1. Alle Frêers rîk un alle Bedlers arm. – Eichwald, 570; Goldschmidt, 160; Bueren, 22; Frommann, II, 388, 14.
2. Alle Freier sind reich, alle Gefangenen arm. – Eisenhart, 105; Petri, II, 5; Pistor., II, 46; Simrock, 2675; Eiselein, 182; Hassl., 39; Hertius, 66; Estor, I, 346; Sailer, 251; Latendorf II, 5.
Freier pflegen sich gern für reich auszugeben, um des guten Erfolgs ihrer Anwerbung desto gewisser zu sein, wenn sich auch nach geschlossener Verbindung oft das Gegentheil von Reichthum zeigt. Die praktischen Engländer machen übrigens in Betreff des Eroberungsgeschützes zwischen Frauen und Mädchen einen Unterschied, indem sie sagen: Wer sich um ein Mädchen bewirbt, lüge artig und munter; wer um eine Witwe freit, rasch die Hosen herunter. (Reinsberg I, 74.) Gefangene dagegen geben sich für arm aus, um dadurch das Mitleid anderer für sich anzuregen. Oft mag aber durch dies Sprichwort die glückliche Lage der Freier, sowie der traurige Zustand der Gefangenen im allgemeinen bezeichnet werden.
Dän.: Alle ere beilere rige, og fanger fattige. (Prov. dan., 63.)
Holl.: Alle vrijers rijk en alle gevangenen arm. (Harrebomée, II, 416.)
3. Alle freyer fromm, es wehre so lang es kan. Petri, II, 5.
Die Dänen dagegen behaupten: Wie man einem Todten alles Gute, so sagt man einem Freier alles Schlimme nach: Ingen er ond førend han frier, og god førend handøer. (Prov. dan., 199.)
4. Alle friggers sind keine neämers. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 19; niederdeutsch bei Eichwald, 569.
5. Arme Freier werden nicht eingelassen.
6. Auf Freiers Schwören ist wenig zu hören.
Dän.: Det boleren svær dig ei om keer. – Frieriens eed er rum og bred. (Prov. dan., 134.)
Holl.: Vrijers eed en minneklagten moet men niets dan grillen achten. (Harrebomée, I, 170.)
Lat.: Amantium perjuria ridet Jupiter. (Prov. dan., 134.)
7. Blöde Freier, dreiste Bräute.
Holl.: Beschaamde vrijers maken onbeschaamde vrijsters. (Harrebomée, II, 416.)
[1152] 8. De Frêer sütt et nig un de Nemer acht't et nig. (Holst.) – Schütze, I, 335.
Antwort der holsteinischen Mädchen, wenn sie gefragt werden, ob sie sich putzen wollen: Wer mich zur Frau nehmen möchte, sieht es nicht, und der mich nimmt, sieht darauf nicht.
9. Der erste Freier tritt oft auf Sand, der andere bekommt die Hand.
Auch die Engländer sagen: Der letzte Freier gewinnt das Mädchen. (Reinsberg I, 74.)
10. Ein Freier weiss, wie viel die Glocke geschlagen hat.
Oft weiss er's auch nicht und deutet alles nach seinen Wünschen. Daher sagen die Jakuten: Wenn der Freier vom Schlachten der Stuten hört, so meint er, es werde seine Verlobung besprochen.
Holl.: Een vrijer weet wel, wat de klok heeft. (Harrebomée, II, 416.)
11. Ein jütischer Freier von feinem Geruch hat sieben Ferkel in seinem Schuch.
Die auf dem friesischen Archipel seit dem Jahre 1770 als Tagelöhner eingewanderten Jüten sind bei den Friesen nicht beliebt; sie müssen sich daher allerhand Witz und Spott gefallen lassen. In einem Spottliede auf einen jütischen Freier wird denn auch ihrer Liebe zu Schweinen Rechnung getragen; es heisst darin, dass ein solcher sieben Ferkel in den Schuhen habe. (Vgl. C.P. Hansen, Chronik der friesischen Uthlande, Altona 1856.)
12. Freier beleben die Schleier. – Scheidemünze, I, 3847.
13. Freier genug, aber wenig Nehmer. – Körte, 1585; Körte2, 1877; Wurzbach, I, 334.
14. Freier lieben (sehen auf) Dreier.
15. Freier wissen wol, was sie begehren, aber nicht, was sie bekommen.
Höll.: Een vrijer weet wel, wat hij begeert, maar niet, wat het is. (Harrebomée, II, 416.)
16. Freyer liegen (lügen) offt. – Henisch, 1207; Petri, II, 313.
17. Ich hab' einen guten Freier, das Kirchenbeil (die eiserne Schaufel, den Tod).
Damit weist die Witwe Estlands die Anträge von Freiern zurück, indem sie sagt, dass sie bald eine Verbindung mit dem Kirchhofe eingehen werde. (Reinsberg I, 181.)
18. Jeder Freier kriegt wol eine Frau, aber wie sie ist, das schau.
Holl.: Een vrijer kreeg welhaast eene vrouw, wist hij slechts waar hij vrijen zou. (Harrebomée, II, 416.)
19. Meiner Freier Zahl ist gross, aber gering meine Ausstattung (mein Hausrath). – Burckhardt, 649.
Klage eines hübschen Mädchens, die zu arm ist, um einen Mann zu bekommen.
20. 'N Freer is bäter as 'n Anspeer. – Goldschmidt, 162; Bueren, 928.
21. Scharpe Freier hebt stumpe Messen. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 70.
22. Viele Freier, wenig Nehmer. – Pistor., X, 25; Körte, 1585; Simrock, 2680; Reinsberg I, 72.
Frz.: Il y a beaucoup de galants, mais peu d'épouseurs.
23. Welcher freyer heimlich bulen wil, der darff nicht viel vertrawen. – Henisch, 554.
24. Wenn der Freier einen Boten braucht, so geht er am besten selbst.
Dän.: Bejle skal selv rygte sit ærende. (Prov. dan., 63.)
*25. Friggers Tuback smöken1. (Büren.)
1) Schmauchen, rauchen. – Freier zünden wol in der Küche den Taback an, um zur Geliebten zu kommen.
26. Den Freier mag ich nicht, sagte das Mädchen, als er an ihrem Hause vorüberging.
Was man nicht haben kann, pflegt man zu verlangen.
27. Een Frêer is beter as 'n Anspêer. – Kern, 398.
Wenn er auch nicht von besonderer Schönheit ist.
28. Ein Freier muss drei V haben, sagte die Jungfrau; er muss verständig, vermögend und verschwiegen sein. – Wirth, I, 274.
29. Man braucht den Freiern nicht zu kochen und zu braten, haben die Mädchen nur Dukaten.
30. Spate freier geben selden gude Ehemenner vnd Hausshuetter. – Sarcerius, 449.
31. Wann die Frigers hät de Kör (Wahl), dann gat de Jüngsten vör. (Sauerland.)
Buchempfehlung
»Ein ganz vergebliches Mühen würd' es sein, wenn du, o lieber Leser, es unternehmen solltest, zu den Bildern, die einer längst vergangenen Zeit entnommen, die Originale in der neuesten nächsten Umgebung ausspähen zu wollen. Alle Harmlosigkeit, auf die vorzüglich gerechnet, würde über diesem Mühen zugrunde gehen müssen.« E. T. A. Hoffmann im Oktober 1818
88 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro