Schola

[365] Schola (lat., v. gr.), 1) Ruhe, Muße, bes. das Freisein von Staatsgeschäften; daher 2) in den römischen Bädern der Gang mit Geländer um das Badebecken für die, welche sich noch baden wollten, u. die, welche den Badenden zur Unterhaltung dienten, s.u. Bad III.; 3) Gang u. Gallerie in den römischen Häusern, bes. mit Gemälden u. Kunstwerken, wo man sich zur Unterhaltung versammelte u. wohin bes. die Dichter kamen, um ihre Gedichte den Versammelten mitzutheilen, daher S. poëtarum; 4) die Beschäftigung mit den Wissenschaften u. schönen Künsten, Untersuchung über gelehrte Gegenstände, Unterredung mit Anderen darüber, Vorlesung u. Erklärung von wissenschaftlichen Werken; daher S. romāna, die Akademie im alten Rom, s.d. S. 247; u. S. palatīna, Gesellschaft von Gelehrten, welche Karl der Große um sich versammelte; s.u. Akademie S. 238); 5) der Ort, wo Lehrer u. Lernende zusammenkamen, Unterrichtsanstalt, Schule, s.d.; daher jetzt Schola collecta, Privatschule, wo ein Lehrer aus mehren Familien eine Anzahl Kinder zum Unterricht erhält. Schola illustris, von einem Fürsten gestiftete Schule, s. Fürstenschule. Insbesondere 6) der Ort, wo junge Leute unter Aufsicht des Comes od. Tribunus scholae in den Kriegswissenschaften unterrichtet wurden; 7) so v.w. Secte, Anhänger eines Gelehrten, z.B. S. Accursiāna, S. Bartolīna, Anhänger des Juristen Accursius im 13. u. des Bartolus de Saxoferrato im 14. Jahrh.; u. 8) (Ludus), weil der Unterricht bei den Römern auch körperliche u. kriegerische Übungen umfaßte, Fecht-, Ringschule; man benannte diese entweder nach der Tageszeit, wo daselbst Übungen angestellt wurden, wie S. matutīna (Ludus matutinus), wo man des Morgens sich dazu versammelte; od. nach der Art u. Weise, wie man daselbst kämpfte, S. gallĭca (Ludus gallicus), weil man sich in gallischer Kriegsweise übte; 9) Corporation, Leute, welche zu Folge ihres Dienstes u. ihres Metiers zusammengehörend, sich an einem bestimmten, ebenfalls S. genannten Ort versammelten, so S. quaestōrum u. S. capulatōrum, Gebäude in der dritten Region der Stadt Rom, wo an die armen Leute durch die Capulatores, mit Zuziehung der Quästoren, Öl vertheilt wurde; S. xantha, ein Gebäude in der achten Region in Rom, wo sich die Notarien, Copisten u. Gehülfen der Curntischen Ädilen versammelten; S. coriariōrum, S. lignariōrum etc., wo sich die Zünfte der Lederarbeiter, Zimmerleute etc. versammelten; 10) Abtheilung Soldaten; bes. in der späteren Kaiserzeit (S. palatīna), deren Haustruppen (S. domesticōrum), an Zahl 3500, in 9 Compagnien getheilt waren, von denen die beiden ersten, S. protectorum equĭtum u. S. prot. pedĭtum, die Leibwache des Kaisers ausmachten; ihre Vorsteher waren die Comites od. Decemprimi scholarum; der allgemeine Befehlshaber hieß Domesticus scholarum legionum. Die zu diesen Garden gehörigen Soldaten hießen Scholāres (Scholarii); sie bekamen mehr Sold, bessere Kleider u. hatten höheren Rang. Die verschiedenen Abtheilungen wurden nach den Waffen genannt, so S. scutariorum, die Schildträger, S. clibanariorum, die gepanzerten Reiter etc.; 11) gewisse Klassen höherer od. niederer Staatsdiener, so S. gentilĭum, die Klasse von Civil- u. Militärdienern, welche nicht aus geborenen Römern, sondern aus einer auswärtigen Nation in Dienst genommen waren; S. silentiariorum, die das geheime Ministerium bildete, vgl. Silentiarius; S. agentium in rebus, die Klasse von Bedienten am Kaiserhof, welche für das Proviantwesen sorgten; S. societatis sacrarum legationum, das Collegium der kaiserlichen Schatzkammer, von welchem Pensionen od. sonstige Gnadengeschenke bestätigt u. ausgezahlt wurden; [365] 12) (S. ollarum, Ollarium), in den Begräbnissen der Römer ein Platz, wo die Urnen aufgestellt wurden; 13) (S. communis), in Klöstern der Schlafsaal.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 365-366.
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