Pflug

1. Auss einem Pflug ist bald ein fewer gemacht. Henisch, 1087, 16.


2. Bai (wer) hir den Plauch (Pflug) nitt hallen well, dei maut 'ne in Hollant trecken (ziehen). (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 62; Woeste, 75, 246.


3. Den Pflug führen ist nicht so leicht als pfeifen.

Engl.: There belongs more than whistling to going to plough. (Bohn II, 125.)


4. Den Pflug führen ist schwerer als die Ochsen treiben.

Dän.: Der hør alt meere til plogen end raabe: Ho! (Prov. dan., 456.)

Lat.: Multi, qui boves stimulent, pauci aratores. (Gaal, 148.)


5. Der Pflug am Morgen macht die besten Forchen.

Holl.: De beste ploeg gaat's morgens vroeg. (Harrebomée, II, 189a.)


6. Der Pflug erhält die Welt.

»Wie sie sich auch windet, dem Pfluge folgt die Welt; drum ist das Pflügen, wenn auch voll Plagen, das Haupt.« (Graul, Proben aus dem Kural, im Ausland, 1856, S. 658.)


7. Der Pflug ist kein Räuber, das Korn egg' mit dem Dorn, Korn hinter dem Schorn. (Köln.) – Boebel, 136.


8. Der Pflug mit den Pferden soll friedlich und sicher sein. (S. Mühle 20.) – Graf, 497, 88.

» ... So sal der Phluch mit den Pherden ... vrilik und zic êr sin.« (Ludwig, X, 240.)


9. Ein gebrauchter Pflug blinkt, stehendes Wasser stinkt.Simrock, 7908; Körte, 4796; Braun, I, 3306; Lohrengel, I, 216.

Holl.: Als de ploeg werkt, dan blinkt hij. (Harrebomée, II, 189a.) – Een ploeg die werkt, blinkt, maar 't stille water stinkt. (Bohn I, 315.)


10. Ein jeder sol sich seines Pflugs ernehren. Petri, II, 202.


11. Ein Pflug, der im Gehöfte liegt, macht keine Furchen.

Die Russen: Man muss den Pflug gehen lassen, wenn er Furchen ziehen soll. (Altmann VI, 395.)


12. Ein unbespannter Pflug durchschneidet keine Furche.Gubitz, Volkskalender (Berlin 1858).


13. Es bleibt kein Pflug stehen vmb eines Menschen willen, der stirbt.Petri, II, 242.


14. Es ist kein Pflug so gut, er macht einmal eine krumme Furche.

Ebenso russisch Altmann VI, 421.


15. Es liegt nicht am Pfluge, wenn die Beete krumm sind.


16. Gebrauchter Pflug rostet nicht.


17. Jeder hat seinen Pflug und seine Egge.

Altfries.: Ark heed sin Plog en Haref. (Hansen, 2.)


[1331] 18. Lieber den Pflug stehen lassen, als Hunger ernten.

Altfries.: Lewwer Plog stunn let, üs Hunger eare. (Hansen, 4.)


19. Macht der Pflug beim Brachen Rücke, so wächst das Getreide dicke. (Oels.) – Boebel, 133.


20. Man muss den Pflug nicht vor die Pferde spannen.

Holl.: Men moet den ploeg niet vóór de paarden spannen. (Harrebomée, II, 189a.)


21. Pflug und Holzgeschirr schätzt sich nicht. Graf, 480, 685.

Bei Pfändungen soll immer das Entbehrlichere vor dem Nothwendigen, das Unfruchtbare vor dem Nutzbringenden genommen werden. Arbeitswerkzeuge, wozu Pflug und Holzgeschirr ebenfalls gehören, sollen so lange von den Pfändungen verschont bleiben, als die Schuld durch andere Gegenstände gedeckt werden kann; im äussersten Falle muss der Schuldner natürlich alles überlassen, sogar seine persönliche Freiheit. »Pflug und ander hölzgeschier soll sich nit schetzen.« (Graub. Lands., 65, 10.)


22. Scharfe Pflüge machen tiefe Furchen.


23. Was den Pflug irret, das soll er brechen. Graf, 83, 133.

Wenn ein auf oder an einer Grenze stehender Baum auch dem gehörte, auf dessen Grunde sich die Wurzeln (s.d.) befanden, so war dem Nachbar doch das Ab- und Ausackern fremder Wurzeln unbenommen. In Baiern: Was der pflug irr, das soll er daraus prechen. (Schmeller, I, 98.)


24. Was der Pflug begeht, davon hat der Zehnt herr die zehnte Garbe.Graf, 122, 344; Grimm, Rechtsalt., 393.

Der Zehnt ist die hauptsächlichste der Reallasten, mit denen allgemach fast alle kleinen Land- oder Bauergüter behaftet worden sind, da die Landbebauer nicht nur Leistungen denjenigen thaten, von denen sie das Land empfingen, sondern auch aus frommem Sinne der Kirche, anfänglich freiwillig, bald gewohnheitsmässig und zwangsweise. (S. Bede.)


25. Was der Pflug gewinnt, frisst das Gesind'. Graf, 127 u. 181.


26. Was der Pflug gewinnt, verfrisst's (verzehrt's) Gesind'. (Oberösterreich.)


27. Was nützt der Pflug, wenn er nicht in den Boden kommt.

Die Russen: Man muss nicht blos die Maschinen haben, man soll auch baggern. (Altmann V, 110.)


28. Was Pflug und Egge bestreicht, ist zehntbar.Graf, 122, 321; Kreittmayr, 49.

Gehört zu den Rechtssprichwörtern, welche die Gegenstände bezeichnen, von denen der Zehnte erhoben wird. (S. Korn 82, Pflug 50 und Wind.)


29. Was zum Pflug geboren ist, das dienet nicht zum Hasenhetzen.Lehmann, 543, 109; Sailer, 148.


30. Wei hiuer de Plaug nit trecken well, dei mot se do schiuwen. (Sauerland.)


31. Wei vamm Plauge rîke wêren will, mott en auk ergrîpen. (Waldeck.) – Curtze, 320, 80.


32. Wen der Pflug soll ernähren, der nehme ihn selber zur Hand.Bair. Hauskalender.


33. Wenn auch der Pflug ruht, der Zins ruht nicht.

Span.: Ares, no ares, renta me pagues. (Bohn I, 202.)


34. Wenn da Pflueg steht, so steht alles.Zaupser, Idiot., 98; für die Schweiz: Sutermeister, 118.

Die ganze Staatsmaschine, alles ruht auf dem Ackerbau.


35. Wenn der Pflug geht zu tief, so geht die Wirthschaft schief.


36. Wer bei dem Pfluge reich will bleiben, muss selbst entweder fahren oder treiben. Frischbier2, 2933.


37. Wer den Pflug führt hin und her, dessen Speicher wird nicht leer.

Engl.: If your plough be jogging, you may have meat for your horses. (Bohn II, 16.)


38. Wer den Pflug hält, treibt die Ochsen.Graf, 32, 49.

Nach mittelalterlicher Rechtsanschauung ist die bürgerliche Lebensstellung eine angeborene; der Ritter ist durch ererbte Macht und Weisheit zum Herrschen geboren, und ebenso treibt der pflügende Bauer ewig Ochsen. So wird's als göttliche Ordnung betrachtet, die von keinem weltlichen Recht gebrochen werden soll. – Die die ploech hout, die driuet die ossen. (Holl. Sachsenspiegel, 36, 27.)


[1332] 39. Wer den Pflug in die Hand nimbt vnd sich vbet, der lehrnet ackern.Lehmann, 771, 15.


40. Wer den Pflug nicht braucht, dem rostet er.


41. War den Pflug nicht führt, dem macht er keine Furchen.

Engl.: The plough goes not well if the ploughman holds it not. (Bohn II, 125.)


42. Wer den Pflug scheuert (ackert), darf den Bettelstab nicht scheuern.Sprichwörtergarten, 45.

Wer seinen Beruf gehörig betreibt, kommt so leicht nicht in die Lage, die Mildthätigkeit anderer ansprechen zu müssen.

Span.: Ara por enjuto ó por mojado, no besarás á tu vecino en el rabo. (Bohn I, 202.)


43. Wer durch den Pflug reich werden will, muss ihn selbst anfassen. (Frankenwald.)

Die Russen: Es kommt eben sowol auf den Pflüger an, als auf den Pflug. (Altmann VI, 387.)

Engl.: He that by the plough would thrive, himself must either hold or drive. (Bohn II, 125.)

Holl.: Wie door den ploeg rijk wil worden, moet dien zelf aanvatten. (Harrebomée, II, 189b.)


44. Wer führt den Pflug, hat stets genug.


45. Wer hinter dem Pfluge flucht, säet bösen Samen.

Böhm.: Kdo za pluhem kleje, zlé semeno seje. (Čelakovský, 16.)


46. Wer mit dem Pfluge nicht gespielt, der will auch mit Messer und Gabel nicht spielen.

Wer angestrengt gearbeitet, will auch gut essen.

It.: Buon lavoratore buon bevitore.


47. Wer sich vom Pflug erneren will, der muss nicht mehr verzehren viel, denn wol der Pflug erwerben kann, sonst bleibt er ein verdorben Mann.Petri, II, 764.


48. Wie man den Pflug führt, so wird die Furche.


49. Wie man den Pflug verkeilt, so ackert er. (Wend. Lausitz.)


50. Wir lassen Pflug und Hammer, wir lassen Buch und Kammer. (Siegesdenkmal in Berlin, 1871.)


51. Wo der Pflug geht, kein Weinstock steht.

Es wäre Thorheit, einen guten Boden zum Weinbau zu benutzen, und die grösste, gutes Culturland in Weinanlagen umzuwandeln, wie das wol geschehen ist, um der Rebe eine grössere Menge Kali zuzuführen, während dieselbe davon doch weit weniger verbraucht als Kartoffeln, Runkelrüben und Weizen. (Vgl. den Aufsatz: Die natürlichen Bedingungen der Weincultur in der Zeitschrift: Die Natur, VI, Nr. 15, 1857.)


52. Wo der Pflug herauskommt, da fährt er auch wieder hinein.


53. Wo der Pflug hingeht, da geht auch der Zehnt hin.Eisenhart, 667; Eiselein, 655; Estor, I, 203; III, 388; Hillebrand, 179; Pistor., VIII, 77; Körte, 4799; Simrock, 7909; Graf, 122, 323; Braun, I, 3307.

Von der Zehntpflichtigkeit, besonders der bekannten Abgabe an Geistliche. Es findet dies Sprichwort vorzüglich auf die sogenannten Rottzehnten Anwendung, indem es die Lehre enthält, dass, wenn in einem zehntpflichtigen Districte bisher unangebautes Land urbar gemacht worden ist, sodass nun der Pflug darüber geht, auch von den Früchten, die es nunmehr hervorbringt, der Zehnte entrichtet werden müsse, eine Eigenthumsbeschränkung, von der hoffentlich bald nur noch geschichtlich die Rede sein wird. J. Weber (Das Papstthum und die Päpste, I, 192) bemerkt dazu: »Schon in frühern Jahrhunderten hatten die heiligen Kirchenväter den Laien zu Gemüthe geführt, dass es doch Schade sei, die alttestamentliche Anstalt des Zehnten verfallen zu lassen; und wissen wir nicht schon aus Homer, dass die Zahl X die Zahl der Erfüllung ist, vielleicht abstrahirt von den neun Monden, worauf die Niederkunft oder Erfüllung im zehnten Monat folgt. Die Zendavesta kannten die heiligen Väter nicht, sonst hätten sie gewiss auch auf Zoroaster hingewiesen, der den zahlreichen Magiern, die wieder unter einem Archimagus zu Bacto standen, der für Zoroaster's Nachfolger galt, wie der Papst für den Nachfolger Petri, den Zehnten zusicherte. ›Und wenn euere guten Werke‹, spricht Zoroaster, ›zahlreicher wären als die Blätter der Bäume, die Tropfen des Regens, der Sand am Meere und die Sterne des Himmels, so helfen sie euch nichts, wenn sie nicht dem Destus (Meister) gefallen; und sein Wohlgefallen erlangt ihr nur durch treue Entrichtung des Zehnten von allem was ihr besitzt.‹« »Wo nur der Pflug hingeht, davon hat der Zehntherr die zehnte Garbe.« (Grimm, Wb., III, 449; Rechtsalt., 393.)

Lat.: Quo fala et arater ierit. (Lex Augusti.)


[1333] 54. Wo der Pflug vom Rost gefressen, wird sehr wenig Korn gemessen.

Holl.: Waar het ploegijzer verroest, daar wordt het land niet wel bebouwd. (Harrebomée, II, 189b.)


55. Wo Pflug, Egge und Sense hingeht, da darf man nicht nach Gold suchen.Graf, 129, 359.

Im allgemeinen standen die Eigenthumsrechte an Grund und Boden dem Bergbau nicht entgegen, insofern volle Entschädigung gezahlt wurde; doch war zuweilen, was der Sinn des obigen Sprichworts ist, das urbar gemachte Land gegen Zerstörung durch den Bergbau geschützt. (S. Bergwerk 7, Erdreich 2 und Geld 249 u. 626.)

Mhd.: Wo der phluck und di egde und di sense geet, do sol nymand golt suchin. (Recht der Schles. Goldberg vom Jahre 1356.)


*56. Da wert de Plog den Stên wol finden.Dr. Schiller.

Wo Steine sind, da kann der Pflug nicht weiter. Man braucht daher die Redensart um zu sagen: die Sache wird dort ihre Grenze finden. So heisst es in den Stralsunder Aufwandsgesetzen von 1570 in Betreff der Armen: »Da wert de Ploch den Stên wol finden«, d.i. da wird dem Aufwand schon von selbst seine Grenze werden. (Kosegarten in den Baltischen Studien, XV, 1, 189.) Das Sprichwort steht auch in den Spottliedern der stralsunder Priester auf die dortigen lutherischen Prediger vom Jahre 1524. »Nu kann ick hen tho Wismar fort, dort synt de kerlss so sehr verdorth, in wysheit se verblinden; kumpt her stemmer jo darto, de ploch den Steen wol vindeth.« (Strals. Chronik, I, 234.) Ebendaselbst (1, 33) heisst es: »Jm vastel auende togenn iiii grawe monneke den ploch auer de Stadt jnn allen Stratenn.«


*57. Darum sall de Ploeg noch nich up de Hille1 kamen. (Ostfries.) – Bueren, 204; Eichwald, 1517; Frommann, II, 536, 130; Hauskalender, II.

1) Unter Hille (aus Hilde) wird der Raum unter dem Dache in dem Angebäude eines Bauernhauses oder in Vieh- und Pferdeställen verstanden, wo das Langfutter (Heu und Stroh) über den Balken auf einer Schwarten- oder Stangenunterlage ruht.


*58. Das ist sein Pflug und Egge (oder Wagen). Klix, 58.


*59. Den Pflug ziehen.

Schwere, saure Arbeit verrichten.


*60. Der Pflug ist ihm gezogen durch Backen und Stirn.


*61. Der Pflug macht die letzte Furche.

Frz.: La charrue est à sa derniere roye.

Lat.: Aratrum vltimum attigit sulcum. (Bovill, II, 105.)


*62. Einem den Pflug keilen.Luther's Tischr., 456a.


*63. Einen in den Pflug spannen.

Einem die Wahrheit derb sagen. (Mathesy, Sarepta, [1554] XXVa.)


*64. Einn scheuhen (?) pflug.Franck, I, 123b.


*65. Er hält den Pflug am Stert.

Holl.: Hij houdt den ploeg bij den staart. (Harrebomée, II, 189a.)


*66. Et blivt kein Plaug drinne stahn.Lohrengel, II, 276.


[Zusätze und Ergänzungen]

67. Der Pflug hat eine eiserne, der Karst eine silberne, der Spaten eine goldene Spitze.

It.: L' aratro ha la punta di ferro, la zappa l' ha d' argento, la vanga ha la punta d' oro. (Giani, 134.)


68. Der Pflug ist mehr als Gold.Kornmann, IV, 53.


69. Was der Pflug erwirbt, die Feder verdirbt. Frommel II, 15.

Zur Erklärung heisst es noch a.a.O.: »Ein Bauernschreiber ist weder Fisch noch Fleisch


*70. Nur an seinen Pflug denken.

An sein Geschäft, an die Pflichten seines Berufs.

Lat.: Cogitare de lana sua. (Ovid.)


*71. Sein Pflug geht nach Wunsch. (S. Mühle.)

Altfries.: Sin Plog geid eed Wensk. (Hansen, 12.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Papinianus

Papinianus

Am Hofe des kaiserlichen Brüder Caracalla und Geta dient der angesehene Jurist Papinian als Reichshofmeister. Im Streit um die Macht tötet ein Bruder den anderen und verlangt von Papinian die Rechtfertigung seines Mordes, doch dieser beugt weder das Recht noch sich selbst und stirbt schließlich den Märtyrertod.

110 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon