30. Dec. 1792 in Omes, einem Weiler bei Innsbruck, studirte in Landshut u. Wien die Rechte, arbeitete dann auf dem baierischen Landgericht Rosenheim u. wurde 1815 Privatdocent in Landshut,[39] ging nach München, Frankfurt a. M., Heidelberg u. nahm 1822 einen Ruf als Professor der Rechte in Marburg an. 1830 wurde er zum Abgeordneten der Universität Marburg auf dem Landtage gewählt, wo er in sehr liberalem Sinne sprach, weshalb ihn eine Reihe von Unannehmlichkeiten traf. Die Conflicte mit dem Ministerium, seine Ministerialanklage u. bes. sein Bestehen auf seiner Wahl zum Deputirten führten 1833 seine Verweisung aus Kassel u. die Beschuldigung, als habe er an demagogischen Umtrieben Theil genommen, 1838 seine Cousinirung auf das Stadtgebiet Marburg u. endlich seine Verhaftung herbei. Sein Proceß endigte damit, daß er 1845 nach mehrjähriger Hast freigesprochen wurde. Vgl. Selbstvertheidigung in der wider ihn geführten Criminaluntersuchung, 1844; auch A. Bodens Vertheidigungsschriften I-s sind gedruckt, Frankf. 1843 f. Im April 1848 wurde er als hessischer Bundestagsgesandter nach Frankfurt geschickt u. im Mai Mitglied der Deutschen Nationalversammlung. Er schr.: Versuche über allgemeines Strafrecht, 1818; Lehrbuch des allgemeinen u. deutschen Strafrechts, 1831; Die Jesuiten u. der Jesuitismus, 1839. 3) Rudolf, geb. 1810 in Berlin, Genremaler, erhielt seine erste Bildung seit 1828 bei Wach, ging dann nach Düsseldorf, wo er sich für die Genremalerei entschied, u. ist Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Ein längerer Aufenthalt in Helgoland führte ihn zum Studium des Lebens u. der Charaktere dieser Insulaner u. zu den mannichfachsten bildlichen Schilderungen derselben. Gleich durch das erste derartige Bild: Der Heirathsantrag auf Helgoland (1834), machte er sich einen Ruf, welchen er durch eine lange Reihenfolge gemüth- u. anmuthvoller Gemälde bewährte. Dahin gehören: Die vergessenen Stiefel, Des Lootsen Tod, Des Lootsen Examen, Das unverhoffte Wiedersehen, Der Abend an der Strandtreppe, Vaterfreuden, Die glücklichen Alten, Schiffbruch, Der heimkehrende Matrose, Die Sonntagsuhr der Seeleute, Die Wochenstube, Die heimkehrenden Lootsen, Seeleute im Sturm, Eine Düne mit einem Ertrunkenen etc. Mehreres von ihm findet sich im Düsseldorfer Album (von Buddeus). 4) Wilhelm, geb. 1810 in Berlin, privatisirte nach Vollendung seiner Studien erst in Königsberg, dann in Leipzig; wegen eines freisinnigen Toastes, welchen er bei der Literatenversammlung 1845 hier ausgebracht hatte, aus Leipzig verwiesen, lebte er erst in Bremen u. ging 1849 in seine Vaterstadt zurück. In die Deutsche Nationalversammlung zu Frankfurt gewählt, gehörte er erst zur Linken, dann zur Gagernschen Partei u. wurde unter Duckwitz Marinerath im Reichsministerium. Er blieb auch nach der Auflösung des Parlaments in Frankfurt. Er schr.: Irdische Phantasien (Gedichte), Königsb. 1842; Lithauische Volkslieder u. Sagen, Berl. 1844; Ihr träumt (Gedicht), Lpz. 1845; Schaum (Dichtungen), ebd. 1846; Geschichte der Insel Haiti, ebd. 1846 bis 1849, 2 Bde.; Demiurgos (ein Mysterium), ebd. 1852–54, 3 Bde.; Die Liebesleugner (lyrisches Lustspiel), 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 39-40.
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