Rabbi (s. ⇒ Ruw).
1. A fetter Ruw (Rabbiner) ün a mugerer Gallech (Pfaffe) taugen nit. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
2. Bi der Rewi esst nix Grünes, es muss belese sein. – Tendlau, 329.
Spottweise vom Frömmler, besonders in Bezug auf den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht. Die strengfrommen Juden essen nämlich kein grünes Gemüse, ohne dass es vor dem Kochen wegen der verbotenen Insekten, die sich darauf befinden könnten, sorgfältig »belesen« worden ist.
3. Der Rebbe mög (darf). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Wenn sich jemand als Stärkerer das zu thun erlaubt, was er an andern rügt. Gar mancher Rabbi glaubt als heiliger Mann das Recht zu haben, Dinge zu thun, die er andern nicht erlaubt.
4. Rabbi ehrt die Reichen.
Als Entschuldigung, wenn an einem Rabbi getadelt wird, er nehme zu sehr auf die Reichen Rücksicht.
Jüd.-deutsch: Rebbi mechabbed Aschirim. (Tendlau, 44.)
5. Rabbi Jehudah erlaubt's.
Jehuda war ein berühmter Schriftgelehrter, der in mehrern Anordnungen weniger streng als seine Vorgänger war.
Jüd.-deutsch: Rewi Jehuda matter. (Tendlau, 43.)
[1443] 6. Rabbi, vielleicht umgekehrt.
Vielleicht ist oder geschieht gerade das Gegentheil von dem, was du glaubst oder erwartest.
Jüd.-deutsch: Rewe, toomer (tomar, du magst sagen) umgekehrt. (Tendlau, 843.)
7. Rewe, toomer jo (ja) hat die Goje (Nichtjüdin) Büchsen (Hosen) an. – Tendlau, 843.
8. Rewi hot's nit gelernt, woher soll's Chije haben? – Tendlau, 45.
Woher will oder soll der Schüler oder Jünger es wissen, wenn der Lehrer es nicht vorgetragen hat oder es selber nicht weiss.
9. Unsere Rabbis (Chachonim, Weise) waren aach kaan Narre! – Tendlau, 922.
Es ist hier von Talmudisten die Rede, die der orthodoxe Jude den Ansichten der »Aufgeklärten« gegenüber in Schutz nimmt.
10. Was will Raschi? – Tendlau, 996.
Zur Bezeichnung eines armen, wandernden Rabbi, der Besuche macht und gelehrte Bemerkungen auskramt, im Grunde genommen aber nur eine Unterstützung wünscht.
11. Willkommen, Rabbi! – Faule Birnen, antwortete er.
Zur Bezeichnung von Verwechselungen und arger Misverständnisse. Ein tauber Mann, Namens Seligmann kam mit Obst in die Stadt. »Scholem aleechem (willkommen), Rewe Seligmann« (Rabbi das im gewöhnlichen Leben als Ehrentitel, wie Herr gebraucht wird), rief ihm eine Frau zu; ›Morsche Biere‹, antwortete der taube Seligmann.
Jüd.-deutsch: Schōlem aleechem Rewe Seligmann! Morsche Biere. (Tendlau, 1015.)
*12. Das mag ein jüdischer Rabbi glauben. – Philippi, I, 96.
Lat.: Credat Judaeus Apella. (Horaz.) (Binder I, 244; II, 601; Faselius, 52; Seybold, 93; Wiegand, 516.)
*13. Er darf Rav sein in ganz Jisrôel. – Tendlau, 142.
So tüchtig ist er in der rabbinischen Wissenschaft.
*14. Es is e sehr geschickter Rav, er darscht (liest) vom Blatt. – Tendlau, 1007.
Zweideutig von einem Rabbiner, der seinen Vortrag (daraschah, daher darsche) abliest, mit der Anspielung auf Notenlesen in der Musik.
*15. Es ist dem Rebbens Eidam (Schwiegersohn). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Wie sich der Rabbi manches gestattet, was er andern nicht erlaubt, so geht sein Ansehen auch auf die Familie über. Der Schwiegersohn desselben deckt seine unerlaubten Handlungen mit der Stellung seines Schwiegervaters.