Pluderhosen tragen und nichts im Magen.
Im 16. Jahrhundert erfanden die Niederländer eine Art Hosen, die man Pluderhosen nannte, und zu denen nicht weniger als 130 Ellen Stoff zu Unterfutter nöthig waren, wenn sie ihre vollkommene Schönheit haben sollten. Unter 20-40 Ellen waren die einfachsten und dürftigsten nicht herzustellen. Diese Beinkleider reichten vom Gürtel bis auf die Schuhe, waren der Länge und Quere nach aufgeschnitten; und durch diese Aufschnitte hing das in der Regel bunte Unterfutter in gepufften Wulsten heraus. Diese Mode war ziemlich weit verbreitet. In Schlesien trat sie allmählich zurück, doch brachte man noch das im Jahre 1544 in der Gegend von Neisse stattgefundene Schlossenwetter auf ihre Rechnung, während nach der Sage es dort solche Hosen sogar geregnet haben soll. Im [1360] Brandenburgischen kostete es mehr Mühe, diese Mode zu beseitigen. Der sparsame Kurfürst Joachim II. liess das Tragen solcher Hosen öffentlich verbieten; da dies aber wenig nutzte, so schritt er zu einigen strengern Mitteln. Einem Edelmann, den er in der berliner Domkirche in dieser Tracht sah, liess er den Hosengurt aufschneiden; die Beinkleider fielen herunter, und der beschämte Ritter musste unter Spott und Gelächter nach Hause gehen. Ein paar Landsknechte, die in dieser Tracht stolzirten, wurden in das Narrenhäuschen gesperrt. Die Geistlichen predigten gegen die Tracht; doch half dies alles gegen den gewaltigen Strom der Mode sehr wenig. In Frankfurt a.O. hing man sogar am Tage nach einer solchen Predigt (s. ⇒ Hosenteufel) ein paar solche Hosen an einen der Kanzel gegenüberstehenden Pfeiler. (Vgl. Bresl. Erzähler, 1803, S. 186.)