[912] Setzmaschine, 1) eine Vorrichtung, durch welche beim Waschen des Erzes dasselbe immer umgerührt wird, damit sich der Schlich gehörig absondere; 2) so v.w. Siebwerk. 3) (Lettern-, Schriftsetzmaschine), Maschine, welche ein schnelleres u. leichteres Zusammensetzen der Lettern für den Druck ermöglicht. Solche S-n können nicht alle Arbeiten des Setzers verrichten, namentlich nicht jene, bei welchen ein fortwährendes Denken u. Beurtheilen des künstlerischen Effects nöthig ist, wie bei Titelsatz, Tabellensatz, mathematischem Satz, Kunstsatz; vielmehr beschränkt sich die Thätigkeit der S. auf die Zusammensetzung der Typen in der entsprechenden Aufeinanderfolge, während die Anordnung der Typen zu Zeilen u. Columnen dem Setzer bleibt. Nur schwierig kann dieselbe S. verschiedene Schriftgattungen setzen, weshalb man für jede Schriftgattung eine besondere S. haben müßte. In ökonomischer Beziehung wird daher durch eine S. nur ein ungenügendes Resultat erlangt, sobald mit dem Setzen nicht auch das Ablegen, die S. also mit einer Ablegmaschine verbunden wird. Die erste Idee zu einer S. gaben Bellanche u. W. Church in England um 1823, doch ohne praktische Resultate. 1839 erfand Peter von Kliegl in Presburg eine Letternsortir- u. S. u. erhielt 1844 dafür eine öffentliche Belohnung von 6400 Fl.; diese Maschinen sind indeß nicht weiter in Anwendung gekommen. In weiteren Kreisen wurde die S. (Pianotyp) von James Hudden Young u. Adrien Delcambre zu Lille bekannt, worauf dieselben am 13. März 1840 in England ein Patent erhielten u. welche sie mit nachträglichen Verbesserungen 1844 auf der Pariser Ausstellung in Thätigkeit setzten. Diese S. ähnelt einem stehenden Piano; der Setzer sitzt vor einer Reihe Tasten, von denen jede zu einem der im gewöhnlichen Setzkasten vorhandenen Buchstaben od. typographischen Zeichen gehört, welches auch auf der Taste angegeben ist. Die Buchstaben aber liegen in verticalen Schlotten so geordnet, daß sie alle mit dem Auge nach vorn u. mit der Signatur nach links liegen; die Schlotten reichen nicht bis herab auf die Platte, auf welcher die Buchstaben aufgeschichtet sind; wird nun eine Taste niedergedrückt, so setzt sie durch eine verticale Zugstange einen zu ihr gehörigen horizontalen Schieber in Bewegung u. dieser Schieber schiebt den unter der Schlotte frei liegenden Buchstaben auf die kupferne, unter 45° geneigte Leitungsplatte. Beim Rückgange des Schiebers fällt ein neuer Buchstabe aus der Schlotte vor den Schieber. Auf der Leitungsplatte sind Rinnen, welche sich nach u. nach in einen einzigen Kanal vereinigen. Da die leichteren Buchstaben u. Interpunctionszeichen in den mittelsten Schlotten liegen u. daher die kürzesten Rinnen zu durchlaufen haben, so treffen die Buchstaben in derselben Reihenfolge, in welcher sie von den Schiebern auf die Leitungsplatte gestoßen werden, am unteren Ende der Platte ein, gelangen in einen, durch zwei um die Höhe der Buchstaben von einander entfernte Wände gebildeten Kanal, in welchem sie mit dem Auge nach oben, mit der Signatur nach links, vertical gestellt werden. Das Umfallen der Lettern verhindert ein Keil, welcher von dem Setzer mittels eines Fußtritts od. von einem Knaben mittels einer Kurbel in Bewegung gesetzt wird u. den Satz dahin befördert, wo ein zweiter Setzer ihn mit Spatien ausschließt u. im Setzbrete zu Zeilen u. Columnen formt. Zwei Knaben füllen die Schlotten beständig mit Buchstaben. Zum Ablegen des Satzes nach dem Drucken sind zwei Personen nöthig. Ein gewandter Setzer liefert in einer Stunde 17002000 Typen druckfertigen Satz, die Maschine 6000 in einer Stunde; der Preis der Maschine betrug 100 Pfd. Sterling. Die S. von John Clay in Cottingham u. Capitän Rosenborg zu Sculwater wurde in England den 27. Nov. 1840 u. 21. März 1842 patentirt; sie unterscheidet sich wesentlich dadurch von der vorigen, daß die aus den Typenschlotten herausfallenden Typen auf ein Laufband ohne Ende fallen, welches mit beträchtlicher Geschwindigkeit unter den sämmtlichen Röhren fort, von rechts nach links hin bewegt wird u. so die Lettern in derselben Ordnung u. Lage, wie sie auf dasselbe fielen, nach der linken Seite der Maschine bringt. Hier liegt das Receptakel, welches die Stelle des Winkelhakens der Setzer vertritt, in verticaler Richtung, u. in demselben werden die Lettern, wie sie ankommen, durch die Maschine aufgestapelt. An der vordern Seite des Claviers befindet sich ein Zähler, welcher durch den Klang eines Glöckchens anzeigt, wenn eine Linie des Receptakels vollendet ist; dann dreht der Setzer eine kleine Kurbel, mittelst deren eine Schiene gegen die Augen der Lettern gedrückt u. letztere mit ihrem Fuß auf den Boden des Receptakels geschoben werden. Hierauf drückt der Setzer einen Hebel, welcher den beweglichen Boden des Receptakels zur Seite schiebt u. der oben erwähnten Schiene gestattet die Letterzeile durch das Receptakel hindurch in einen dahinter stehenden Kasten hineinzuschieben. Dieser Kasten ist um ein Charnier beweglich u. wird durch einen Gehülfen des Setzers in eine horizontale Lage gebracht, so daß die Lettern jetzt mit dem Auge nach oben stehen. Der Gehülfe liest nun die Zeile, bringt sie auf das Setzbret, schließt sie aus u. formirt daraus Columnen, während der Setzer eine neue Zeile setzt. Erleichternd ist hierbei, daß der Setzer Sylben, ja Wörter, in denen die Lettern nach ihrer natürlichen Reihe im Alphabete folgen, wie z.B.: Ei, ach, Ader, wie einen Accord auf dem Clavier anschlagen kann, ohne der richtigen Folge im Satze zu schaden. Dagegen entsteht ein kleiner Zeitverlust in dem Falle, wenn z.B. auf z ein a folgt, indem das Laufband leer durch die Maschine gehen muß, bis das bereits gesetzte z hinter die Röhre für a gekommen ist, doch ist dieser Verlust nicht bedeutend, da das Band mit großer Geschwindigkeit läuft. Die höchste Leistung dieser Maschine ist 10,800 Lettern in einer Stunde; doch kann dann der den Satz in Columnen ordnende Setzer nicht nachkommen, da er stündlich höchstens 89000 Lettern ordnen kann. Clay u. Rosenborg construirten auch eine Ablegmaschine, mit welcher ein Arbeiter etwa 6000 Typen in einer Stunde ablegt u. in solche Reihen ordnet, wie sie in die Kanäle der S. eingelegt werden; man legt eine Columne auf einen kleinen Wagen u. schiebt die erste abzulegende Zeile in eine Vertiefung, welche an einer Stelle eine Öffnung[912] zum Herunterschieben der einzelnen Typen hat. Der Wagen läßt sich auf einer kleinen Eisenbahn quer über die Anfangspunkte sämmtlicher nebeneinander liegender Typenkanäle bewegen; für jeden Buchstaben ist eine Taste vorhanden; wird diese niedergedrückt, so tritt ein Stift in die Höhe, welcher den Wagen über dem zur Taste gehörigen Typenkanäle aufhält u. beim Anstoßen des Wagens zugleich durch einen besonderen Mechanismus die erste Type in den Kanal hinabschiebt, durch einen andern Mechanismus aber die ganze Typenreihe auf dem Wagen um die Stärke des herabgeschobenen Typen vorwärts schiebt. Der Ableger überliest die Zeile, führt mit der einen Hand den Wagen u. drückt mit der andern die Tasten. Die von Gaubert construirte Ableg- u. S. (Gerotyp) wurde den 13. März 1840 in England patentirt u. ist von der vorhergehenden nicht wesentlich verschieden; sie soll 86,000 Lettern in einer Stunde setzen. Die S. von W. H. Neus in Würzburg wurde den 2. Mai 1844 in Baiern patentirt; sie hat 288 Letternkanäle u. 96 Tasten, welche sich durch Register wie bei einer Orgel nach Bedarf mit einer der drei in den 288 Kanälen enthaltenen Schriftgattungen in Verbindung setzen lassen. Die unter Betheiligung der k.k. Staatsdruckerei in Wien von Emanuel Tschulik aus Voitsdorf construirte S. ist der S. von Clay u. Rosenborg ähnlich, aber einfacher; sie hat 120 Tasten u. 120 Typenkanäle u. unter letzteren einen querliegenden mit endloser Kette (Transporteur, Conducteur), auf welche die Typen herabfallen. Durch Aufstellung mehrer Reihen von Typenkanälen nebst Zubehör läßt sich diese S. in eine mehrfache S. umwandeln, welche bei blos einer Claviaturbewegung mehrfachen Satz liefert. Die Sortir- od. Ablegmaschine von Tschulick u. Wurm hat den Wagen wie die Rosenborgsche, aber zur Abkürzung der Arbeit ist bei ihr u. bei der S. für die oft vorkommenden Buchstaben mehr als ein Kanal vorhanden u. zwar an verschiedenen Stellen der Typenreihe. Die Leistung der einfachen S. steigt auf 12,000 Buchstaben in einer Stunde. Mehrfache S-n sind bes. für Zeitungen von Wichtigkeit, welche in sehr kurzer Zeit in starker Auflage gedruckt werden müssen. Chr. Sörensen in Kopenhagen hat die S. mit der Ableg- od. Letternsortirmaschine in einer überaus einfachen u. sinnreichen Weise verbunden; seine Maschine erregte schon 1851 auf der Ausstellung in London Aufmerksamkeit u. 1855 auf der Pariser Ausstellung wurde sie mit der goldenen Medaille gekrönt. Das Ablegen erfolgt während des Setzens in der Art, daß sich die Maschine ihren Typenvorrath stets aus abzulegendem Satze regelmäßig herstellt. Auf dieser Maschine liefern in der Druckerei der Zeitung Fädrelandet in Kopenhagen zwei Setzer täglich einen Satz von 45,000 Lettern u. legen dabei ebensoviel ab; zum Setzen u. Formen dieser Menge würden sonst vier Setzer, zum Ablegen ein Setzer nöthig sein; diese S. leistet daher soviel als fünf Setzer u. zwar mit größerer Richtigkeit als beim gewöhnlichen Setzen; die Bedienung der S. ist leichter zu erlernen als das Setzen. Die S. von Sörensen enthält nicht horizontale Typenkanäle in einer Ebene, sondern die 120 Reihen der vertical übereinander liegenden Typen befinden sich durchgehends in radialer Richtung zwischen Stäben, welche den Umfang eines offenen feststehenden Cylinders von 1618 Zoll Durchmesser u. 12 Zoll Höhe bilden u. sämmtlich der Achse dieses Cylinders parallel sind. Jeder Stab hat auf der einen Seite eine schwalbenschwanzförmige Hervorragung, über welche sich ein gleichgeformter Einschnitt der Type schiebt. Die unterste Type ruht auf einem Messingplättchen u. wird beim Niederdrücken der zugehörigen Taste durch einen Hebel durch eine Öffnung herausgeschoben u. fällt durch einen Trichter mit schraubengangförmigen Kanälen in den Kanal, in welchem sich die Zeile bildet u. in welchem Raum für etwa 1000 Buchstaben ist. Über dem Typencylinder steht ein zweiter von 8 Zoll Höhe, in welchen zwischen je zwei Stäbe eine Zeile abzulegender Satz kommt u. welcher sich regelmäßig über dem unteren dreht; zwischen beiden Cylindern ist eine feststehende Messingplatte, welche über jeder Reihe der darunter im untern Cylinder liegenden Buchstaben eine genau der Form dieser Buchstaben entsprechendes Loch enthält; alle diese Löcher sind verschieden, da jeder Buchstabe außer dem erwähnten schwalbenschwanzförmigen Einschnitte noch einige Einschnitte (ähnlich wie ein Schlüsselbart) hat, wodurch sich eben die Buchstaben von einander unterscheiden; daher kann beim Drehen des obern Cylinders nur dann ein Buchstabe durch die Messingplatte hindurchfallen, wenn er sich gerade über den gleichartigen Typen des unteren Satzcylinders befindet. Eine solche Maschine kostet 1800 Thlr.; die zugehörigen Typen sind schwerer zu gießen als die gewöhnlichen u. daher um 75 Procent theurer, doch sind sie wegen der Einschnitte um 25 Proc. leichter. Die Abnutzung der Typen in der Maschine ist gering; die angewandten Typen können 300- u. mehrmal benutzt werden. Bei der Ablegmaschine von John Patter haben die Typen ebenfalls verschiedene Signaturen, werden aber von einer endlosen Kette einzeln über eine Platte geführt. Zu erwähnen ist noch der mechanische Setzapparat von Bidet, sowie die Ableg- u. S. von Chaix u. von Mitchell.
Buchempfehlung
Anatol, ein »Hypochonder der Liebe«, diskutiert mit seinem Freund Max die Probleme mit seinen jeweiligen Liebschaften. Ist sie treu? Ist es wahre Liebe? Wer trägt Schuld an dem Scheitern? Max rät ihm zu einem Experiment unter Hypnose. »Anatols Größenwahn« ist eine später angehängte Schlußszene.
88 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro