Urban [1]

[277] Urban, I. Heilige: 1) St. U., geb. zu Anfang des 4. Jahrh., aus vornehmer Familie, widmete sich dem geistlichen Stand u. wurde Bischof von Andomatunum (jetzt Langres); er machte sich um die kirchlichen Angelegenheiten sehr verdient u. st. 376. Tag: der 23. Januar; sein Attribut ist ein Weinstock. II. Päpste: 2) St. U. I., ein Römer, war 223–230 Papst u. soll unter Alexander Severus als Märtyrer gestorben sein, weshalb ihm in der Römischen Kirche der 25. Mai gewidmet ist. 3) U. II., eigentlich Eudes (Odo) von Lagny, aus Chatillon an der Marne, studirte in Rheims, wurde daselbst Canonicus, ging dann nach Clugny u. wurde hier Prior. Gregor VII. machte ihn zum Bischof von Ostia u. schickte ihn 1084 als Legaten an den Kaiser Heinrich IV. zur Beilegung des Investiturstreites. Nach Victor III. wurde U. 1088 Papst u. hielt sich gegen seinen Gegenpapst Clemens III., obgleich er demselben einmal weichen mußte; er war ein eifriger Bekämpfer der Investitur durch Laienhand u. veranlaßte durch seine feurige Rede auf dem Concil zu Clairmont 1095 den ersten Kreuzzug (s.d.); er st. 29. Juni 1099; s. Papst S. 642. Seine Vita et Epistolae im 20. Bande von Mansi's Collectio. 4) U. III. eigentlich Lambert (Hubert) Crivelli, geb. in Mailand, wurde erst Archidiakonus in Bourges, dann in Mailand, unter Papst Lucius III. Erzbischof von Mailand, 1182 Cardinal n. 1185 selbst Papst; er war ein erbitterter Gegner des Kaisers Friedrich I. (s. Papst S. 643) u. st. 19. Oct. 1187 in Ferrara. 5) U. IV., eigentlich Jakob Pantaleon, war der Sohn eines Schuhmachers in Troyes; wurde Canonicus daselbst u. dann Bischof in Lüttich. Papst Alexander IV. schickte ihn als Legaten nach Pommern, Preußen u. Livland u. ernannte ihn dann zum Patriarchen von Jerusalem; 1261 wurde er zu Viterbo zum Papst gewählt; er mischte sich in Deutschland in den Kaiserstreit zwischen Richard u. Alfred u. versuchte Manfred in Sicilien zu stürzen, war aber in seinen Unternehmungen nicht glücklich u. st., auf der Flucht, 2. Octbr. 1264 in Perugia; s. Papst S. 644. Er führte das Frohnleichnamsfest ein. Von ihm gibt es Briefe, in Martenius Tresor des Anecdotes. 6) U. V.,[277] eigentlich Wilhelm Grimoard, geb. in der Diöcese Menda, war erst Benedictiner, 1353 Abt in Auxerre u. 1358 zu St. Victor in Marseille; als Canonist berühmt lehrte er eine Zeitlang in Montpellier, Avignon, Toulouse u. Paris das canonische u. bürgerliche Recht, ging dann als päpstlicher Legat nach Neapel u. Sicilien u. wurde 1362 zum Papst gewählt; er hatte Streitigkeiten mit Bernabo Visconti wegen Besetzung mehrer Städte des Kirchenstaates u. mit dem König Eduard III. von England wegen verweigerter Zahlung des Lehnzinses. Er residirte seit 1367 wieder in Rom, kehrte aber 1370 nach Avignon zurück u. starb hier 19. December d. I. u. wurde in Marseille begraben; s. Papst S. 646 f. 7) U. VI., eigentlich Bartholomäus von Prignano, geb. in Neapel, war erst Erzbischof in Bari u. wurde 1378 zum Papst erwählt; da durch seine Strenge veranlaßt die Cardinäle kurz darauf Clemens VII. an seine Stelle setzten, so entstand dadurch das große Schisma in der Kirche; U. residirte in Italien; nachdem er langen Streit um Neapel gehabt hatte, widmete er seine Sorge den kirchlichen Angelegenheiten, setzte die Feier des großen Jubeljahres auf das je 33. Jahr u. führte das Fest Mariä Himmelfahrt ein; er st. 15. October 1389; s. Papst S. 647. 8) U. VII., eigentlich Johann Baptista Castagna, geb. in Rom, war erst Erzbischof von Rossano, von Pius IV. zum Concil nach Trident gesendet, von Pius V., Gregor XIII. u. Sixtus V. zu mehren Gesandtschaften nach Deutschland u. Spanien gebraucht, 1583 zum Cardinal u. 1590 zum Papst gewühlt, st. aber schon 13 Tage nach seiner Ernennung noch vor der Consecration am 27. September 1590; s. ebd. 9) U. VIII., eigentlich Maffeo Barberini, geb. 1568 in Florenz, studirte in Rom u. Bologna, wurde unter Sixtus V. Referendarius signaturae justitiae u. Abbreviator majoris praesidentiae, unter Gregor XIV. Referendarius signaturae gratiae u. Gouverneur von Fano, unter Clemens VIII. päpstlicher Protonotarius u. Clericus camerae 1604 Erzbischof von Nazareth u. ging als Apostolischer Nuntius nach Paris, wo er das Meiste zur Wiederaufnahme der Jesuiten beitrug; 1605 wurde er Cardinalpresbyter u. 1608 Erzbischof von Spoleto u. 1623 Papst; er bekümmerte sich mehr um die Politik als um die Kirche u. durch seine Unterstützung der Interessen Frankreichs trat er Österreich gegenüber u. wurde mittelbar zu einer Verbindung mit den Protestanten in Deutschland geführt. Er erwarb dem Kirchenstaate 1631 das Herzogthum Urbino, errichtete 1622 die Congregatio de propaganda fide (Collegium Urbanum), gab 1627 der Bulle in Coena domini die jetzige Gestalt, verdammte die Lehre Galilei's etc.; s.u. Papst S. 651. Er st. 29. Juli 1644. Er schr.: Gedichte (weshalb er in die Academia degli Gelati zu Bologna kam), herausgeg. Antw. 1634, Par. 1642, Oxf. 1726; die Epigramme mit Commentar von H. Dormalius, Rom 1643; Lebensbeschreibung von Andreas Nicoletti; S. Simonin, Sylvae Urbanianae (Gesta Urbani), Antw. 1637. III. Gelehrter: 10) U. Bellunensis, ein Franciscanermönch aus Belluno, Schüler des Constantinus Laskaris in Messina; er st. 1526 in Venedig u. schr.:Institutiones in ling.greacam, Ven. 1512 u. ö., die erste griechische Grammatik im Abendlande.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 277-278.
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