1. Auch vom Deutschen kann der Russe lernen. (Russ.)
Sehr charakteristisch für die russische Bescheidenheit und Selbstkenntniss.
2. Bei drei Deutschen findet man zwei Soldaten, bei drei Engländern zwei Hurenhengste, bei drei Franzosen zwei Köche, bei drei Italienern zwei Pfaffen (Priester).
3. Der Deutsche denkt an das, was gewesen, der Franzose an das, was ist, und der Spanier an das, was sein wird. – Winckler, XIV, 30.
4. Der Deutsche denkt es aus, der Franzose macht's nach zu Haus, der Brite kommt hinterdrein und steckt den Nutzen ein.
Ueber die verschiedene Befähigung der Frauen in nationaler Hinsicht sagt der Czeche: Die Deutsche (passt am besten) in den Stall, die Czechin in die Küche und die Französin ins Bett. (Reinsberg V, 10.)
5. Der Deutsche denkt und die Polizei lenkt. – Mager, Päd. Revue, 1847, IV, 4.
6. Der Deutsche hat seinen Witz in den Fingern. – Reinsberg V, 19.
Nebenbei auch wol etwas im Kopf; es soll damit wol aber nur die deutsche Geschicklichkeit hervorgehoben werden. Ueber die deutsche Literatur spricht sich ein italienisches Sprichwort dahin aus: Gl' Inglesi scrivono [577] profondo, i Francesi grazioso, gl' Italiani divino, ma i Tedeschi molto. Demnach wären die Deutschen Vielschreiber, während der englischen Literatur Tiefsinnigkeit, der französischen Angenehmheit und der italienischen Göttlichkeit zukäme. Auch in Galizien (Reinsberg V, 12) sagt man: Eine Frau wird man nie durch Lieben, den Deutschen nie durch Schreiben übertreffen.
7. Der Deutsche ist schwer in Harnisch zu bringen, aber noch schwerer wieder heraus.
Diese Ruhe verspottend, sagt der Ruthene: Den Deutschen bringt nichts auf, wenn er nur Kartoffeln hat und Taback rauchen kann (Reinsberg V, 15.)
8. Der Deutsche muss einen Zopf haben.
Deutsch-amerikanisch, um zu sagen, der Deutsche sei die personificirte Kleinigkeitskrämerei oder ein sklavischer Anhänger an überkommenen Formen.
9. Der Deutsche nichts lieber kaut als Bratwurst und Sauerkraut.
10. Der Deutsche rechnet auf einen Koch drei Kellner.
Wo gäbe es ein Volk, das bei einem Mahle nicht tränke! Der Däne nennt ein solches Mahl ein Pferdemahl, der Franzose ein Hundediner. Der Italiener sagt: Gott behüte uns vor einem Esser, der nicht dazu trinkt. Dem Deutschen aber ist, wie das obige Sprichwort sagt, beim Essen das Trinken gerade die Hauptsache; er hat von einem Mahl, bei dem nicht getrunken würde, gar keinen Begriff. (Vgl. Körte, S. 524.)
11. Der Deutsche wird schon noch so klug werden als der Litauer. (Lit.)
Um zu sagen, dass jemand schon noch eine gewisse Einsicht u.s.w. erwerben oder erlangen werde. Das Sprichwort zeigt, dass es dem Litauer, dem Deutschen gegenüber, nicht an Selbstgefühl und Nationalstolz fehlt. Der Deutsche könnte dessen vielleicht so viel mehr brauchen, als der Litauer zu viel hat. (Wurzbach I, 39 u. 310; Reinsberg V, 16.) Uebrigens räumt ein anderes polnisches Sprichwort die geistige Ueberlegenheit der Deutschen den Polen gegenüber wieder ein, indem es eine Stufenleiter der Betrugsfähigkeit aufstellt. Den Polen hintergeht der Deutsche, den Deutschen der Welsche, den Welschen der Spanier, den Spanier der Jude, den Juden aber blos – der Teufel. (Reinsberg VI, 29.)
12. Der Deutschen Hertzhafftigkeit, muth vnd dapfferkeid ist ein A.B.C. Papier vnd Dinten, vnd erlescht die Seel in wortten. – Lehmann, 383, 1.
13. Der Deutschen Lob besteht auf guter Rüstung und nicht auf stolzen Kleidern. – Reinsberg VI, 122; Eiselein, 114.
14. Der Teutsche versorgt sein Gut bey nasser Waare, damit es nit verbrenne. – Sutor, 247.
15. Der Teutschen Sauffen, der Italiäner Liebe, und der Spanier Mauserey kann man keine Gesetze geben. – Berckenmeyer, 43.
16. Deutsche haben lange silben vnd kurtze wort. – Henisch, 684; Grimm, II, 1050.
17. Deutsche können alle Plagen, aber keinen Durst ertragen.
Lat.: Germanis vivere et bibere. (Reinsberg, V, 18.)
18. Deutsche lernen von Spaniern stelen vnd Spanier von Deutschen fressen vnd sauffen. – Henisch, 684.
Den Deutschen wird in der sprichwörtlichen Charakteristik besonders ihre vorherrschende Neigung zum Essen und Trinken vorgehalten. Eine böhmische Sage gibt gewissermassen den Grund dieses Fehlers an. Der Teufel, erzählt sie, sei, als Gott ihn vom Himmel herabgeworfen habe, mit solcher Gewalt gegen die Erde geprallt, dass sein Körper nach allen Richtungen stückweis auseinandergeflogen sei. Auf diese Weise sei der Kopf nach Spanien gefallen, das Herz nach Italien, die Hände in die Türkei und Tatarei, die Füsse nach Frankreich, nach Deutschland aber – der Bauch; und dies sei der Grund, warum die Deutschen so ess- und trinklustig, warum die Franzosen so gern springen und tanzen, die Türken und Tataren so mord- und raubgierig, die Italiener so verrätherisch, die Spanier so hochmüthig. Nach dieser Sage hätten die Slawen vom Teufel selbst nichts abbekommen; nur das Täfelchen, welches er während des Falls bei sich getragen, sei in ihr Land geflogen, damit darauf die fremden Sünden aufgezeichnet würden, für welche die Slawen büssen müssten. (Reinsberg V, 4.) Crusius (Schwäbische Chronik, I, 20a) sagt über die Frage: »Warum die Teutschen dem Truncke so ergeben? Die Ursache mag seyn, weil sie hitziger Natur, indeme die Schweiss- Löchlein an ihrem Leib durch die Mitternächtige Kälte, in welcher sie sich befinden, stets zugeschlossen gehalten werden.«
[578] 19. Die Deutschen bringen von Italien gemeiniglich drei Uebel mit nach Haus: den Beutel geleert, den Leib versehrt, das Gewissen entehrt.
Von den Reisen der Deutschen nach Italien und den schlimmen Folgen derselben.
20. Die Deutschen haben das Perpetuum mobile viel glücklicher ausgedacht als die Mathematici, sintemahl ihre Becher und Gläser niemahls stille stehen. – Berckenmeyer.
21. Die Deutschen heben hoch die Hand, doch fällt sie bald wieder in den Sand.
22. Die Deutschen kriegen mit Eisen, nicht mit Gold. – Sailer, 316; Simrock, 1549.
Die Sprache Otto's des Grossen bei einem Bestechungsversuche.
23. Die Deutschen sind Roms Gökelwaaren. – Luther.
24. Die Deutschen sind schwer unter Einen Hut zu bringen. – Reinsberg V, 60.
Beklagt den Mangel an Einigkeit unter ihnen.
25. Die Deutschen sind wie die Läuse, die man auf dem Tische entzweiknackt; die Spanier wie die Filzläuse, die ungern weggehen, wo sie sind; die Italiener wie die Wanzen, wo sie einmal waren, hinterlassen sie den Geruch der Sodomiterei, des Verraths und Meuchelmords; die Franzosen wie die Flöhe, die nie an einem Platze bleiben können, sondern von einem Orte zum andern springen. – Reinsberg V, 3.
26. Die Deutschen trinken des Abends den Wein und am Morgen die Hefen.
Sollten andere Völker beides zugleich trinken, so haben wir wenigstens den Vorzug grösserer Wirthschaftlichkeit.
27. Die Teutschen vertrincken die Sorge, der Frantzose versingt sie, der Spanier verweint sie, der Engländer verlacht sie, der Italiäner verschläft sie. – Berckenmeyer, 8; Reinsberg V, 8.
Die Dänen lassen in ihren Sprichwörtern die hier genannten Völker mit ihren Sorgen ganz so fertig werden, fügen blos schliesslich noch hinzu: Die Dänen vertreiben sie auf alle vier Weisen. (Reinsberg VI, 52.)
28. Ein Deutscher, der italisch worden, ist von des Teufels bestem Orden.
Als man in Italien dies Sprichwort erfand, mochte man Grund dazu haben; aber es ist schwer anzunehmen, dass es in dem ehrlichen Charakter der Deutschen seine Begründung haben sollte.
29. Ein italisirter Deutscher ist der leibhaftige Teufel.
»Die Deutschen gaben sicher keine Veranlassung zu dem Sprichwort: Tedesco italica nisato Diabolo incarnato. Die ehrlichen Deutschen haben nie auf Petri Stuhl gepasst, nicht einmal zu Cardinälen, und hätten ehrlich und redlich das Papstthum reformirt, wenn es – zu reformiren wäre.« (J. Weber, Das Papstthum und die Päpste, I, 279.)
30. Ein schwartzer Teutscher, ein weisser Italiäner und ein rother Spannier seynd selten was guts; ebenso ein Niederländer, er sey was Farb er wolle. – Sutor, 619.
Die guten Niederländer, die hier am schlimmsten wegkommen, mögen sich damit beruhigen, dass Sprichwörter keine Sätze aus dem Euklid sind.
31. Es ist der Deutschen Brauch, dass sie dem Feinde redlich unter die Augen ziehen, denselben mannlich und nicht meuchlings überwinden. – Reinsberg VI, 122.
32. Für der Deutschen Saufen, der Spanier Raufen, der Italiener Liebestreiben, lassen sich keine Gesetze schreiben.
33. Kein Deutscher bleibt, wo ihm wohl ist. – Geiler.
34. Man muss den Deutschen Knödel und Sauerkraut lan, will man keine Prügel han.
35. 'S sind Dütsche do und dene, de Rhi nu scheidt is, seit de Hauesteiner, und dütet ins Aargau. (Gegend am Thunersee.) – Schweiz, 215, 127.
36. Teutsche trüncken, Engländer essen, Niederländer speyen, Frantzosen purgieren, Spanier aderlassen, die Italiener schlaffen, die Türcken spatzieren, die Mohren fasten, Indianer tantzen. – Sutor, 541.
[579] 37. Vier Deutsche zu einem Viertel Hopfen und noch sagen sie: schwer. – Schles. Provinzialblätter, 1862, S. 569.
Zur Chrakterisirung des Kampfes der slawischen und germanischen Nation in Schlesien. Im vorstehenden Sprichwort werden die Deutschen als körperlich schwach verspottet. Die Sprichwörter sämmtlicher slawischen Völker geben Zeugniss davon, wie man jeden Umstand benutzt, um den Deutschen einen Hieb zu versetzen. Diese Angriffe sind mitunter, wenn man den Culturzustand derer, von denen sie ausgehen, betrachtet, ziemlich komisch. Oder soll man etwa deshalb die Deutschen für ein Diebsvolk halten, weil der Wasserpolake in Oberschlesien sprichwörtlich klagt: »Gib auf alle Ding Achtung, damit die Deutschen sie dir nicht stehlen.« Sollten wir uns voll Scham aus der Geschichte der Völker streichen, weil der Hannake in Mähren ausruft: »Wir (Hannaken) sind wir, aber die Deutschen sind Deutsche.« Diese Feindschaft tritt aber auch in den Sprichwörtern der grössern slawischen Völker hervor. »Der deutsche Stamm«, sagt der Russe, »führt nichts Gutes gegen die Slawen im Schilde«, und bedauert, dass der germanische Geist auf der ganzen Erde Boden fasst, indem er klagt: »Der Deutsche kommt wie die Weide überall fort, wohin man sie setzt«, und hofft nichts Gutes von den Deutschen für die slawische Sprache. Der Pole behauptet, der Deutsche, wenn auch ohne Scharfsinn, falle nicht von der Bank herab, und erklärt: »Solange die Welt Welt, wird der Pole nie dem Deutschen Bruder sein«, vielmehr nur: »Friede mit den Deutschen wie zwischen Wolf und Schafen.« Dem Kroaten ist »türkische Feindschaft lieber als deutsche Liebe«. Und der Czeche ruft warnend: »Traue nicht, es ist ein Deutscher!« Er fügt begründend hinzu: »Der Deutsche wird dem Czechen – und der Slowene theilt diese Ansicht – erst günstig sein, wenn sich die Schlange auf dem Eise wärmt«, und versichert: »Da, wo die Motte im Tuch, der Wolf unter den Ziegen, der Fisch ohne Wasser, der Student unter Mädchen, der Ziegenbock im Garten und der Deutsche im Rathe der Czechen sei, gehe es nimmer gut.« (Reinsberg V, 14.)
Poln.: Cztery Niemcy na wiertel chmiel jeszeze powiadaja.
38. Was macht (thut) der Deutsche nicht fürs Geld! – Reinsberg V, 60; Kirchhofer, 113; Venedey, 119; Simrock, 1555.
Anerkennung des deutschen Fleisses, Talents, deutscher Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit auch von seiten des Nichtdeutschen.
Dän.: Hvad de Tydske ei for penge gjœre!
Mit diesem Sprichworte wollen die Dänen die Deutschen als Leute bezeichnen, die mehr Geldliebe als Ehr- und Nationalgefühl besitzen.
It.: I Tedeschi hanno l'ingegno nelle mani.
39. Wat de Dütsch doch vör Geld mâkt, segt de Schwed', un sücht'n Apen danzen.
Noch schlimmer ergeht es den Schweden selbst in ihren eigenen Sprichwörtern, welche behaupten: Der Deutsche thut alles für Geld, der Schwede alles für 'n Schnaps. (Reinsberg V, 20.)
40. Wat de Dütsch vör Geld mâkt, säd' de Bûr, dôr seg he 'n Apen. – Hoefer, 971.
41. Wat de Dütsch vör Geld mâkt, säd' de Franzos', dôr sêg he 'ne Soeg mit de Farken. (Mecklenburg.) – Hoefer, 971.
42. Wat de Düütsch nich all vör't Geld moakt, sär 'ne Fru, as se toirst en Oapen seg. (Strelitz.)
43. Wer als Deutscher geboren wird, den hat Gott hinlänglich gestraft. (Russ.)
Seit der Theilung Polens ist es Deutschland, das der Russe vor allem hasst oder verachtet und das sein schwer lastendes Gewicht fühlen muss. Von diesem Hass zeugen auch andere russische Sprichwörter: Dem Herzen wird es leichter, wenn du auf den Deutschen fluchst. (Reinsberg V, 13.) – So viel Russen, so viel Stöcke, so viel Deutsche, so viel Hunde. (Reinsberg V, 14.)
44. Wir Deutschen sind ganz eigene Käuze. – Reinsberg V, 58.
45. Wir Deutschen sind halt Deutsche. – Eiselein, 114.
46. Wos sein se de Deutschen für dumm Volk, sagte der Böhme, bin uf zehn Jahr hier un verstehn sie mir no nit.
Geisselt die slawische Behauptung von der Dummheit der Deutschen. (S. 48.)
*47. Die Deutschen beim Becher.
*48. Er ist Deutschen und Walen schuldig. (Holl.)
Aller Welt.
*49. Er ist wie ein Deutscher, er versteht das Wort vernünftiger Leute nicht. (Lit.)
Unter den niedern, ungebildeten Klassen in Litauen herrscht noch heute der Glaube, der Deutsche habe keine eigentliche Sprache und verständige sich nur durch unartikulirte Gefühlslaute; eine Ansicht, welche den meisten slawischen Völkern eigen ist und sich wol aus [580] der Benennung des Deutschen (Niemiec, von niemy = stumm) erklärt. Auch kann der Umstand dazu beigetragen haben, dass sich der Deutsche den Gebrauch einer slawischen Sprache sehr schwer aneignet, weshalb ihn der Czeche als einen dummen und schwer begreifenden Menschen bezeichnet und sprichwörtlich sagt: Rede einmal mit ihm, wenn's ein Deutscher ist. Noch bestimmter gibt er durch ein anderes Sprichwort seinem nationalen Selbstgefühl den Deutschen gegenüber Ausdruck: Stumm sind die Deutschen hinter den Bergen, stumm die Fische unter dem Wasser; uns aber beschenkte Gott mit Brot und Sprache. (Wurzbach I, 39; Reinsberg V, 11.)
*50. Es denkt kein Deutscher an mich.
*51. Es ist ein alter Deutscher. – Sailer, 140.
Treu, offen, ehrlich wie unsere Altvordern. Dessenungeachtet sagen die Ruthenen von den deutschen Frauen: Wo eine Deutsche, da ist Falschheit; wo eine Zigeunerin, da ist Diebstahl. (Reinsberg V, 14.)
*52. Es ist ein blinder Deutscher. (Lit.) – Reinsberg V, 16.
Eine ziemliche Anzahl deutscher Sprichwörter zur Charakterisirung deutschen Wesens finden sich unter andern Begriffen, als: Gott, Mann, Sinn, Krieg u.s.w.
53. De Dütsche mênt, wat de Franzmann kâkt, is beter as wat he sülben makt. – Plattdütscher Husfründ, III, 20.
54. Dem Deutschen wachsen die Sprichwörter im Herzen.
55. Den Teutschen seind jhre Manschafft, stattliche rüstung, Zeughäusere vnnd Geschütz soviel nutz, als die Vögel, die man vor's fenster hengt, die man kaufft vnd erhält, vnd sie andern singen. – Lehmann, 835, 14.
Sie haben in neuerer Zeit andern Gebrauch davon zu machen gelernt.
56. Der alten Teutschen Schreibfedern waren ihre Degen, das Papier der Feinde Haut und die Dinte der Feinde Blut. – Wirth, I, 507.
57. Der Deutsche bezahlt und der Ungar regiert.
Ein seit 1866 in Oesterreich entstandenes Sprichwort, welches die Bevorzugung der Ungarn den Deutschen gegenüber bitter charakterisirt. (Der Abgeordnete Dr. Braun in einer Rede in der 26. Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 24. November 1869.) (Breslauer Zeitung 1869, Nr. 552, S. 3780.)
[1127] 58. Der Deutsche duldet Alles, nur keine Nasenstieber.
»Der Teutsche lässt Alles mit sich machen, nur Nasenstiber verträgt er nicht.« (Ch. Fr. D. Schubart in einem Briefe an Kayser, Ulm 1776; vgl. Grenzboten, Leipzig 1870, Nr. 51, S. 460.)
59. Der Deutsche ist ein Kaulbarsch, ein Lämmchen, eine Rohrdommel, ein Schnadderer, ein Schnarrer, ein Stammeler. – Frischbier, I, 4199.
»Dannen sie einen Bublys – eine Rohrdommel von seiner männlichen Stimme, dann Puykis, einen Kaul-Parsch als der ihnen stachlicht ist; dann Awinelis das Lämmchen, weil er still ist; dann Swaplies, einen Schnadderer; von einem, dem die Rede nicht fliessen will, sprechen sie mekkendams kalba, er stammelt was her; dann knurklys auch klau klas – einen Schnarrer.« (Lepner, Der preussische Littauer, Danzig 1744, S. 99.)
60. Der Deutsche lebt von Sauerkraut.
»Hat seit Jahrzehnten der Franzose gesagt und Paul de Kock hat ihn darin bestärkt.« (Fr. Dunker's Sonntagsblatt, Berlin 1870, Nr. 39, S. 310.)
61. Der Deutsche liebt das Bierglas, der Franzose das Weinglas, der Russe das Schnapsglas.
62. Der Deutsche lügt, sobald er höflich ist.
In einer Schulrede: Ueber die Bildung des Gymnasiasten (Dresden 1863) sagt der Gymnasiallehrer Dr. Ehrt: »Nichts ist widerlicher als jene von der Menge für Bildung gehaltene äusserliche Höflichkeit, die bei allem eiteln Kleinigkeitssinne doch der rechten ungeschminkten Herzensdemuth bar und ledig ist, die dem offenen Biedersinne unsers Volkscharakters Hohn spricht, und die jenes bekannte Wort Goethe's rügt: Der Deutsche lügt, sobald er höflich ist.«
63. Der Deutsche trinkt das meiste, der Engländer isst das meiste, der Flandrer isst und trinkt das meiste. – Deutsche Romanzeitung, Berlin 1868, Nr. 39, S. 235.
64. Der lieben Deutschen Völlerei, der Italiener Verrätherei, der Spanier Dieberei sind unfehlbar alle drei.
65. Die alten Deutschen waren stets Löwen in Gefahren und Lämmer – bei Pokalen. – Frieske, 15.
66. Die Deutschen haben mehr Wissen im Kopf als Wort im Maul.
It.: I Tedeschi intendono più che non sanno esprimere. (Giani, 1610.)
67. Die Deutschen seynd Buben mit Vernunft, drum freue sich keiner ihrer Zunft.
68. Die Teutschen ehren vnd lieben vor allen andern Völkern die Wahrheit, weil sie all jhre Lust im Weine haben, der ein Wahrsager ist. – Lehmann, 879, 47.
69. Die Teutschen fressen vnnd sauffen sich arm, krank vnnd in die Hölle hinein. – Henisch, 1214, 35; Petri, II, 125.
70. Die Teutschen haben bissher jhren Moren auff allen Reichstägen gewaschen vnnd gezwagen; davon ist er gantz roth, aber nicht weis worden. – Lehmann, 336, 13.
71. Ein Deutscher, der geht nach Paris, wird ein halber Narr gewiss.
Lat.: Cave Aegyptum, miles Romana. (Philippi, I, 77.)
72. Ein Deutscher in einem böhmischen (tschechischen) Rocke ist eine Motte in einem theuern Gewande.
Ausdruck der freundlichen Gesinnung, welche die Tschechen gegen das deutsche Volk hegen: Nĕmec v české raddĕ, mol v drahém rouše. (Rybička, 353.)
73. Ein Teutscher darff nicht ins Wasser springen, er kann wol in einem Glas Bier oder Wein ersauffen. – Wirth, I, 503.
74. Ein Teutscher soll keinem Spanier oder Welschen trawen, er habe denn ein Bardt mitten in der Hand. – Lehmann, 518, 14.
Also nie, weil dort kein Bart wächst.
75. Einen Düdschen hebbe thom Frunde, averst tom Nabur (Nachbar) begere ehn nicht. – Deutscher Neocorus, I, 127.
[1128] 76. Ist ein Deutscher im Harnisch, bringen ihn auch Tonnen Paternoster nicht wieder heraus. – Einfälle, 560.
In einem Anfall von Jähzorn das Vaterunser oder das Alphabet Buchstabe für Buchstabe auszusprechen, war ehedem ein beliebtes Mittel dagegen, das auch von den Geistlichen häufig empfohlen wurde.
77. Man sucht die Deutschen durch Deutsche zu vertilgen. – Opel, 381.
78. Mancher will den Teutschen vmb wälschen vertauschen. – Lehmann, 687, 7.
79. Mit den Deutschen mach dir freundschaft und fleuch dabei ihr Nachbarschaft.
80. Seht doch, der Deutsche will klüger sein als der Litauer. – Frischbier, 4200.
Ein Lieblingswort der Litauer: Sztay, Wokaitys jàu taip iszmannas, kaip Lietuwiniks. Schon Lepner erzählt (S. 54), dass sie sich »vor sehr kluge Leute halten und darum sagen: die Deutschen werden bald so klug sein, wie wir.«
81. Teutsche spielen kein ander Spiel denn den offen Rausch. – Einfälle, 223.
82. Was der Deutsche bezahlt, das isst er auch. (Köthen.)
83. Was der Deutsche verspricht, das hält er.
Das behaupten andere Völker ebenfalls von sich, z.B. die Böhmen: Čech dí, Čech splní. – Přípovĕdi své za dost čiń. – Co mluvíš a připovíš, to takí čiń. – Co komu připovíš, tomu dosti čiń. (Rybička, 2877, 2880-82.)
84. Wenn ein Teutscher den andern Monsieur nennt, so will er denselben nicht gern uff rechtschaffen Teutsch einen Herrn heissen, sondern viel lieber einen Narren. – Grimmelshausen, Teutscher Michel.
85. Wir Deutschen haben viel grobe Sprichwörter, aber gute Meinungen. – Simrock, 9780.
86. Wo ein Deutscher wohnt, da zieht ein Deutscher zu.
Von Niederlassungen der Deutschen im Auslande; die nachwandernden lassen sich gern bei ihren vorausgegangenen Landsleuten nieder. Es gilt dies aber nicht blos von Deutschen im allgemeinen, sondern von den verschiedenen Stämmen derselben insbesondere, von Schwaben, Baiern u.s.w., die sich gern in der Nähe ihrer besondern Landsleute niederlassen oder, wie in Neuyork, dasselbe Gesellschaftshaus besuchen. Dies Gefühl der Zusammengehörigkeit findet sich aber auch bei andern Völkern, z.B. den Franzosen. Die Bretonen, die ihr Land, die Bretagne, fremden Elementen am hartnäckigsten verschlossen. Der Auvergnate ist am heitersten in Gesellschaft seiner Stammesgenossen. Es heisst dann sprichwörtlich: »In dieser Gesellschaft war es herrlich; da gab es weder Herren noch Damen, sondern blos Auvergnaten.« (Geibel, im Ausland, 1871, S. 294.)
Dän.: Hvor Dannemand er, kommer Dannemand til. (Prov. dan., 106.)
*87. Ich kenne meine Deutschen.
*88. Ueberall, wo Deutsche sind.
Das ist jetzt eine Rede geworden, die so viel heisst, wie in der ganzen Welt. (Im neuen Reich, Leipzig 1872, Nr. 48, S. 855.)
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