Heide (der)

1. Besser ein guter Heide, als ein schlechter Christ.

»In den Augen der Priester konnte es auch tugendhafte Heiden geben, aber gie waren nicht halb so viel werth, als ein gläubiger, wenn auch unmoralischer Christ.« (Jochmann, Reliquien, II, 243.)


2. Besser ein verdampter Heid, denn ein verdampter Christ.Henisch, 322, 33.


3. Die Heiden kommen aus ohne Prediger, aber nicht ohne Schmied. (Finl.)


4. Heiden sollen nicht erben.Graf, 210, 189; Rosenvinge, 80a.

Nicht nur eheliche Geburt (s. Hurenkind), sondern auch die Erfüllung anderer Bedingungen war in den nordischen Rechten zur Erbfähigkeit erforderlich. Wer nicht wusste, ob der Sattel richtig oder verkehrt auf des Pferdes Rücken liege, d.i. geistesschwach war, war erbunfähig. Das Kind war auch nicht schon Erbe, wenn es geboren, sondern erst, worauf sich das obige Sprichwort bezieht, wenn es getauft war. (S. Hand 25 u. Kind.)

*5. Das möcht' einen Heiden erbarmen.Braun, I, 1229; Eiselein, 293.


*6. De Heiden sint inebruoken. (Iserlohn.) – Woeste, 85, 89; Firmenich, III, 188, 98.

Die Hausfrau ist ins Wochenbett gekommen.


*7. Einen Heiden zu einem Christen machen.

Ein Kind aus der Taufe heben.


*8. En' Heiden han w'r fortgetroen, en Christen bringen w'r wieder.Meisner, 25.

Sagen die Pathen, wenn sie mit dem Täufling aus der Kirche zurückkommen. Nach der Annahme, dass das blosse Taufwasser Christen mache.


*9. Es ist ein Heide mit Wasser begossen.

»Unter den 17 Millionen Preussen mag es viele mit Wasser begossene Heiden geben.« (Reichensperger-Geldern in der Debatte über Civilebe, in der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 12. April 1859.)


*10. Woher haben die Heiden die Hemden? Simrock, 4487a.


[458]

11. Heiden muss man zu bekehren suchen, sagte das Weib, als sie zum Türken ins Zelt ging. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4581.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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