1. A Littwak hot a Zeilem (Kreuz) in Kopp. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Die litauischen Juden stehen bei ihren polnischen Glaubensgenossen in keinem guten Rufe. Letztere behaupten nämlich, dass die Littwaki vom Judenthum abfallen, sodass jeder von ihnen von vornherein ein Kreuz im Kopfe trägt.
2. A Littwak starbt nit. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Es wurde bei dem vorangehenden Sprichwort bereits bemerkt, dass die litauischen Juden bei ihren polnischen Brüdern, welche von dem Treiben der Litauer manches zu erzählen wissen, nicht gut angeschrieben stehen. So sagen die Polen: Ein Litauer sterbe nie als solcher. Entweder er wandere nach Sibirien und ende als Sträfling, oder er falle vom Judenthum ab und heisse dann Getaufter; oder er ziehe nach dem Heiligen Lande, als wenn er als Erez-Isruel-Jüd figuirt. In keinem Fall stirbt er als Littwak.
3. Dem Litauer darf der Deutsche nicht trauen und wenn er mit ihm in Einem Bett schläft. – Frischbier2, 2442.
4. Den Litauern gutes Fleisch und den Herren die Knochen. – Reinsberg VI, 61.
Damit drücken die Litauer ihre Abneigung gegen ihre Feudalherren aus.
5. Der Litauer ist keinem Deutschen treu und wenn er bis Mittag schläft. – Frischbier2, 2442.
6. Der Litauer kommt mit einem Pferdezaum in der Hand zur Welt. – Frischbier2, 2443; F. Lewald, Wandlungen (Berlin 1864), I, 18; Ausland, 1830, S. 1317.
Oder: Der Litauer wird mit dem Zaum in der Hand geboren. Der ostpreussische Litauer gilt nicht nur für einen berüchtigten Pferdedieb, seine Liebe und seine Anhänglichkeit an sein Ross ähnelt auch der des Orientalen, seine Unzertrennlichkeit von demselben der des asiatischen Steppenbewohners. Selbstverständlich sind sie auch gute Reiter.
7. Der Litauer lässt seine Nicken nicht. (Pillkallen.) – Frischbier2, 2444.
[200] 8. Der Litauer reitet in den Wald und kommt gefahren (zu Wagen) heraus. (Ostpreuss.) – Pisanski, 8; Hennig, 146; Frischbier, 471; Frischbier2, 2445.
Er soll durch dies Sprichwort die Gewohnheit der preussischen Litauer angezeigt werden, nach welcher sie ihr ganzes Fuhrwerk aus blossem Holze selbst verfertigen, ohne dazu einen Schmied oder Geschirrmacher nöthig zu haben. Da dies nun oft im Walde geschieht, und sie das fertige Fuhrwerk durch ihre Pferde herausführen, so ist das obige Sprichwort entstanden. (Bock, Idiot. pruss.)
9. Ein Litauer ist nicht eine Pareske werth.
D.h. man achtet den Litauer nicht. Um sich für diese herabsetzende Redensart zu entschädigen, hat der Litauer andere geschaffen, die seinen Werth desto mehr hervorheben. (S. ⇒ Deutscher 11.) Pareska ist eine ärmliche Fussbekleidung.
*10. Den Litauer für einen Bastschuh (Pareska) halten.
*11. Zehn Litauer scheissen ihm das Maul nicht voll. – Frischbier2, 2446.
12. Die Litauer sind da, der Winter ist nah.
So sagt man in Preussen, wenn die Dohlen im Herbste in Scharen ankommen, und die man wegen ihres eigenthümlichen, litauisch klingenden Geschreis: Ka ka kej, Litauer nennt. (Frischbier, 4293.)