Pastor

1. Dä Pastuer prâdig net zweimôl für ê Gääld. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 106; für Gladbach: Firmenich, III, 516, 49; hochdeutsch bei Simrock, 7717.

Wenn man veranlasst wird, das zu wiederholen, was man eben gesagt hat.


2. De Paschtôr es kennen Hâs, on de Kerk es kenn Feldhuhn. (Meurs.) – Bagel, 22; hochdeutsch bei Simrock, 7719.

Um zu sagen: es hat keine Eile, der Pastor wartet und die Kirche fliegt nicht fort. (Firmenich, I, 402, 104.)


3. De Pastor präkt (predigt) man ênmol vör't sülfige Geld. (Ostfries.) – Bueren, 974; Kern, 361a; Hauskalender, II.


4. De Pastöre hebbet vêle Boikern un Kinder un kein Geld.Schambach, II, 72.


5. De Pastöre un de Hunne verdeint det Geld med dem Munne. (S. Pfaffe.) – Schambach, II, 73; Goldschmidt, 158.


6. Der Pastor isst nicht viel, aber seine Kinder. Bertram, 41.


7. Der Pastor singt keine zwei Messen für Ein Geld.Simrock, 7717a.


8. Ein frommer Pastor ist aller Ehren werth. Gutzkow, IV, 1, 375.


9. Einer hält es mit dem Pastor, der andere mit der Frau Pastorin.

Böhm.: Jeden má rád popa, druhý popovou; zas jiný popovu dcerku a třeba i služku. (Čelakovský, 280.)


10. Gêf de Paschtôr end Händschen on sek: guën Dag, dau Lömmel. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 104; für Mecklenburg: Raabe, 23; für Jever: Frommann, III, 39, 29; Bagel, 23.


11. Inse Paster hot en guden Kôp, oaber en leere Tôp. (Schles.)

Holl.: Onze dominé preekt good, jammer dat hij geen klein geld heeft. (Harrebomée, I, 142a.)


12. Inse Paster, sagte der Bauer, wêss de Loite zu rîr'n, doss doas Harze zoppelt wi a Lemmerschwenzel. (Schles.)

Holl.: Dat is een deftige paap, zei de boer, hij kan je hart bewegen, dat het wipstaart als eene koe, die een doorn onder den staart gebonden is. (Harrebomée, II, 159b.)


13. Pastor und Küster leben gern wie Geschwister.

D.h. sie zanken sich oft.

Holl.: Pastoor en coster zjin het zelden zamen eens. (Harrebomée, II, 174a.)


14. Pastôr verdênt de Körsten mit de Mund. (S. Pfaffe.) – Bueren, 975.


15. Pastöre hebbet en quad Frû on en Hupe Kinder dertue.

Holl.: Dominé's hebben een kwaad wijf en een hoop kinderen. (Harrebomée, I, 142a.)


[1193] 16. Trag' dem Herrn Pastor die Rüben hin, sagte der Bauer zum Jungen, unsere Schweine fressen sie nicht.

Holl.: Dominé mag de knollen gerust nemen, zei de boer; want onze varkens lusten ze toch niet meer. (Harrebomée, I, 142a.)


17. Uns' Paster hôert (haart), hett Klewnow segt, hett'n Paster ân' P'rück sên.Hoefer, 609.


18. Wann 't op'n Paster riant, druppeld et op 'n Köster. (Attendorn.) – Firmenich, I, 356, 9; für Iserlohn: Woeste, 75, 242; für Osnabrück: Lyra, 55; Firmenich, III, 162, 15; hochdeutsch bei Petri, II, 588; Eiselein, 503; Simrock, 7716a; Körte, 4682; Braun, I, 3186.


19. Was der Pastor nicht nimpt, das nimpt der Cüster.Henisch, 628, 16; Simrock, 7716.

Bei Tunnicius (201): Wat de pastôr nicht en wil, dat nimt de koster gêrne. (Aedituus sumit, mystes quaecunque relinquit.)

Frz.: Ce que Saint-Martin ne mange (veut) son âne le mange (veut).

Holl.: Dat die pape niet en wil, nemet die coster ghern. (Tunn., 6, 7.)

Lat.: Hoc custos recipit quod fiamen sumere spernit. (Fallersleben, 167.)


20. Wenn Pastor und Küster sich liegen im (fallen ins) Haar, so werden die Geheimnisse (wird die Heiligkeit) offenbar.

Holl.: Als pastoor en koster kijven, kunnen de geheimen in de kerk niet blieven. (Harrebomée, II, 174a.)


21. Wenn unser Pastor etwas nicht weiss, so hustet er. (Pommern.)

An manchen Orten sagt man auch: dann schnupft er. (Vgl. Centralbl. der Schulreform, Berlin 1849, 33.)

22. Wo Pastöre sint, da sint ock Schaulemêsters.Schambach, II, 607.

Die letztern stehen in ihrer Eigenschaft als Küster oder Kirchendiener mit dem Geistlichen in dienender Verbindung. Als solche sind sie bei den meisten kirchlichen Acten nothwendig, während der Lehrer nichts weniger als ein blosses Anhängsel des Pfarrers ist.


*23. Dat is de Paster sin Gört1 all.Bueren, 358; Eichwald, 1482; Frommann, II, 538, 72; Kern, 955.

1) Eigentlich Grütze, uneigentlich Gehirn, Verstand, Witz. – »Wahrscheinlich,« bemerkt Kern (955), »ist die Redensart bei einem zu früh beendigten Gastmahl entstanden, das irgendein Geistlicher seinen Bauern für gelieferte Naturalien oder erwiesene Handleistungen gegeben hat. Man wendet sie bei Gelegenheit jeder unerwartet schnellen Beendigung irgendeiner Handlung oder Thätigkeit an, wenn dieselben aus Mangel an Kraft oder Mitteln herbeigeführt worden ist.«


*24. Dat is unsen Herren Pastûren sin Gotteswûrt-Naharker.

Scherzhafte Bezeichnung für Küster. Nahârker = der die beim Aufbinden liegengebliebenen Aehren vermittels der Harke (des Rechens) zusammenbringt.


*25. Dat weit Pastäuers Juffer all längst. (Westf.)

Das ist eine bekannte Sache.


*26. Der ist von dem Pastor betrogen.

Hat eine schlechte Frau bekommen.


*27. Der Pastor auf der Kanzel verspricht sich ja.Simrock, 7718; Körte, 4683; Körte2, 5874; Braun, I, 3187; Masson, 207.


*28. Der Pastor segnet sich selbst zuerst.


*29. Ich kenne die Pastörn.


[Zusätze und Ergänzungen]

30. Ach, Herr Pastor, ich verlange nichts dafür, sagte das Mädchen, als er sie fragte, was sie mit ihren Sünden verdient habe.


31. Man muss den Herren Pastoribus nicht alles glauben, sagt Freund Liebner.

Wie aus der Gegend von Bunzlau (Schlesien) mitgetheilt wird, ist dies Sprichwort vor etwa funfzig Jahren dadurch entstanden, dass ein Mann, Namens Liebner, in der Kirche eingeschlafen ist und im Traum während der Predigt ganz laut die obigen Worte gesprochen, die ihm eine Untersuchung herbeigeführt und gegen 50 Thaler gekostet haben sollen.


*32. Dem Pastor das Latein und dem Bauer die Ochsen.Gutzkow, Ritter, 148.


*33. Er hat mit dem Pastor Einen Stand in der Kirche.

Er kann sie daher nicht besuchen, da der Pastor den Stand immer innehat.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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