1. A Muudi fulge, al skal'k uk efterslebbe. (Amrum.) – Haupt, VIII, 359, 129.
Der Mode folgen, soll ich auch nachschleppen.
2. Alte Moden, schlechte Moden.
Die Mode muss immer neu sein. Eine frisst die andern wie Saturn seine eigenen Kinder. Dennoch hat man zu Zeiten das Aufbringen neuer bekämpft. So liess der Rath der Stadt Breslau »1509 secunda post concept. Marie« folgendes Edict gegen die Erfindung neuer Moden ausrufen: »Vor allen Dingen sal keine fraw noch jungfraw new-funde irdenken an jrer cleydung vnd tracht, als in der ordenung vnd stattuten der cleydung halbin aufgedrucht.« (Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1802, S. 253.)
3. Bo 't Mode is, do singet me Pumpernickel in der Kerke. (Waldeck.) – Curtze, 357, 535; für Baiern: Zaupser, 91; hochdeutsch bei Körte, 4275.
Der Ausdruck »Pumpernickel« für westfälisches Schwarzbrot ist dort selbst nicht volksüblich. Zum Unterschiede von Stuten (Feinbrot) nennt der Westfale das gröbere schlechthin Brot oder »Swartbrod«. Der »Pumpernickel« war ein Volkslied. (S. ⇒ Brauch 14.) – »Mit blinder Despotie regiert die Göttin Mode unter den verschiedensten Namen. Bei den Grossen heisst sie Ceremoniel, bei den Theologen Ritual, bei den Rechtsgelehrten Observanz, bei den Aerzten Methode, bei allen Eingeweihten Glaube, bei allen Laien Sitte und Gebrauch. An alle diese Benennungen appellirt man gewöhnlich, wenn man in der Vernunft keinen andern Grund des Verfahrens aufweisen kann; und sie haben von dem Orden, des goldenen Vlieses an bis herab zu dem Orden des Kuhschwanzes und der Elefantenblase für ihre Behörde immer hinlängliche Gültigkeit.« (Seume.)
4. Boa et Modi es, doa goatt se met Holsken in de Kiärke. (Iserlohn.) – Woeste, 73, 206.
5. Die alte Mode reisst wieder ei; wo d' Buben rauss sind, da wöllet se wieder nei. (Bopfingen.)
6. Die Mod' ist gut, wenn die Seide das Feuer in der Küche nicht auslöscht.
7. Die Mode bestimmt den Preis der Zeuge und den Werth der Tugenden.
8. Die Mode ist die grösste Tyrannin.
»Mode ist die für schön, gehaltene Anordnung des Nichtnothwendigen im Leben.«
Frz.: Mode partout. (Leroux, II, 265.)
Holl.: De mode heerscht zelfs tot in en na den dood. (Harrebomée, II, 89b.)
9. Die Mode ist ein Gesetz, dem man mehr gehorcht als dem Katechismus.
Holl.: De mode is de wet, waarnaar zich elk een zet. (Harrebomée, II, 89b.)
10. Es möchte Moden regnen wie zu Neisse. (Schles.)
Klage über oder Warnung vor allzu grosser Modesucht. »Im Jahre 1544 fiel zu Neisse ein gewaltiger Schlossenregen, der viel Verwüstungen anrichtete. Der Aberglaube war sogleich geschäftig, die Veranlassung dazu [688] in den damals Mode gewordenen aufgeschnittenen Beinkleidern und Wämsern zu finden, weil man diese in den herabgefallenen Schlossen wollte abgebildet gesehen haben.« (Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1800, S. 650.) »In Schlesien verlor sie sich (die Mode der Pluderhosen) nach und nach; nur 1544 soll es dergleichen Hosen zum Aergerniss der Leute bei Neisse geregnet haben.« (Bresl. Erzähler, 1803, S. 186.) Man ersieht hieraus, dass in dem Sprichwort Moden und nicht Maden gemeint sind. K. von Holtei (Die Eselsfresser) lässt »Maden« statt »Moden« regnen. (S. ⇒ Made 4.)
11. Ich bleibe bei meiner alten Mode, sagte Töffel, lange Ohren und die Haare kurz geschoren.
Holl.: Ik ga naar de oude wet, zei Meeuwes de kwaker, en hij had kort haar en lange ooren. (Harrebomée, I, 269.)
12. Ich mache neue Moden, sagte der Schneiderjunge, da nähte er einen Hanswurst zusammen.
Frz.: Les fous inventent la mode, les sages la suivent. (Venedey, 44.)
13. Jede Mode ist (d.i. gilt für) schön.
So unvernünftig sie auch sein mag. In der Wetterau, in der Gegend von Grossenlinden, gilt die Bauerndirne für die eleganteste, welche die meisten Röcke übereinander trägt. Mit sieben übereinander gezogenen Röcken ins nasse Gras oder ins hohe Korn gehen, ist offenbar sehr unvernünftig, es ist aber historisch. (Riehl, Land und Leute, S. 47.)
Holl.: Al wat de mode is, staat fraai. (Harrebomée, II, 89b.)
14. Keine Mode entrinnt dem Tode.
15. Laund ihr d' Mode d' Mode sein, 's Fidla ghairt in d' Hosa nein. (Ertingen.) – Birlinger, 377.
16. Was aus der Mode ist, ist aus der Welt.
Engl.: As good to be out of the world as out of the fashion. (Bohn II, 92.)
17. Wenn es Mode ist, bekommt man auch in der Kirche Schläge. – Frischbier2, 2643.
Die Russen: Die Mode kennt keine Unsittlichkeit. (Altmann VI, 493.)
18. Wenn es Mode ist, so geht auch die Katze im Spreittuch1. (S. ⇒ Katze 925, wo Spreittuch statt Schreittuch zu lesen ist.) – Frischbier2, 2644.
1) Früher Sprêtuch. Ein grosses, viereckiges, wollenes Tuch von grüner Farbe, das für alle Schultern passt und das, namentlich in der Zeit, bevor Regenschirme in allgemeinen Gebrauch kamen, jeder, der sein gegen die Witterung bedurfte, aus der Gesindekammer hervorholte. Es war hauptsächlich ein bequemer Ueberwurf für Frauen. J.F. Lauson, zu dessen Zeit sich fast die halbe Stadt dieses Tuchs bediente, bezeichnet es in seinem Versuche in Gedichten (Königsberg 1753) als einen Deckmantel der Leichtfertigkeit und Unordentlichkeit, ja der Hinterlist. Ueber Ableitung und daher Schreibung ist man nicht einig. Die Neuen Preuss. Provinzialblätter leiten es von sprehn, sprähen, d.i. dem tropfen- und flockenweisen Fallen, wie Regen und Schnee, ab. Jetzt wird vorherrschend Spreittuch gesprochen, was auf die Herleitung von spreiten = über eine Fläche ausstreuen, führt. (Vgl. Weigand, Wb., 769.) In Schlesien sagt man bei einem sanften Regen: es spreit. Es macht einen Spreirich (Sprêrich), wie man einen starken, heftigen Regen einen Guss nennt. (Vgl. auch Frommann, IV, 409.)
19. Wer der Mode dient, hat eine strenge Herrin.
Holl.: De mode moet pijn lijden. (Harrebomée, II, 89b.)
20. Wer der Mode folgt, verliert den Kopf.
In Welschtirol: Chi segue la moda, perde la coda. (Hörmann, 21.)
21. Wo die Mode einkehrt, reist die Tugend ab.
Von den übeln Folgen der Modesucht.
Schwed.: När modet stijger, så siunker lyckan. (Grubb, 593.)
22. Wo die Mode Tugend ist, da ist die Tugend nicht Mode.
23. Wo es Mode ist, trägt man den Kuhschwanz als Halsband. – Simrock, 7056; Braun, I, 2741.
Im Plattdeutschen: Wo't Mode is, drögt einer 'n Kohschwanz ass Halsband. (Schlingmann, 1013.) In Indien, wo die Kuh eine grosse Verehrung geniesst, schätzen sich die Gläubigen glücklich, wenn sie kurz vor dem Tode einen Kuhschwanz in den Händen halten können.
24. Wo 't Môd is, ritt dei Prêster up'n Bullen nah de Kirch. (Mecklenburg.) – Globus, VIII; Schiller, II, 4b.
In Westpreussen: Wo't Mod' öss, rött de Predger op'n Bolle ön de Körch. (Frischbier2, 2645.) Wenn von sonderbaren Sitten und Gebräuchen die Rede ist.
*25. Das wäre eine neue Mode. – Klix, 46.
Lat.: Qui modus equitum. (Philippi, II, 139.)
*26. Der Mode beitreten.
»Darumb geh wie sie vmb einen heissen Brey, trit dem was Mod' ist bey.« (Keller, 157a.)
*27. Du blei'st in dener Môde, bi (wie) Hans in seiner Zôde1. (Henneberg.)
1) Zote, Zotte, hier der herabhangende, liederliche, zerlumpte Anzug. (Frommann, II, 408, 16.)
28. Die Mode duldet schwarze Seelen, aber keine Flecke im Gesicht.
29. Die Mode ist das grausamste Wesen, denn sie hat den Vatermörder erfunden. – Ralisch, Schlagschatten, 175.
30. Die Moden stecken in einer Tonne.
Wenn alle in der Tonne steckende Moden verbraucht sind, dann fängt die Geschichte wieder von vorn an, die alten Moden kommen wieder zum Vorschein.
*31. Es ist Mode und Brauch. (Lusdorf.)
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