1. Aeltern, die verzärteln die Jugend, gewöhnen sie nicht zur Tugend.
2. Aeltern erziehen ihre Kinder, die Nachbarn verheiraten sie.
3. Aeltern, Freier und grosse Herrn geben mit Lust und gern.
4. Aeltern haben ihre Kinder lieber, als Kinder ihre Aeltern.
5. Aeltern minnen ihr Kind ohne Mass und Unterbind. (Liedersammlung.)
6. Aeltern sollen den Zaum nicht aus den Händen geben, solange sie leben.
7. Aeltern verachten ist ein Stück von einem gottlosen Menschen.
8. Auch bösen Aeltern soll man danken.
Lat.: Persolvi gratia non potest nec malo patri. (Quint.)
9. Auch gottlose Aeltern haben zuweilen fromme Kinder.
10. Auf der Aeltern Schos werden die Kinder gross.
Lat.: Omnis in Ascanio curi stat cura parentis. (Virgil.)
11. Böse Aeltern – (machen) fromme Kinder.
Insofern das böse Beispiel der Aeltern abschreckend auf die Kinder wirkt.
It.: Talor di cattivi ciocchi vengon fuora di buone schegge.
12. Den Aeltern ist man viel Dank schuldig, Gott noch mehr.
13. Der Aeltern Tod ist oft der Kinder Glück.
14. Die Aeltern geben das Heirathsgut, Gott die Sitten.
15. Die Aeltern haben Herlinge gegessen und den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden.
Lat.: Culpam majorum posteri luunt. (Curt.)
16. Die Aeltern liebe, sind sie fromm und gut, wo nicht, so schweig' und leide.
17. Die Aeltern sind wol die Röhren, die den Kindern alles Gute zuführen, aber der Brunnen ist Gott.
18. Die Aeltern stehlen den Flachs, die Kinder bekommen die Stricke.
19. Die besten Aeltern haben oft ungerathene Kinder.
Frz.: D'une bonne souche il sort quelquefois mauvais scion.
20. Die der Aeltern Güter und nicht ihre Tugenden erben, sind blos halbe Erben.
21. Gaue (gute) Aeltern erteiet slechte Kinder, slechte Aeltern erteiet gaue Kinder. – Schambach, 21.
22. Nachlässige Aeltern erziehen keine guten Kinder.
23. Nachsichtige Aeltern ziehen schlechte Kinder.
Lat.: Blanda facit (vel: Blanda patrum) segnes matrum indulgentia natos.
24. Sich der Aeltern Tugend rühmen und selbst ein Schlingel sein, das ist nicht fein.
Lat.: Alienae incumbere famae miserum est.
25. 's ist besser d' Aeltere briegit de Chinde noh, als de Chind den Aeltere. (Schaffhausen.)
26. Sogar Aeltern sehen ihre armen Kinder nicht wohl an.
27. Unsere Aeltern und Vorältern sind auch keine Narren gewesen. – Sprichwörterschatz, 23.
28. Was Aeltern wollen, das ihre Kinder Löbliches thun sollen, das müssen sie zuvor selber thun.
29. Was die Aeltern gethan, soll in Schatten stahn.
Lat.: Datur meritis majorum nulla gloria.
30. Was die Aeltern spinnen, müssen die Kinder weifen.
[63] 31. Was karge (staubige) Aeltern ersparen, vergeuden ungerathene (blanke) Kinder.
Lat.: Quantum pater colligit, tantum filius dissipat.
32. Wenn die Aeltern Holzäpfel essen, so werden den Kindern die Zähne davon stumpf.
It.: Mangia il padre quel che al figlio allega i denti.
Lat.: Patres comedunt uvam acerbam, et filiorum dentes obstupescunt.
Ung.: Apánk ette meg az egrest és a mi fogaink zsibbadnak.
33. Wenn die Aeltern schlafen, so träumen die Kinder –
und selten sehr angenehm.
34. Wenn die Aeltern Wolken sammeln, so kommt das Gewitter über die Kinder.
35. Wenn die Aeltern zärteln mit der Jugend, gewohnet sie nicht leicht der Tugend.
36. Wenn man die Aeltern straft, muss man den Kindern das Brot nicht aus dem Munde reissen.
37. Wer auf der Aeltern Wort nicht hört, wird von des Henkers Hand belehrt.
38. Wer den Aeltern nicht folgen will, muss endlich dem Büttel (Henker, Kalbfell, Scharfrichter, der Karre) folgen (gehorchen). – Agricola, 94; Egenolff, 75a.
Das Kalbfell oder die Trommel fordert unbedingten Gehorsam. Karre bezeichnet harte Zwangsarbeit.
It.: Chi non vuol obbedire al padre e madre nella giovanezza, va a pericolo di obbedire il boia nella vecchiezza.
Lat.: Audit carnificem, nolens audire parentem.
Ung.: A ki az atya szavát és az annya oktatását megveti azt a hohér szokta megtanitani.
39. Wer den Aeltern nicht folgt, hat einen dummen Muth.
Holl.: Wie op zijn ouders raad niet past, die stelet zijn gangen naar den bast. (Harrebomée, II, 156.)
40. Wer die Aeltern ehrt, den ehrt Gott wieder.
Lat.: Quisquis parentes in vita solis suos, hic mortuus vivusque carus est Deo. ( Euripides.)
41. Wer nicht gehorcht der Aeltern Rath, der wird zuletzt ein Galgenbrat'.
42. Wer sich von Aeltern nicht lässt ziehen, der wird dem Henker nicht entfliehen.
Holl.: Wie zijne ouders niet wil volgen, die moet den beul volgen, al doet hij het niet gaarne. (Harrebomée, II, 156.)
Lat.: Audit carnificem, nolens audire parentum.
43. Wie die Aeltern, so die Kinder.
Lat.: A radice mala nascuntur pessima mala.
*44. Er hat seiner Aeltern Asche verblasen.
Wenn einem alles unglücklich geht, weil Verachtung der Aeltern mit Fluch beladen gedacht wird. Das Grab derselben wurde geehrt.
Lat.: Minxit in patrios cineres. (Horaz.) (Erasm., 469.)
*45. Es ist so von unsern Aeltern auf uns gekommen.
zu2.
Dän.: Foraeldre opföde döttre, men nabörne gifte dem. (Prov. dan., 111.)
Holl.: Den kost van de kinders moeten de ouders bezuren, maar het besteden hangt aan de geburen. (Harrebomée, I, 105a.)
zu34.
Dän.: Foraelderne aede ofte skoo kratter hvor af börnenis taenden blive ömme. (Prov. dan., 174.)
zu38.
»Da siner olderen lern nicht enwel volgen, denn erkom nummer wege gud gescheen.« (Fuchs und Hase.)
Holl.: Wie op zijn ouders raad niet post, die stelt zijn gangen naar den bast. (Harrebomée, I, 32.) – Wie zijne ouders niet volgen wil, die moet den beul volgen, al doet hij het niet gaarne. (Harrebomée, I, 51.)
Lat.: Qui non obediet parenti, obediet male quaerenti. (Eyering, I, 539.) – Qui parentem audire contempserit, cogitur aliquando vitrico obsequi, scilicet carnifici. (Bebel-Suringar, 349.)
zu40.
Henisch, 876, 33; Sailer, 263; Simrock, 2046; Petri, II, 706.
Dän.: Hvo ey vil höre foraeldre i ungdommen man lyde bödelen i alderdommen. (Prov. dan., 173.)
46. Aeltern und Lehrer ziehen die Kinder, aber Gott gibt das Gerathen. – Gutzkow, III, 2, 892.
47. Der Aeltern Tugend (guter Name) ist der Kinder bestes Erbtheil.
Dän.: Foraeldrenes dyd er börnenes Midgift. (Prov. dan., 174.)
48. Die Aeltern können ihren Erben Haus und Hof hinterlassen, aber ein gutes Weib beschert Gott. – Sailer, 217.
49. Wat de Aeldern nit schlôn, dat schled aser Härgot. – Schuster, 599.
50. Wat enem de Aelder sen, dat wîss em noo, wun em se nemi huot. – Schuster, 603.
51. Wenn die Aeltern todt, hat die Geschwisterschaft ein Ende.
52. Wia d' Olta'n, so di Kinda. (Niederösterr.) – Frommann, III, 390, 28.
[747] 53. Wie du dein ältern heltst, das wart von deinen Kindern. – Franck, I, 157b.
*54. Da muss man von guten Aeltern sein.
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