Schenk von Tautenburg

[132] Schenk von Tautenburg, ein altes, berühmtes thüringensches Dynastengeschlecht, welches dasselbe mit dem der Schenken von Vargula ist u. in seinem Stammlande erloschen ist. Aus ihm lebten die Schenken 1) Walther u. Rudolf im 12. Jahrh. am Hofe der thüringenschen Landgrafen u. wurden vom Landgrafen Hermann an den Hof des Königs Andreas von Ungarn gesandt, um für den jungen Landgrafen um die Hand der Königstochter (der nachher Heiligen Elisabeth) zu werben u. die junge vierjährige Braut auf die Wartburg[132] zu bringen. 2) Johann, kämpfte mit Herzog Albrecht dem Beherzten gegen die Friesen, wurde von ihm zum Statthalter von Friesland ernannt, kehrte von da 1518 zurück u. st. 1530. 3) Georg, wurde 1521 Statthalter von Friesland, Ober-Yssel u. Gröningen, zeichnete sich 1522–1536 durch glänzende Thaten in den Niederlanden aus, wurde 1520 vom Kaiser Karl V. mit seiner Familie zu Freiherren von Tautenburg erhoben u. st. 1543. 4) Friedrich, Sohn des Vorigen, geb. 1473, studirte die Rechtswissenschaften, wurde kaiserlicher Geheimer Rath u. als solcher zu mehren Gesandtschaften gebraucht, hernach kaiserlicher Kammergerichtspräsident in Speyer, schrieb mehre geschätzte juristische Werke, trat später in den geistlichen Stand u. st. 1550 als Erzbischof in Utrecht. 5) Christian, geb. 1600, studirte in Jena, wurde hier 1618 Rector magnificentissimus, hatte sehr von den Drangsalen des Dreißigjährigen Krieges zu leiden, in welchem 1637 sein Schloß Prießnitz geplündert u. 1638 niedergebrannt wurde; er floh nach Tautenburg, dann nach Jena u. starb 1640; sein Leichnam wurde erst 1647 in dem Familienbegräbniß zu Frauen-Prießnitz begraben. Eine Linie des Geschlechts kam durch den Deutschen Orden nach Preußen, wo sie noch jetzt blüht; der Stammvater derselben war: 6) Christoph I., geb. 1460, zog als Ritter des Deutschen Ordens 1497 mit dem Hochmeister Haus von Tiefen gegen die Türken, kam 1512 nach Preußen u. war 1520 bis 1525 Amtmann des Deutschen Ordens zu Angerburg. 7) Wolfgang, geb. 1604, kämpfte in seiner Jugend in den Niederlanden siegreich gegen die Spanier, nahm bei Herzogenbusch eine spanische Silberflotte u. wurde dafür zum Capitän ernannt; er umsegelte später Afrika, kämpfte in Amerika drei Jahre gegen die Spanier zur See u. führte ein Jahr in Pernambuco das Commando; aus Amerika zurückgekehrt wurde er Landeshauptmann von Neidenburg u. Soldau, legte einen Streit zwischen König Wladislaw IV. von Polen mit Dänemark bei u. st. 1649. Der jetzige Chef dieser in Preußen angesessenen u. als freiherrlich anerkannten Familie ist: 8) Freih. Rudolf, geb. 1809, ist preußischer Lieutenant a. D. Vgl. Kurze Übersicht der Geschichte der Schenken von Tautenburg, Rastenburg 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 132-133.
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