[175] Lava, die feurigflüssige Masse im Innern der Vulkane, welche bei Eruptionen aus den Kratern od. Wänden derselben in Strömen herabfließt u. erkaltet. Im Vulkan schwillt sie hellglänzend wie flüssiges Eisen, platzt mit großem Geräusch, indem der unter ihr befindliche Wasserdampf zu entweichen sucht u. als eine dicke weiße Dampfwolke aus dem Krater emporsteigt, welche Stücken glühender L. mit sich fortreißt. Oft wird die flüssige Lavamasse durch den Druck des Dampfes so hoch gehoben, daß sie über den Rand des Kraters hinwegfließt u. sich in Strömen über die Wände des Vulkans ergießt. Doch geschieht dies meist nur bei kleineren Vulkanen, bei größeren spaltet sich der Berg an der Wandung u. aus diesen Spalten tritt der Lavastrom hervor. Die größte Höhe, bis zu welcher die L. im Vulkan gehoben werden kann, zeigt der Vulkan Klutscheff in Kamtschatka, aus dessen 4700 Meter über dem Meere gelegenen Krater sich L. ergossen hat. Die Hitze der schmelzenden L. ist sehr verschieden, doch kann sie im Mittel zu 1270° C. angenommen werden; bei der Zerstörung von Torre del Greco im Jahre 1794 war eine Glocke, welche in einen Lavastrom fiel, nur theilweis geschmolzen, indem nur das Zink flüssig wurde u. das Kupfer ungeschmolzen zurückblieb. Die Oberfläche des Lavastromes erkaltet ziemlich schnell u. erhärtet, während die unter der gebildeten Kruste befindliche glühende L. langsam fortfließt, indem sie durch ihren Druck die erhärtete Decke fortwährend zerreißt. Diese Lavastücken werden durch einander gewühlt u. bilden dann die rauhen Ströme mit wild durch einander geworfenen Schlacken u. eingeschmolzenen Trümmern, welche man Cheires nennt; oft thürmen sie sich zu hohen Säulen auf, aus deren Spitzen Fumarolen von Wasserdampf hervorbrechen. Die Geschwindigkeit, mit welcher sich der Lavastrom fortbewegt, hängt sowohl von dem Gefälle, als auch von der Flüssigkeit u. der Menge der L. ab. Der Lavastrom, welcher sich 1805 aus dem Krater des Vesuv ergoß, erreichte schon nach drei Stunden die Meeresufer, eine gerade Entfernung von 7000 Meter. 1776 soll ein Lavastrom 2000 Meter Wegs in 14 Minuten zurückgelegt haben; der 1200 Fuß breite Lavastrom, welcher 1842 aus dem Ätna gegen Bronte hinfloß, durchlief in einer Stunde einen Weg von 1750 Fuß. Gegen das Ende des Fließens ist die Geschwindigkeit sehr gering, meist nur 1 Fuß in einem Tage. Sehr verschieden sind auch die Dimensionen der Lavaströme; bei starkem Gefäll des Bodens ist der Strom ziemlich schmal; je geringer die Neigung des Bodens ist, desto mehr kann er sich ausbreiten. Der im Jahre 1669 aus dem Ätna ergossene Strom hatte an manchen Stellen eine Dicke von 100 Fuß u. eine Breite von 11/2 geographischen Meilen Die beiden Ströme aus dem Skaptar Jökul vom Jahre 1783 sind 20 geogr. Meilen lang, 3 geogr. Meilen breit u. an einigen Stellen 600 Fuß mächtig. Die L. ist ein mehr od. weniger inniges krystallinisches Gemeng mehrerer Mineralien; sie ist häufig porös, löcherig u. blasig, von Farbe grau, schwarz, grün, roth, braun; an der Oberfläche, wo die Erkaltung rascher erfolgt ist, zeigt die L. ein glasiges, schlackiges Aussehen; wo sie mit Wasser in Berührung gekommen ist, hat sich der Bimsstein gebildet. Als hauptsächlichste Bestandtheile der Laven, deren Zusammensetzung außerordentlich verschieden ist, treten Labrador, Augit, Leucit, Anorthit, Olivin u. Magneteisen auf; sie sind weniger reich an Kieselerde, als die anderen Eruptivgesteine, wogegen Kalk u. Eisenoxydul vorherrschen, u. zeichnen sich bes. dadurch aus, daß sie meist vollkommen wasserfrei sind. An der Oberfläche von Lavaströmen finden sich häufig Auswitterungen von Schwefel, Gyps, Kochsalz, Salmiak. Manche Laven zeigen regelmäßige, sechsseitige, äulenförmige Absonderungen, ähnlich den Basalten. Nach ihren vorherrschenden Bestandtheilen unterscheidet man: Labradorlava welche den [175] Basalten nahe steht, enthält Labrador, Augit, Olivin u. Magneteisen; Leucitlava, welche bei sehr kleinen Krystallen von Leucit Kryptoleucitlava heißt; Anorthitlava, selten vorkommend; Oligoklaslava, auf Island. Augit ist ein constanter Bestandtheil der Laven; Magneteisen scheint ebenfalls in keiner L. zu fehlen Man theilt gewöhnlich die Laven ein in: a) Laven der Trachytfamilie: aa) Trachytlava, dem Trachyt am ähnlichsten, dicht, porös u. halb glasig, mit Körnern von glasigem Feldspath, bes. bei Neapel; bb) Phonolithlava, dem Phonolith nahe stehend, mit poröser, hellgrauer Grundmasse; hierher gehört auch der Piperino der Phlegräischen Felder; cc) Obsidianlava, wesentlich aus Obsidian bestehend, auf Teneriffa, Ischia u. Island; dd) Bimssteinlava, theils in wirklichen Strömen, theils in losen Auswürflingen. b) Laven der Basaltfamilie; diese sind oft sehr schlackig, enthalten kein Wasser, wie die Basalte u. besitzen nur selten Ausfüllungen der Blasenräume: aa) Basaltlava, mit schwärzlicher Grundmasse u. Augit- u. Olivinkrystallen, ist oft säulenförmig abgesondert wie die echten Basalte; in Centralfrankreich u. am Oberrhein; bb) Doleritlava, mit viel Labrador, Augit u. Magneteisenstein; am Ätna; cc) Leucitlava, mit Leucit als vorherrschendem Bestandtheil; am Vesuv. Die L. dient als Bau- u. Pflastersteine, die glasige L. wird geschliffen u. zu Knöpfen, Armbändern u. allerlei Ornamenten verarbeitet; auch gibt man der Glasmasse für Bouteillenglas einen Zusatz von L.