Weishaupt

[57] Weishaupt, 1) Adam, geb. 6. Febr. 1748 in Ingolstadt, wurde bei den Jesuiten erzogen, studirte daselbst die Rechte u. wurde 1768 Repetent, 1772 Professor der Rechte u. 1775 Professor des Natur- u. Kanonischen Rechts. Er zeigte sich als erklärter Feind der Jesuiten nach der Aufhebung des Ordens u. suchte durch seine Lehre vom Kosmopolitismus ein Ideal der Ausbildung der Menschheit zu reiner Sittlichkeit zu erreichen; dazu stiftete er 1776 den Orden der Illuminaten (s.d.) u. setzte sich mit vielen wissenschaftlich u. geistig hervorragenden Personen, sowohl Katholiken als Protestanten, z.B. Knigge, Herzog Ernst II. von Gotha, in Verbindung. Schon 1783 erfolgten, durch die geheime Wirksamkeit der Jesuiten veranlaßt, Verfolgungen der Illuminaten u. 1784 hob ein baierischer Cabinetsbefehl alle geheimen Gesellschaften auf; 1785 erfolgte ein zweiter ähnlicher Befehl, mehre Illuminaten wurden verhaftet u. W., seines Amtes entsetzt, floh zu Herzog Ernst II. nach Gotha, wo er zum Legationsrath, dann zum Hofrath ernannt wurde u. 18. Nov. 1830 starb. Er schr.: Jus civile privatum cum determinationibus juris Boici, Ingolst. 1771–73, 2 Bde.; Apologie der Illuminaten, Frankf. 1786; Einleitung zu meiner Apologie, ebd. 1787; Das verbesserte System der Illuminaten, ebd. 1787, 3. Aufl. 1818; Pythagoras od. Betrachtungen über die geheime Welt- u. Regierungskunst, ebd. 1790; Über Wahrheit u. sittliche Vervollkommnung, Regensb.[57] 1793–97; Materialien zur Beförderung der Welt- u. Menschenkunde, Gotha 1810, 3 Hefte; Über Staatsausgaben, Landsh. 1820; Über das Besteuerungssystem, ebd. 1820; außerdem mehre philosophische Schriften, bes. über das Kantische System. 2) Karl von W., Sohn des Vorigen, geb. 1787 in Regensburg, machte seine Studien zu Altdorf u. später als Schüler Zach's in Gotha. Wegen seiner Mitwirkung an geodätischen Arbeiten für die baierische Regierung erhielt er 1804 den Charakter als Lieutenant im Generalstabe, nahm am Feldzug 1805 in einem Infanterieregiment Theil u. trat 1806 zur Artillerie über. Er focht mit Auszeichnung in dieser Waffe 1806 gegen Preußen, 1809 gegen Österreich bei Abensberg u. Eckmühl, später in Tyrol u. 1812 gegen Rußland. In letzterem Feldzuge erwarb er sich namentlich bei Polozk Anerkennung u. wurde zum Hauptmann befördert. In Gefangenschaft gerathen, wurde er 1813 wieder frei u. konnte an dem Kriege gegen Frankreich bis 1814 Theil nehmen. Nach dem Frieden war er thätig für die technische Vervollkommnung des Artilleriematerials, fungirte eine Zeit lang zur Unterstützung des Generals von Maillot bei der Deutschen Bundescommission u. wurde 1826 zum Major befördert u. als Referent für Artillerieangelegenheiten dem baierischen Kriegsministerium zugetheilt. Im Jahre 1829 ging er im Auftrag der Regierung nach England u. Frankreich, um die Artillerieeinrichtungen dieser Länder zu studiren; 1831 wurde er Vorsteher der Geschützgießerei in Augsburg, um deren Hebung u. Verbesserung er sich wesentliche Verdienste erwarb. Im Jahre 1840 wurde er zum Oberstlieutenant u. Artilleriedirector der Festung Landau ernannt u. übernahm von 1844 an als Oberst die Verwaltung der Hauptzeughausdirection in München. In dieser Stellung verblieb er, bis bei Ausbruch der Wirren von 1848 der König ihn zum Generalmajor erhob u. zum Vorstand des Kriegsministeriums berief. Ende desselben Jahres schied er jedoch aus dem Ministerium wieder aus u. widmete sich als Brigadier der Artillerie von Neuem der technischen Vervollkommnung seiner Waffe, trat an die Spitze der damals gebildeten Artillerieberathungscommission u. wendete seine besondere Aufmerksamkeit auf die Artillerien fremder Armeen, um deren Erfahrungen nutzbar zu machen. Er st. am 18. Dec. 1853, nachdem ihm wenige Tage vorher noch die Erhebung zum Generallieutenant zu Theil geworden war.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 57-58.
Lizenz:
Faksimiles:
57 | 58
Kategorien: