1. Der Fuchsschwanz äs rôsenroth, wer en dreht, hôt 'ne Weile Brôd. – Curtze, 362, 567.
2. Der Fuchsschwanz ist gut für den Messner, taugt aber nichts für den Beichtvater. – Parömiakon, 186.
Jener kann wenigstens den Staub vom Altar damit abkehren; dieser aber soll die strenge Wahrheit sagen.
3. Der mit dem fuchsschwantz kan, der kan sich zu jedermann zuthun. – Franck, II, 183b; Lehmann, II, 65, 154.
4. Fuchsschwantz, wie bist du so roth, wer dich verkaufft, der hat keine noth. – Henisch, 1273, 52.
5. Fuchsschwentze geben gute Seil' vnd Garn, damit man Klugheit binden kann. – Lehmann, 89, 9.
6. Hätte jeder seinen Fuchsschwanz an, das Drittel Füchse müsste schwanzlos (ledig) gahn.
7. Jeder hat seinen Fuchsschwanz. – Winckler, XVIII, 85.
Frz.: Chacun fait le bizard, portant la queue de regnard. (Leroux, II, 197.)
8. Mit Fuchsschwänzen kann man die Klugheit am besten (leichtesten) binden.
9. Wer fuchsschwantz recht ansetzen kan, der ist zu Hof ein lieber Mann. – Henisch, 1273; Petri, II, 709.
Dän.: At stryge fuxen, er beste hof-kunst. (Prov. dan., 295.)
*10. A wêss a Fuchsschwantz schun zu streechen. – Gomolcke, 256.
*11. Ainen Fuchsschwantz verkauffen. – Agricola II, 143.
Lat.: Obtrudere palpum. (Plautus.) (Binder I, 1255; II, 2339; Faselius, 184; Philippi, II, 59 u. 80; Seybold, 399; Wiegand, 582.)
*12. Den Fuchsschwantz streichen. – Agricola II, 146. Schmeicheln.
Plattd.: Den vossschwanz striken. ( Laurenberg, IV, 37.)
Frz.: Estre aspergé de queue du renard. (Leroux, I, 130.) – Flatter le dé. (Kritzinger, 200.)
Lat.: Cauda blandiri. (Binder II, 458; Erasm., 37; Faselius, 43; Philippi, I, 76; Wiegand, 678.)
*13. Der Fuchsschwanz hengt eam aua. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 77.
*14. Einen Fuchsschwanz abgeben.
Andere verkleinern.
*15. Einen mit dem Fuchsschwanz besprengen.
Der verfolgte Fuchs haut den Hunden den vollgepissten, unausstehlich stinkenden Schwanz ins Gesicht.
Lat.: Cauda aspergi vulpina. (Bovill, III, 166.)
*16. Er führt einen Fuchsschwanz im Wappen. – Mayer, I, 110.
*17. Er kann den Fuchsschwanz besser streichen, als der Fiedler seine Geigen.
Lat.: In adulationem compositus est. (Curtius.) (Binder II, 1395.)
*18. Er weiss den fuchsschwantz meisterlich zu streichen. – Pauli, Postilla, II, 191a; Lehmann, 519 (27, 14); Sandvoss, 308.
*19. Fuchsschwentze verkauffen. – Schottel, 1116b.
*20. Mit dem Fuchsschwanz läuten. – Wurzbach I, 220; II, 115.
Wenn man etwas hören will, so hört man es gewiss. Die Redensart soll auf folgende Weise entstanden sein. Ein Familienvater, der sehr regelmässig die Kirche besuchte, hatte Kinder von weniger kirchlicher Neigung. Wenn der Vater fragte, ob sie in der Kirche gewesen wären, antworteten die Knaben, sie hätten es nicht läuten hören. Nach manchen vergeblichen Ermahnungen des Vaters traf derselbe die Einrichtung, dass die Mahlzeiten nicht mehr regelmässig zu einer bestimmten Zeit gehalten wurden, er liess vielmehr das Zeichen zu denselben durch das Anschlagen mit einem Fuchsschwanze auf einen Blechteller geben. Dessenungeachtet stellten sich die Kinder stets regelmässig ein. Der Vater sagte ihnen hierauf, wenn sie ferner die Glocken überhören sollten, so würden sie dann vor leeren Schüsseln erscheinen. Es soll durch die Redensart der Gedanke ausgedrückt werden, dass der Mensch zur Pflicht eines stärkern Antriebes bedarf, als zu sinnlichen Genüssen. Andere erzählen zur Erklärung der Redensart Folgendes: In einzelnen Gasthäusern Tirols hängt in der Gaststube ein grosses hölzernes (Aufschneide-)Messer, an dessen einem Ende ein Fuchsschwanz, am andern eine Glocke befestigt ist. Vom Messer führt ein langes Pferdehaar herab, das besonders abends nicht [1260] bemerkt wird. Erzählt nun jemand eine unglaubliche Geschichte, so zieht einer der Gäste unbemerkt an dem Haar, infolge dessen die Glocke klingelt und der Fuchsschwanz wedelt. Nach dieser Herleitung wird »mit dem Fuchsschwanz läuten« soviel heissen als: aufschneiden, grosssprechen, lügen.
*21. Mit dem Fuchsschwanz malen. – Körte, 1680.
*22. Mit dem fuchsschwantz wadlen. – Franck, I, 27a u. 48a; Eyering, III, 233; Schottel, 1123b.
*23. Mit einem Fuchsschwantz darüber herstreichen. – Chemnitius, I, 585.
*24. Sich mit einem Fuchsschwanze peitschen (geiseln).
Von einem Heiligen, der es mit der Kreuzigung seines Fleisches nicht übertreibt, sagen auch die Franzosen: Il se donne la discipline avec une queue de renard. (Kritzinger, 600.)
25. Wär den Fossewans gaud strîken kan, is angenäm bi 'n rîken Man. – Schambach, II, 514.
26. Was der Fuchsschwantz nicht wil erreichen, das muss die Lewenhaut vergleichen. – Froschmeuseler, LIVb.
*27. Er kann den Fuchsschwantz nach der Tabulatur streichen. – Simplic., I, 591.
*28. Er lässt jhm (sich) keinen Fuchsschwantz verkauffen. – Herberger, I, 810.
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