1. Bistu gscheid, so leid vnd meid. – Franck, I, 129a; Henisch, 1533; Petri, II, 46; Gruter, I, 8; Lehmann II, 48, 46; Eyering, I, 230; Latendorf II, 6; Körte, 2053.
Leide das Uebel und meide das Böse.
2. Der ist gescheit, der etwas auf anderer Kosten lernt.
3. Der ist nicht ganz gescheit, der nicht einmal ein Narr sein kann.
Lat.: Nullus vere sapiens, nisi stultus fiat saeculo. – Stultitiam simulare loco prudentia summa est. (Philippi, II, 201.)
[1587] 4. Der ist nicht gescheit, der seinen Samen auf Felsen streut.
5. Der ist nit gescheidt, der lieber der Katz den Rucken auff als abstreicht. – Lehmann, 342, 19.
6. Es ist niemandts allzeit gescheid. – Henisch, 1534; Gruter, I, 35.
Lat.: Nemo sapit omnibus horis. – Nihil est ex omni parte beatum.
7. Gar zu gescheit ist doppelt närrisch.
It.: Chi si battezza savio, s'intitolo pazzo. (Pazzaglia, 260, 3.)
8. Gescheit vom Maul, ein Narr im Kopf.
9. Gescheit ist schön.
Das Schlesische Morgenblatt (Breslau 1864, Nr. 217) theilt das Sprichwort aus Kinderfreund's Oesterreichischen Signalen mit.
10. Wann wir alle gescheid weren, so verkaufften die krämer keine schellen oder trumpeln (Trommeln). – Lehmann, 528, 5.
11. Wären wir alle gescheit, so gälte ein Narr hundert Thaler. – Körte, 4434.
12. Wenn man anfangt gescheit sein, so will allweg ein Narr im Spil sein vnd ein Bub mitlauffen. – Henisch, 1534, 7.
13. Wer gar zu gescheit ist, der wird unvernünftig gescheit. – Riehl, Die deutsche Arbeit, V, 5.
*14. Da möchte man nicht gescheit1 werden.
1) D.h. aus Unmuth wahnsinnig.
*15. Der wörrd nett eh'r gescheit, bis die Hünner vürschich kratze. (Henneberg.)
Er wird nicht eher klug werden, bis die Hühner vor sich, d.i. von hinten nach vorn zu scharren.
*16. Dî äs geschégt (gescheit) wä der Deiwel. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 33, 32.
*17. Er ist jm zu gescheidt. – Franck, II, 73b; Eyering, II, 355.
Wer nicht in die Falle geht, sich nicht täuschen lässt.
*18. Er ist so gescheit als hätt' er beim Gock'l geschlafen. – Mayer, II, 18.
*19. Er ist so gescheit und so dumm, er hält alles für sein Eigenthum.
*20. Er ist so gescheit wie der Herr Egli. – Kirchhofer, 72.
Kirchhofer (a.a.O.) vermuthet, dass in dem Sprichwort das Andenken des gelehrten Archidiakon Rafael Egli in Zürich erhalten sei. (S. ⇒ Egli.)
*21. Er ist so gescheit wie ein Kalb; und sie sorgt, er möchte gar zum Ochsen werden.
»Ein fürnehme Fraw hatte einen Sohn, der war gescheid wie ein Kalb vnnd trug die beysorg, er würde gar zum Ochsen werden, gieng zum berühmbten Rechtsgelehrten vnd sagt, wie er vor zeiten in seiner jugend einfältig vnd närrisch gewesen vnd sey jetzund ein so verständiger vnd hochgelehrter Mann, sie wolt jhn vmb guten rath gebeten haben, was sie mit jhrem närrischen Sohn anzufangen, dass er verständig vnd gelehrt könnte werden; der gab zur antwort, lasset den Sohn wie er ist, er rede es auss erfahrung, die narren hetten das best leben, vnd er selbst hette viel besser gelebt, da er ein Narr gewest, als jetzo.« (Lehmann, 530, 25.)
*22. Er ist so gschid, er hört (gsied) fast 's Gräs wachsa. – Tobler, 234.
*23. Er ist unvernünftig g'schid. (Luzern.)
*24. Er wird g'schid, wenn d' Stei teigge. (Luzern.)
Auf den Nimmerstag, wenn die Steine teig werden.
*25. Er wird g'schid, wenn 's Wasser obsi lauft. (Luzern.)
*26. Er wird nicht gescheit, bis die Bauern den Mist ab der Brach führen. – Kirchhofer, 237.
*27. Ich bin mir nicht geschoit genung. – Gomolcke, 489.
*28. Jetzt bin ich grad so gescheit wie vorher.
Z.B. als Antwort auf eine ungenügende Auskunft.
*29. So gescheit sind noch mehr.
Den Vortheil für sich zu behalten.
*30. Wenn de wirscht gescheit war'n, wird d'rsch oh lucker thun. (Lausitz.)
31. Der ist nicht gescheit, der blos ein schön Gesicht sich freit. – Devisenbuch, 106.
32. Es ist keiner so gescheid gewesen, ihn darum anzusprechen, sagte Klaus, als man ihn fragte, warum Christus keinen Narren klug gemacht habe. – Harssdörffer, 1887.
33. Wenn du einmal gescheit wirst, lässt man den Kalender roth drucken (lässt alle Menschen Feiertage haben). (Oberösterreich.)
Zu jemand, der in hohem Grade dumm ist.
34. Wer für sich nicht gescheid ist, der ist für niemand gescheid. – Harssdörffer, 674.
35. Wer zu gescheidt is, ist halbis ä Narr. (Oberösterreich.)
*36. Du bist neunmal gescheidt. (Schwaben.)
*37. Er ist so gescheidt wie Salomos Gänse. (Prag.)
Buchempfehlung
Seine naturalistische Darstellung eines Vater-Sohn Konfliktes leitet Spitteler 1898 mit einem Programm zum »Inneren Monolog« ein. Zwei Jahre später erscheint Schnitzlers »Leutnant Gustl" der als Schlüsseltext und Einführung des inneren Monologes in die deutsche Literatur gilt.
110 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro