Fieber

1. Bei einem dreitägigen Fieber wird nicht an die Glocken geschlagen.


2. Bei einem Fieber von vier Tagen1 werden die Jungen genesen, die Alten (in der Regel zu Grabe) getragen.

1) D.h. einem vierttägigen, einem jeden vierten Tag wiederkehrenden.


3. Bei Fiebern und Podagra sind die Aerzte blind.


4. Das Fieber lest sich nicht dreymal anschreiben.Petri, II, 60.

Will sagen: Es bekommt's keiner dreimal in seinem Leben.


5. Das Fieber überfällt die schwachen Mägen, und Frömmelei die schwachen Krägen (Köpfe).


6. Das viertäglich1 Feber bringt keinen vmb. Henisch, 1027.

1) Richtiger das vierttägige. (S. Fieber 2.)


7. Den so am Feber kranck ligen, ist alles Gall. Gruter, III, 15; Lehmann, II, 78, 52.


8. Der ist an einem bösen feber kranck, der weder Gelt, noch Eltern, noch freund hat.Henisch, 1027.


9. Der liegt am närrischen Fieber, der meint, er sey geschickt vnd witzig genug, der doch nicht einmal der Weissheit Schulsack getragen.Lehmann, 359, 39.


10. Fieber im Frühling ist Königsmedicin!

Man will damit sagen, dass ein derartiges Fieber in der Regel von den heilsamsten Folgen für die Gesundheit ist. Shakspeare sagt: »Des Fiebers Feuer löscht der Krankheit Brand.« (Vgl. auch Richter, Die Wassercuren, Berlin 1855, S. 80.)

Frz.: Qui a la fièvre au mois de may, est toute l'année sain et gay. (Kritzinger, 313.)


11. Fieber im späten Jahr bringen (leicht) auf die Bahr'.

Frz.: Les fièvres de l'automne sont longues ou mortelles. (Kritzinger, 315.)

It.: E caduto dalla palla sulle brage. (Kritzinger, 313.)


[1010] 12. Hitzige Fieber machen kahle Köpfe.


13. Im Fieber sieht man Windmühlen für Riesen an.Scheidemünze, I, 1205.


14. Ist das Fieber fort, so verliert sich der Durst.Lehmann, 604, 157.


15. Je heftiger das Fieber, je näher die Gesundheit.


16. Man kann ein Fieber eher bekommen, als los werden.

Engl.: Agues come on horseback, but go away on foot. (Bohn II, 25.)


17. Man muss dem Fieber die Thür öffnen, wenn's gehen will.Scheidemünze, I, 2401.


18. Schewr dem Febr nit zu, es brent sonst desto mehr.Petri, II, 528.


19. Wenn das Fieber lang hält an, so tödtet's Ross und Mann.

It.: La febbre continua ammazza l'huomo. (Pazzaglia, 126, 1.)


20. Wenn das Fieber vorbei ist, schlägt der Puls ruhig.Scheidemünze, II, 223.


21. Wenn Fieber und Doctor zu gleicher Zeit anklopfen, so ist's um den Kranken geschehen.

22. Wer das Fieber hat, dem muss man nicht glauben, wenn er auf die Suppe schilt.


23. Wer das Fieber sucht, wird's finden.


24. Wer selber im Fieber liegt, soll (kann) andern nicht Recepte verschreiben.Scheidemünze, I, 2122.


*25. Am kalten Fieber leiden.


*26. Aus dem kalten ins hitzige Fieber fallen.

Frz.: Il est tombé de fièvre en chaud mal. (Kritzinger, 315.)


*27. Dass ihn das vierttägige Fieber ankomme!

Frz.: La fièvre quartaine le puisse serrer. (Kritzinger, 313.)


*28. Er hat wol ein hitziges Fieber.

Von dem, der wie einer im Fieber redet und handelt, ohne Sinn und Verstand.


*29. Vom kalten Fieber ins hitzige fallen.Körte, 1387a.

Von einem Aeussersten ins andere, von zu grosser Ruhe in zu grosse Heftigkeit. Oder aus einem unglücklichen Zustande in einen noch unglückseligern.

Frz.: Tomber de fièvre en chaud mal. (Leroux, I, 152 u. 176.)


30. Helft mir nur vom Fieber, sagte der Trinker, als die Aerzte beriethen, wie sie seinen Durst löschen sollten, vom Durst will ich mir schon selber helfen.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Aristoteles

Physik

Physik

Der Schluß vom Allgemeinen auf das Besondere, vom Prinzipiellen zum Indiviudellen ist der Kern der naturphilosophischen Lehrschrift über die Grundlagen unserer Begrifflichkeit von Raum, Zeit, Bewegung und Ursache. »Nennen doch die Kinder zunächst alle Männer Vater und alle Frauen Mutter und lernen erst später zu unterscheiden.«

158 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon