Krank

1. Besser kranck vnd fromb, dann gesund vnd gottloss.Petri, II, 38; Henisch, 1235, 63.


2. Besser krank als unter der Bank.

Im Grabe.


3. Besser krank am Leibe als an der Seele.

Dän.: Bedre at være syg paa legemet end paa siælen. – Legemets krankhed hindrer fra bestilling, men sielens fra himmelen. (Prov. dan., 539 u. 357.)


4. Binnen krank un buten blank.Schütze, I, 105.


5. Einer der Kranck, ein Krüppel vnd an Händen vnd Füssen lam ist, der kan die werck eins gesunden Menschen nicht thun.Lehmann, 760, 9.


6. Es ist keiner kranck, es ist ohn sein danck. Petri, II, 266; Henisch, 644, 36.


7. Es ist niemand so krank, er hofft auf Besserung.

Lat.: Aegroto dum anima est, spes est. (Cicero.) (Seybold, 12; Philippi, I, 12; Binder II, 85; Fasetius, 7; Wiegand, 946.)

8. Es kann sich einer wol Kranck sorgen, aber nicht Reich.Lehmann, 720, 39.


9. Es sind nicht alle kranck, die ach vnd Weh schreien.Petri, II, 523; Simrock, 5906; Reinsberg IV, 20.

»Nicht glaub, das stäts in krankheit steh, wer immer schreiet ach vnd weh.« (Loci comm., 124.)

Lat.: Non infirmatur quisquis uae uae tibi fatur. (Loci comm., 124.)


10. Es sind nicht alle krank, die in Ohnmacht fallen.Simrock, 7664; Körte, 4655; Reinsberg IV, 20.


11. Krank baut er eine Kapelle; gesund bricht er eine Kirche ab.Masson, 338.


12. Krank on ongesond, on frêten as ennen Schepershond. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 253.

In Preussen: Krank on ungesund, frête wie e Garwerhund, (Frischbier, 415.)


13. Krank sein ist besser als sterben.


14. Lang kranck stirbt hindennach.Franck, I, 84b; Egenolff, 343b; Gruter, I, 54; Petri, II, 431.


15. Oemmer krank on nömmer dôt. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 254.


16. Sie seind nicht alle Kranck, die ächzen und krächzen.Lehmann, 432, 19; Lehmann, II, 569, 78.

Holl.: Si en sijn niet al siec die stonen.

Lat.: Non infirmatur omnis qui ve mihi fatur. (Fallersleben, 791.)


17. Sie sind nit alle kranck, die mit krancken vmbgehen.Petri, II, 523.


18. Sie sind nit alle kranck, die sich klagen. Petri, II, 523.


19. Wenn man nicht krank, braucht man keine Arznei.Sutor, 684.


20. Wer gern krank ist, lacht den Arzt aus.Eiselein, 227; Simrock, 3443.

Lat.: Medicinam respuit, quem aegrotare delectat. (Eiselein, 227.)


21. Wer kranck ist, der wer gern gesund, vnd acht nicht, wo die hilff herkommt.Henisch, 1583, 47.


22. Wer krank ist, den ärgert (hindert) die Fliege an der Wand.Simrock, 2540.

Mhd.: Wenn der mensch krank ist, kan ers nit verheln. (Fastnachtspiel.) (Zingerle, 84.)

Frz.: Qui est malade il n'est pas aise. (Leroux, II, 298.)


23. Wer nicht krank ist, darf keinen Arzt.


24. Wer nicht krank ist, sehnt sich nicht nach dem Arzte.

Mhd.: Wer nicht ist siech, noch siech nie wart, der souche enkeinen arzôt. (Boner.) (Zingerle, 84.)


[1576] 25. Wer nie kranck gewesen ist, der weiss nicht, wie einem krancken zu Sinn ist.Petri, II, 738.


*26. Altijd krank, an nimmer duad. (Nordfries.)

Allzeit krank und nimmer todt. Von Personen, die stets über ihre Gesundheit klagen und dennoch nicht sterben.


*27. Der muss sehr krank sein, der davon stirbt.


*28. Er isch chrank unger'em Frässbank. (Solothurn.) – Schild, 75, 215; Sutermeister, 62.

Seine Krankheit ist nur eine vorgebliche, er hat guten Appetit.


*29. Er is krank wie desäb Bur, wo zum Doktor gange-n ist, goge säge, er hab's Holsweh, er könne nüt meh schlucke, weder halb und ganz Oepfel.Sutermeister, 43.


*30. Er ist ganz krank auf etwas.Schöpf, 339.

Hat ein sehnsüchtiges Verlangen danach. Der Mond ist (in Tirol) krank, wenn er abnimmt; der Schnee, wenn er zu schmelzen beginnt.


*31. Er ist krank auf der Fressbank.


*32. Er ist krank, die kleinen Happen (Bissen) wollen ihm nicht mehr schmecken.

Sein Appetit verlangt grössere.

Böhm.: Dobrá to nemoc, která dá pojístí. (Čelakovsky, 299.)

Slow.: Já, som chorý, jém jak bars ktorý. (Čelakovsky, 299.)


*33. Er ist krank, er hat ein Loch im Arsch. Frischbier, 452; Frischbier2, 2166.


*34. Er ist krank im Kopf.

Ausdruck der Seeleute für betrunken. (Vgl. Horn, Gesammelte Erzählungen, Frankfurt a.M. 1856, N.F., X, 25.)


*35. Er ist krank mit dem Maul in'n Brotschrank.

*36. Er ist krânk mit der Nase 'nei in Schânk (auch: Schrank). (Meiningen.)


*37. Er ist krank, weil er glaubt, er müsse alle Stockfische fressen, die da sind.

Die alle Unebenheiten und Unvollkommenheiten ebnen und heben wollen.


*38. Er ist so krank, dass ihm nichts im Munde bleibt.

Er hat nämlich so guten Appetit, dass er es rasch hinunterschlingt.

Frz.: Il est fort malade, rien ne lui demeure à la bouche. (Leroux, I, 177.)


*39. Hä es krank âm Schâf (Schrank) et gitt vill zo feukeln? Hätscherlich ävver winnig zo begrowe. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 72; Weyden, IV, 14.


*40. He is krank for 't Brotschapp. (Oldenburg.) – Goldschmidt, II, 22.

Holl.: Achter de keukendeur ziek liggen. (Harrebomée, I, 397b.)


*41. He is so krank as 'n Hôn, mag gern êten, man nix dôn. (Ostfries.) – Bueren, 600; Eichwald, 789; Diermissen, 150; Goldschmidt, I, 157; II, 22; Hauskalender, III; Frommann, V, 522, 550; für Holstein: Schütze, II, 343; für Mecklenburg: Firmenich, III, 73, 94; Bützow. Ruhestunden, XXIV, 52; Schiller, III, 14b; für die Grafschaft Mark: Frommann, V, 60, 93; für Meurs: Firmenich, I, 402, 140; für Altmark: Danneil, 277; hochdeutsch bei Körte, 2975.

Von verstellten Kranken. In der Schweiz: Er ist krank wien-e Hue, mag viel frässe und nüt thue. (Sutermeister, 62.)

Engl.: Sick of the Lombard fever, or of the idles. (Bohn II, 55.)


*42. Krank öm Brudschank. (Trier.) – Laven, 185, 69.

Von solchen, die sich krank erklären, aber dabei sehr guten Appetit haben.


*43. Krank onn ful (faul) damank. (Ostpreuss.) – Frischbier, 516; Frischbier2, 2176.


*44. Krank si öck, ête wöll öck, ei ligge, ligge. Frischeier2, 2169.


*45. O, oh, krank si öck, stähne möt öck, stähn' öck nich, so glöwe se mi nich; stähn öck äwer all to sehr, gewe se mi kein Ente mehr.Frischbier2, 2170.


*46. Sich krank lachen.

Das ist zum Kranklachen.


[Zusätze und Ergänzungen]

47. Immer krank und doch kan Leich.

Spott auf Personen, die oft über Krankheit klagen.


48. Wer krank ist, dem will jeder Thee kochen.

Holl.: Als wij ziek zijn, wil de geheele wereld ons een drankje koken. (Harrebomée, II, 499b.)


49. Wer lange krank ist, dem ist der Tod gewiss.Reuterdahl, 245.


50. Wer nicht krank ist, geh zum Doctor, und wer keinen Process hat, zum Advocaten.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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