1. Cantores vnd Sänger, wenn sie vol supen wollen sie jmmer rupen. – Mathesy, 322b.
2. Der Kanter hat de Fuss bedruegen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 117a.
Bezieht sich auf eine Anekdote oder ein Märchen.
3. Der Kantor hat seine Pause in der Gurgel. – Winckler, XVII, 73.
4. Der Kantor (Vorsänger) hört dahin, wo man am besten nachsingt.
Jeder hat es gern, wenn man sich nach ihm richtet. Durch Gehorsam empfiehlt man sich.
5. Der Kantor singt wol mit dem Munde vor, aber er taktirt mit den Händen.
Dän.: Som cantor giør tonen med munden, bør han viise pausen med haanden. (Prov. dan., 98.)
6. Ein cantor geb einn guten küchenmeyster. – Franck, II, 66b; Henisch, 583, 13; Lehmann, 121, 20; Simrock, 1434.
7. Kantoren singen dem Herrn und haben viel Durst und trinken gern.
Lat.: Cantores amant humores. (Schamelius, 147, 4.)
8. Roll, roll, roll, de Kantor össe Boll, de Kinder sönn de Narre, se gohne mött em blarre.
Schildert das ehemalige Circuitsingen zu Weihnacht und Pfingsten im Samlande. Das »Roll, roll« bezieht sich wol auf den »Stern«, den die Knaben, namentlich zu Weihnacht, mit sich führten.
9. Was der Kantor mit der Kehle ersungen, wird bald wieder mit der Kehle verschlungen.
Span.: Los dineros del sacristan cantando se vienen, y cantando se van. (Cahier, 3699.)
10. Wenn der Kantor fehlet, muss es ein Husten seyn. – Petri, II, 635.
Lat.: Haesitantia cantoris tussis. (Henisch, 583, 10; Binder I, 645; II, 1280; Weber, Append. 32.)
11. Wenn ein Cantor fehlet, gibt er dem husten die schuld. – Henisch, 583, 9.
12. Ich bin der Kantor von Jüterbogk und das ist meine Frau, sagte der Staar.
Bezieht sich auf eine ergötzliche Geschichte, die 1878 durch die Zeitungen ging. Nach diesen Berichten hatte [1481] der Kantor in Jüterbogk seit Jahren einen sehr gelehrigen Staar, der nicht nur einzelne Worte, sondern auch ganze Sätze nachsprach. Der Kantor hatte die Gewohnheit, bei misfälligen Vorkommnissen in seinem Hausstande zu äussern: »Das ist ja eine verdammte Wirthschaft!« Worte, die dem Vogel bald geläufig waren. Derselbe hatte auch ferner öfters von seinem Pfleger vernommen: »Ich bin der Kantor von Jüterbogk, und das ist meine Frau.« Das kluge Thier sprach bald beide Sätze und rief dieselben öfter des Tages zum Vergnügen der Hausbewohner. Nun hatte der Vogel im Frühjahr, seinem Freiheitstriebe folgend, einmal das Weite gesucht. Seine Freiheit war aber nur von kurzer Dauer. Mit einer Menge seiner Genossen war er in die Hände eines Jägers des Grafen Solms-Baruth gefallen, welcher sie als gute Tischbeute betrachtete. Bis auf zwei war ihnen bereits das Lebenslicht ausgeblasen, als einer der beiden übrig gebliebenen plötzlich schrie: »Das ist ja eine verdammte Wirthschaft!« Der Jäger prallt erschreckt zurück und bricht, an Uebernatürliches glaubend, stotternd in die Worte aus: »Wer ist denn da?« worauf ihm die Antwort wurde: »Ich bin der Kantor von Jüterbogk, und das ist meine Frau.« Der Vogel hatte dadurch sein und seines Gefährten Leben gerettet.