1. Auf die Gestalt kommt es nicht an, sonst beschämte der Pfau einen Mann. – Parömiakon, 117.
2. Auf schöne Gestalt ist nicht zu bauen.
Böhm.: Nehled' na postavu, ale na podstatu. (Čelakovský, 267.)
Poln.: Niepatrz na postawę, ale na człowieka sprawę. (Čelakovský, 267.)
3. Die Gestalt ist offt gut, der Kopff ein Narr. – Lehmann, 29, 39.
4. Die gestalt sieht man im Spiegel, aber das Hertz sieht man im Wein. – Henisch, 1572, 39; Petri, II, 129; Lehmann, II, 70, 27; Schottel, 1124a; Eiselein, 233; Simrock, 3551.
Lat.: Ex oculis, loculis, poculis cognoscitur omnis. – Vinum animi speculum. (Gaal, 691.)
5. Die Gestalt verrhet die that. – Eyering, I, 365.
6. Die gestalt zeugt. – Franck, II, 22b.
7. Die schönste Gestalt wird alt und kalt. – Parömiakon, 1118.
Körperreize und äussere Vorzüge wiegen an Gehalt und Ausdauer die geistigen Vorzüge nicht auf.
8. Eine schöne Gestalt ist ein Apfel, der fault bald. – Parömiakon, 1114.
9. Eine schöne Gestalt ist eine Empfehlung von grosser Gewalt.
10. Es kommt nicht auf die Gestalt an. – Parömiakon, 117.
[1630] 11. Schön Gestalt hat gross gewalt. – Lehmann, 29, 46 u. 705, 4; Parömiakon, 1364; Eiselein, 232; Simrock, 3550; Braun, II, 498.
Lat.: Forma dat esse viro. (Binder II, 1174; Lehmann, 29, 46; Seybold, 188.)
12. Schön gestalt verleurt sich bald. – Henisch, 1572, 26; Lehmann, 706, 27; Kirchhofer, 195; Eiselein, 233; Körte, 2098; Simrock, 3549; Braun, I, 775.
Frz.: La beauté est comme une fleur, qui naît. (Gaal, 699.)
It.: Bellezza è come un fiore, che nasce, e presto muore. (Gaal, 699.)
Lat.: Forma bonum fragile est, quantumque accedit ad annos fit minor, et spatio carpitur illa suo. (Gaal, 699.)
13. Schöne Gestalt dess Leibs vnd schön Liecht im Hirn machen ein ansehen. – Lehmann, 28, 19.
14. Schöne Gestalt ohn' Mantel und Schminke gefallt.
Port.: Corpo bem feito não ha mester capa. (Bohn I, 273.)
15. Unter allen Gestalten gibt es gute Windhunde.
*16. Er hat ein gut gestalt, er mag sonst sein wie er will. – Franck, II, 66a.
Dän.: Faver krop, faver forstand, og vanskabt krop, vanskabt sind. (Prov. dan., 161.)
*17. Es gewinnt eine gestalt. – Lehmann, 752.
Wenn etwas ordentlich gethan, gut ausgeführt ist.
*18. Es sind Bassermann'sche Gestalten. – Büchmann, 196.
Von Erscheinungen, Vorgängen, Personen u.s.w., die ängstlichen Gemüthern Furcht einflössen. Unter den letztern denkt man sich Gespensterseher oder wie die Neuyorker Deutsche Zeitung vom 11. Sept. 1851 sie nennt, »Butterbrotconservative, welche die Stimme eines Volksredners für die Posaune des Weltgerichts halten, welche beim Anblick eines rothen Plakats ein Vaterunser stöhnen und sich vor den Händen der Arbeiter mehr entsetzen, als vor der Reitpeitsche der Junker«. Ihren Ursprung hat die Redensart in dem Bericht, den der deutsche Abgeordnete Bassermann über seine Sendung nach Berlin dem deutschen Parlament in Frankfurt a.M. erstattete, und in welchem er namentlich hervorhebt, dass ihm in den Strassen Berlins noch viel verdächtige, Furcht einflössende Persönlichkeiten begegnet seien. Die bezügliche Stelle lautet nach den Stenographischen Berichten der deutschen constituirenden Nationalversammlung (Leipzig, V, 3407), Sitzung vom 18. Nov. 1848: »Spät kam ich (in Berlin) an, durchwanderte aber noch die Strassen und muss gestehen, dass mich die Bevölkerung, welche ich auf denselben, namentlich in der Nähe des Sitzungslocals der Stände, erblickte, erschreckte. Ich sah hier Gestalten die Strasse bevölkern, die ich nicht schildern will.« Erscheinungen dieser Art heissen seitdem »Bassermann'sche Gestalten«. Nach dem Arbeiteraufstande in Angers (August 1855) sollen sich in dortigen Strassen ähnliche Gestalten gezeigt haben. Die Journale nannten sie des étrangers de figures sinistres.
19. Gestalt, Bisam und Geld lassen sich nicht verbergen. – Neue illustrirte Zeitung, V, 25.
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