1. Der Pfau braucht seine Federn all, sowie die kleine Nachtigall.
Holl.: De groote paauw heeft zooveel met zijne veren te doen als de kleine nachtegaal. (Harrebomée, II, 166b.)
2. Der Pfau hat englisch (adelich) Gewand, diebischen (gleissnerischen) Gang vnd einen teufflischen Gesang. – Petri, II, 103; Henisch, 690, 41; Zinkgref, IV, 372; Gruter, III, 51; Lehmann, II, 491, 10; Luther's Werke von Gerlach, XXIV, 178; Simrock, 7790.
In der Ukraine hält man nicht nur den Gesang des Pfauen für teuflisch, man glaubt überhaupt, dass er im nahen Verhältniss zum Teufel stehe. (Ausland, 1871, Nr. 9.)
Böhm.: Páv má, krásu andĕlskou, chod zlodjĕský, hlas dábelský. – Páv má peří jako andĕl, krok jako zlodĕj, hlas jako čert. (Čelakovský, 97.)
Lat.: Angelus est pluma, pede latro, voce gehenna. (Čelakovský, 97.) – Est tibi vestis enim candida, nigra caro. (Chaos, 374.) – Rara avis in terris alboque simillima Cygnos.
Poln.: Strój anielski, chod złodziejski, głos diabelski, a mięso baranie u pawa. (Čelakovský, 97.)
3. Der Pfau hat seinen Verstand im Schwanz, der Mensch im Kopf.
Die Russen sagen daher: Hat der Pfau den Schweif verloren, mag er auch den Hals verlieren. (Altmann VI, 510.)
Böhm.: Krásný pár peřím a človĕk učením. (Čelakovský, 214.)
4. Der Pfau kennt nichts Schöneres als seinen Schweif.
Die Russen: Es gibt für den Pfau nichts Rundes als seinen Schweif. (Altmann VI, 411.)
5. Der Pfau prangt nur mit seinem eigenen Schwanz. – Parömiakon, 2928.
Eitle Weiber prunken mit fremdem Schmuck (Federn, Haar).
6. Der Pfau trägt lieber den Schwanz als die Beine zur Schau.
7. Der Pfaw klagt, dass er nicht der Nachtigal stimme hat. – Lehmann, 788, 15.
8. Ein Pfau und ein Bauer, wie passen die zusammen! – Nass. Schulbl., XIV, 5.
Eine Zierpuppe ist keine wirtschaftliche Frau.
9. Einem Pfauen muss man nicht auf die Füsse schauen.
Holl.: Niets schooner dan de staart der paauwen, maan niets so leelijk als hun klaauwen. (Harrebomée, II, 167a.)
10. Man bewundert (liebt) den Pfau nicht wegen seines Gesanges (Ganges), sondern wegen seiner Federn.
Und es ist namentlich der männliche Pfau, der wegen der Schönheit seiner Federn bewundert wird. Eine Volkssage der Ukraine erzählt den Grund, warum das [1252] Weibchen nicht so schöne Federn hat als das Männchen. In einer Nacht wollte nämlich das Weibchen mit dem Pfauhahn auf den Hexenberg fliegen und zog ihn dazu an. Sie bemalte ihn mit einem Saphir, befestigte ihm einen Federbusch auf dem Kopfe, steckte ihm fleischfarbige Federn in die Flügel, machte ihm einen prachtvollen Schweif zurecht, kurz putzte ihn so schön, als sie vermochte. Als sie damit fertig war und die Reihe an sie kommen sollte, leimte ihr das Männchen einen Schopf an, that es aber so nachlässig, dass noch ehe er das Ankleiden fortsetzen konnte, der Hahn krähte und alles bleiben musste, wie es eben war. Nach einer andern Sage waren Pfauhahn und Pfauhenne König und Königin, die sich verheirathen wollten. Alles war bereit, der König schon zur Hochzeit geschmückt. Eben begann man, die Braut anzuziehen und ihr Haupt mit Federn zu schmücken, als ein böser Zauberer sie in Vögel verwandelte. (Ausland, 1871, Nr. 9.)
Holl.: Om de veren is de paauw bemind. (Harrebomée, II, 167a.)
11. Man kennt den Pfau an seinen Federn.
Die Russen: Wenn den Pfau nicht sein Schweif verräth, so verräth ihn seine Stimme. (Altmann VI, 403.)
Böhm.: Znáti páva po peří, vránu po letu, straku po ocase. (Čelakovský, 267.)
12. Pfaw, schaw dein füss (Beine). – Franck, I, 121b; Simrock, 7791; Körte, 4723.
13. So dir gefällt der Pfau, seine Füsse beschau'. – Chaos, 367.
14. Was der Pfau am Kopfe zu wenig hat, das hat er am Schwanze zu viel. – Körte, 4724; Simrock, 7793; Braun, I, 3235.
15. Was nicht am Pfau ist, das ist an den Federn und am Kamm.
16. Wenn der Pfau berupft ist, bewundert ihn niemand. – Sprichwörtergarten, 277.
Wer den Werth blos in schönen Kleidern oder körperlichen Reizen hat, kann leicht darumkommen.
17. Wenn der Pfau seine Füsse ansähe, so würde er kein Rad schlagen. – Parömiakon, 2263.
Böhm.: Hled', páve, na své nohy! (Čelakovský, 97.)
Frz.: Il est comme le paon qui crie en voyant ses pieds.
Poln.: Pawiu, spójrzy na swe nogi, gdy roztoczysz ogon drogi. (Čelakovský, 97.)
18. Wenn man den Pfau lobt, breitet er den schwantz aus. – Henisch, 496, 57; Petri, II, 663; Simrock, 7792; Körte, 4725; Braun, I, 3236.
Bei Tunnicius (974): Als men de pauwen lovet, so breidet se den stêrt. (Laudatus pavo pennarum tendit ocellos.)
19. Wer als Pfau geboren, der ist und bleibt ein Pfau. (Lit.)
20. Wer den Pfau loben will, muss auf den Schwanz sehen.
*21. Das ist ein Pfau ohne Schwanz.
Eine Sache ohne viel Werth. »Des jungen Fürsten Verschwendung wurde von den Fuchsschwäntzern für Freigebigkeit, sein Panquettiren notwendige Magnificentz und Reputation genennet, ohne welche ein Fürst eben so wenig als ein Pfaw ohne Schwantz gelte.« (Alamod, Politici, II, 130.)
*22. Dem Pfau den Schweif stutzen. – Altmann VI, 515 u. 520.
*23. Den Pfau mit der Nachteule vergleichen. – Altmann VI, 520.
*24. Der Pfau verbiss seinen Aerger.
Wenn ein eitler Mensch in einer Gesellschaft unbeachtet bleibt oder zurückgesetzt wird.
*25. Es geht ihm wie den Pfauen, man muss nicht auf seine Füsse schauen.
Holl.: Het gaat hem als de paauwen, men moet niet naar zijne voeten kijken. (Harrebomée, II, 166b.)
*26. Pfauen streichen. – Murner, Nb., 15.
Unter der Ueberschrift: Der verlorene Hauff fasst Murner (in Kloster, IV, 674) eine grosse verwandte Gesellschaft zusammen, die: Suppenfresser, lecker, kuppler, Schmarotzer vnd Schmaltzbetler, Schlegelwerffer, kautzenstreicher, die so zweyen heren dienen, Pfauwen streichen, viel liegens mit der warheit gleichen, Doppelröck im Sommer tragen u.s.w.
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