1. A schlechter Purim is a guter Schüschen- Pürem. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Am Purimfeste kommen die Armen, das sogenannte Purimgeld einzusammeln. Wer also an der allgemeinen Lustigkeit nicht theilnimmt, weil er mit dem Geldsammeln beschäftigt ist, der kann, wenn die Ernte eine gute war, das Versäumte am folgenden Tage, dem Susa- Purim, nachholen und sich gütlich thun. – Die alten Griechen sagten in ähnlicher Weise: Ueber die Oelbäume hinaus gehen, allerdings in dem Sinne: die vorgeschriebene Grenze überschreiten oder etwas thun, was zur Sache nicht gehört. Die Rennbahnen für Wettläufer waren durch reihenweis gesetzte Oelbäume auf beiden Seiten umzäunt, welche zu überschreiten nicht erlaubt war.
2. Am Purim1 sind alle Schickerim2 nüchtern. (Jüd.-deutsch. Brody.)
1) Purimfeste.
2) Trunkenbold. (S. ⇒ Schicker.)
3. Purim dankt man nicht. – Blass, 17.
Will sagen, dass man an diesem Freudentage jede Förmlichkeit (Etikette) beiseitelassen und sich in ungezwungener Fröhlichkeit ergehen solle.
4. Pürim is kein Jontef, ün Kaduches is kein Kränk. – Blass, 17.
Purim ist ein jüdischer Freudentag zur Erinnerung an die Errettung des Volks von Haman's bösen Anschlägen. [1427] Die Redensart wird angewandt, wenn man irgendeine Sache nicht beim rechten Namen nennt. Der Purim wird nämlich nicht als voller Feiertag (Jontef) betrachtet, weil am Tage gearbeitet werden darf. Das Fieber (Kaduches) ist insofern keine Krankheit zu nennen, als der damit Behaftete je einen Tag dazwischen gesund bleibt. (Bernstein's Ms.)
5. Wie der Purim1, so ist die Leïl Schimurim2. (Jüd.-deutsch.)
1) Jüdische Fastnacht.
2) Die erste jüdische Osternacht. Um zu sagen: Wenn die Frau an Purim menstruirt, wird dies auch in der ersten Osterwoche geschehen, da Purim und Ostern gerade vier Wochen auseinanderliegen.
*6. Nach Purim weiss man doch, wer ein Grobian war.
Zu einem Rabbiner kam am Purim eine Maske, die sich höchst grob und ungeschlacht benahm. Als sich die Mienen des Rabbiners etwas verdüsterten, sagte die Maske: »Am Purim ist alles erlaubt«, worauf der Rabbi schlagfertig erwiderte: »Das ist wahr; aber nach Purim weiss man doch, wer ein Grobian war.« (Volksblatt für Stadt und Land, Wien 1877, Nr. 50.)