1. Der Pudel apportirt dem, der ihn füttert.
Nicht blos der Pudel.
2. Ein nasser Pudel scheut das Wasser nicht. – Altmann VI, 416.
3. Ein Pudel, dem man eine Mähne geschoren, ist noch kein Löwe.
Die Russen: Ein gestreiftes Pferd ist kein Zebra. (Altmann VI, 398.)
4. Ein Pudel lernt bald einige Künste.
Aber das Menschengeschlecht in tausend Jahren kaum eine politische Wahrheit.
5. Ein Pudel wird nur halb geschoren.
»Wie manchmal schon beweint' ich heiss, dass ich als Pudel nicht geboren, denn Pudel werden, wie man weiss, doch meist zur Hälfte nur geschoren.« (Welt und Zeit, 127, 500.)
6. Jeder Pudel heisst Cartouche.
7. Pudel will un dröf nich. – Bueren, 721.
8. Selbst ein Pudel schüttelt sich, der aus dem Wasser kommt.
9. Wer als Pudel geboren, wird meist nur halb geschoren.
10. Wer einmal beim Pudel Gevatter gestanden hat, den nennen alle Möpse Pathe.
Aehnlich russisch Altmann VI, 439.
*11. Da geh' (will) ich lieber Pudel flöhen. – Frischbier2, 3023.
*12. Da kann er sich einen Pudel schnitzen.
Ich hörte diese Redensart in Hirschberg auf einen armen Handelsmann anwenden, der sich zwischen zwei reichen Concurrenten niedergelassen hatte. Ueber den Grund konnte ich nichts erfahren, als dass man so sage. Ob vielleicht deshalb, weil zum Pudelschnitzen viel Zeit gehört?
*13. Da liegt des Pudels Kern.
*14. Dat drâpst du, Pudel, bittst mi in 't holten Bên. (Ostfries.) – Bueren, 263.
*15. De schall mit na Pudel sien Hochtid. (Holst.) – Schütze, III, 239; Hauskalender, IV.
*16. Den Pudel flöhen. – Frischbier2, 2654.
Eine unangenehme Arbeit verichten. (S. ⇒ Mops 4.)
*17. Er geht auf des Pudels Kern.
Diese Redensart ist aus Goethe's Faust entlehnt. Als sich der Pudel in Mephistopheles verwandelt, sagt Faust: »Das also war des Pudels Kern!« (Büchmann, 48.)
*18. Er hat einen Pudel geschossen. – Frischbier, 591; Frischbier2, 3024; Hennig, 196.
Einen Fehlschuss gethan, wie wenn man einen Hund statt eines Hasen schiesst; einen dummen Streich gemacht.
*19. Er ist der Pudel.
Wird zu allem gebraucht oder lässt sich zu allem gebrauchen.
*20. Er ist wie ein begossener Pudel.
*21. Er muss überall den Pudel machen. – Eiselein, 516.
*22. He hett enen Pudel smeten. – Dähnert, 361b.
Er hat einen Fehlwurf nach den Kegeln gethan.
*23. Hê tröck Pâl as 'n besnîgten (oder: begâten) Pudel. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 4b.
*24. Ick hebb enen groten Pudel mâkt. – Dähnert, 361b.
Ich habe ein grosses Versehen begangen.
Engl.: To take the wrong sow by the ear. (Masson, 208.)
Frz.: Faire chou-blanc. – Faire un pas de clerc. – Prendre martre pour renard. – Prendre son cul pour ses chausses. (Masson, 208.)
*25. Scher' dich, Pudel, du stinkst.
Gebraucht, um Unflätigkeiten abzuweisen.
*26. Wie ein begossener Pudel. (S. ⇒ Maus 346.) – Binder II, 3603.
Buchempfehlung
Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro