Krebstränker

Krebstränker (s. Eselsfresser).


* Es ist ein Krebstränker.

Die Anwohner des Attersees in Oberösterreich necken sich gegenseitig mit allerhand Spitznamen, die sie besonders, wenn sie einander auf dem See begegnen oder an einer Ortschaft vorüberfahren, einander zurufen. So werden die Auer, Bewohner eines Dorfs der Pfarre Mondsee, »Krehstränker« genannt, weil sie im Mondsee einst einen Krebs ertränken wollten. Sie haben auch den Namen »Nebelschieber«, weil sie den Nebel, der einst überm Mondsee lag, nach Unterach schieben wollten. Die Schörflinger nennt man »Hermananklampfer«. Sie hatten nämlich gern beständig Mondschein gehabt und liessen daher den vollen Mond einmal in ein Wasserschaff scheinen und schlugen, damit er nicht wieder herauskönne, eine Klampfe über das Schaff. Aus einem andern Grunde heissen sie auch »Rindsüppler«. Die Vöcklamarkter heissen »heilige Geistschützen«. Als sie nämlich zu Pfingsten einmal keinen heiligen Geist (es fehlte wahrscheinlich eine Taube) hatten, verflog sich zufällig eine Taube in die Kirche, die sie zu fangen suchten und da ihnen dies nicht gelang, endlich erschossen. Die Sanct-Georger heissen »Mistleiter«, weil die Misthaufen mitten im Markt herumlagen. Auch »Wetterläuter«, weil sie, liess sich im Sommer auch nur ein schwarzes Wölkchen am Himmel sehen, sogleich mit allen Glocken zu läuten begannen. Die Bewohner von Unterach heissen »Nebelfänger«, weil sie einmal den Nebel, der sich dort zu lagern pflegt, mit einer Sög'n haben zusammen fangen wollen. Die Nussdorfer heissen »Ochsentränker« und »Pudelkreuziger«, weil sie einmal einen Pudel, der etwas gestohlen, kreuzigten. Auch »Schimmelfänger« werden sie genannt, weil sie einem blinden Schimmel, damit er den Weg nicht verfehle, eine Laterne an den Schwanz hingen. Die Frankenburger heissen »Pudelbrater« und »Wackerltränker«, weil sie einmal einen Pudel, um ihn zu braten, in den Backofen schoben, und als einmal ein Wolkenbruch stattfand, riss das Wasser Brot und Bäcker mit sich fort. Die Atterseer nennt man »Pudelpicher«, weil sie einem Pudel den Hintern verpichten. Auch »Stierfänger« heissen sie, weil sie einen Stier auf den Kirchthurm zogen, damit er das Gras dort abweide. Die Weirepper sind die »Schläg'lflicker«, weil sie einen Schlägel, von dem ein Stück abgesprungen war, flicken wollten. Die Steinbacher nennt man »Schimmelfänger« und »Weckenfresser«, da sie einmal mit einem Schimmel ebenso verfuhren wie die Atterseer mit einem Stier. Die Sanct-Wolfganger heissen »Sonnenfänger«, weil sie die Sonne in einem Sacke fangen und sie in ein finsteres Zimmer bringen wollten. Die Gmunder werden »Stig'lhupfer« genannt. Die Esternberger gelten um Schärting herum für dumme Leute und heissen »Maulgaffer«, weil sie [1601] alles mit offenem Maul angaffen. Sie wussten nämlich früher nicht, dass man mit den Augen sieht und meinten, es geschehe mit dem Munde. Erst durch einen Zufall kamen sie darauf. Vor einer Scheune bissen sich zwei Hunde. Der Knecht, der darin Futter schnitt, hörte den Lärm und wünschte die Rauferei zu sehen. Zufällig war im Scheunthor ein Astloch und er hält, treu seiner Meinung, das offene Maul an dasselbe. Da er aber nichts sah, brachte er nach und nach alle Theile des Gesichts vor das Astloch, endlich auch das Auge. Jetzt sah er die Hunde sich balgen. Erst seitdem wissen die Esternberger, dass man mit den Augen sieht. (Vgl. Baumgarten, II, 98-100.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880.
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