1. Auf einen, der uns lobt, kommen zehn, die einen schelten. – Sutor, 323.
Lat.: Principibus placuere viris non ultima laus est. (Sutor, 323.)
2. De sik sulven loven, de hebben quade nabers. – Tunn., 319.
(Sese laudanti praesto est vicinia prava.)
3. Der einen lobt, der macht einen anfang zur Freundschafft. – Lehmann, 489, 9.
4. Der ist alles Lobens werth, der gutem Rath folgt unbeschwert. – Chaos, 825.
5. Der ist zu loben, der mit bösem Wind fahren kann. – Henisch, 976, 26; Petri, II, 96.
6. Der ist zu loben, der Zorn zempt vnd sich vnrechts vnd böses schembt. – Petri, II, 96.
7. Der sich selbs lobt, der heysst der lesterlin. – Franck, I, 133a u. 152a.
8. Dich lobe eins andern Mund, Eygen Lob ist zu grob. – Lehmann, II, 69, 11.
9. Die sind zu loben, die ihre Geschäfte verrichten. – Graf, 418, 140.
10. E jêder lîft séinj Wuor, ich lîéve méinj gor. – Schuster, 976.
11. E jêder lîft, wat em fîl äs. – Schuster, 964.
12. Ein ieder lobt sein Kautzen. – Lehmann, 490, 37.
13. Ein jeder hört sich selbst gern loben.
Lat.: Suis quisque laudibus favet. (Seybold, 586.)
14. Ein jeder lobt seine Waare.
Lat.: Suum cuique pulchrum. (Chaos, 472.)
15. Ein yglicher lobt das seine. – Agricola I, 248; Eyering, II, 123; Petri, II, 201.
Lat.: Scruta scrutarius laudat. (Seybold, 545.)
16. Es ist besser zu dulden, das sich einer selbst lobt, denn das er sich selbst schendet. – Henisch, 322, 69; Petri, II, 256.
17. Es wird gar vieles gelobt, was kein Lob verdient.
Holl.: Wat lof verdient, wordt geroemd. (Harrebomée, II, 35.)
18. Gelobt sei, der da kommt – mit Säcken voll Silber und Gold. – Eiselein, 224.
19. Heut' gelobt, morgen gefoppt. – Parömiakon, 1396.
20. Ich lobe ein gut haussgemach. – Agricola I, 206.
21. Ich lobe einen, weil er fromm ist; wenn er aber ein bube wirt, so schilt ich yhn. – Agricola I, 127; Egenolff, 112a; Gruter, I, 59; Petri, II, 397.
22. Ich muss mich selber loben, meine Nachbarn sind nicht daheim. – Eyering, III, 70.
Böhm.: Sám se chwálí, má zlé sousedy. (Čelakovsky, 102.)
Engl.: He has ill neighbours, who is forced to praise himself. (Čelakovsky, 102.)
Poln.: Złe ma sąsiady, kto się sam chwali. (Čelakovsky, 102.)
[206] 23. Im Loben halte Mass und im Schelten besinn' dich bass.
Schwed.: Prisa warsamt, lasta sparsamt. (Wensell, 64; Grubb, 672.)
24. Jeder hört sich lieber loben als schelten (tadeln). – Sutor, 934.
Alexander von Humboldt schrieb unter dem 13. Sept. 1844 an Varnhagen: »Ich habe erfahren, dass ich für Lob noch nicht abgestumpft bin.« (Alexander von Humboldt's Briefe an Varnhagen von Ense, Leipzig 1860, S. 169.) In Toscana hat man das Wortspiel: Das Fleisch der Lerche (lodola) schmeckt jedem. (Reinsberg VI, 19.)
Dän.: Hver hører helst sin egen roos. (Prov. dan., 480; Bohn II, 375.) – Ingen er som jo heller vil loves end lastes. (Prov. dan., 393.)
Lat.: Nemo tam gnarus, qui non sit laudis avarus. (Binder II, 2058; Chaos, 473; Gartner, 20.) – Omnes mortales sese laudarier optant. (Binder II, 2386.) – Trahimur omnes laudis studio. (Cicero.) (Philippi, II, 222.)
Schwed.: Hwem hörer icke giärne sitt egit roos. (Grubb, 357.)
Lat.: Auctor opus laudat. (Ovid.) (Binder I, 104; II, 276.)
27. Jeder lobt, was ihm gefällt. (S. ⇒ Geschmack 18.) – Gaal, 1109.
It.: A chi piace la torta, a chi ì pasticci. (Gaal, 1109.)
Ung.: Bolondnak is tetszik az ő fa sablája. (Gaal, 1109.) – Ki magát dicséri, rosz szomszédgyai vannak.
28. Jedermann lobt seine Kuh und glaubt, sie ist die beste. – Frischbier2, 2236.
29. Lass andere dich loben! – Tendlau, 72.
30. Lob, das löblich. – Gruter, I, 35; Egenolff, 384a; Eiselein, 432.
Mhd.: Hiest wol gelobet: lobe anderswâ. (Walther.) – Rennewart lobe anderswâ, du hâst hie gelobet wol. (Türheim.) (Zingerle, 94.)
31. Lob, das zu loben ist. – Petri, II, 441.
32. Lob den also, das du in auch schenden mögst. – Hauer, Liij3.
33. Lob den narren, so geschwilt er. – Franck, I, 133a; Lehmann, II, 375, 108; Simrock, 6562; Körte, 3926; Braun, I, 2363.
34. Lob den Narren, so gewinnt er Eselsohren. – Lehmann, II, 375, 9; Grubb, 692.
Dän.: Roos giekken, saa faaer du gavn af ham. (Prov. dan., 479.)
35. Lob dich ein anderer vnnd du dich nicht selbst. – Lehmann, II, 375, 113.
36. Lob die berg vnd bleib auf der ebene. – Lehmann, 490, 29.
37. Lob die faulen, so werden sie endelich (flink). – Franck, I, 127b; Gruter, I, 55; Petri, II, 441.
38. Lob einen also, dass du jhn auch wieder schelten kanst. – Mathesy, 173b.
39. Lob einen bösen nicht von seines Reichthumbs wegen. – Lehmann, II, 375, 110.
40. Lob' einen Narren, so wird er lachen.
»Ist er kein Narr, so wird er sagen: du Heuchler.«
41. Lob' einen, so er fromm ist; schilt ihn aber, so er eine Bube wird.
42. Lob' es, wer's hat; wenn's weg ist, ist's zu spat. – Reinsberg VI, 34.
43. Lob vor dem Tod nit ohne Noth. – Chaos, 386.
44. Lobe, dass du könnest schelten, schilt, dass du kannst loben. – Simrock, 6543.
45. Lobe, dass du noch zu loben und zu schelten Platz habest. – Sutor, 318.
46. Lobe den Narren, so gewinnt er Eselsohren. –
47. Lobe die Fremde und bleibe daheim.
Die Finnen: Lobe die Wuojaländer (Lappländer), aber bleibe in Suomi (Finnland). (Reinsberg V, 41.)
48. Lobe gern die alte Welt und thue, was anitz gefällt.
49. Lobe und tadle nicht zu geschwinde. – Gaal, 1490.
Dän.: Roos eller last ei for hastig. (Prov. dan., 480.)
It.: Avanti che tu conosca, non lodare ne disprezzare. (Gaal, 1490.)
50. Loben ist nicht lieben. – Körte, 3936; Simrock, 6536; Reinsberg I, 4; Braun, I, 2361.
Denn oft ist das Lob nur Gift.
51. Loben sich selbst, ist ausslachens werth. – Lehmann, II, 375, 114.
[207] 52. Loben vnd bieten gehört zum kauff. – Henisch, 376, 24; Petri, II, 441; Graf, 260, 215.
Die Waaren empfehlen von der einen Seite und darauf bieten von der andern führt zum Kauf. Angebot und Nachfrage.
53. Lobet, was draussen ist und bleibt darin. (Wend. Lausitz.)
54. Lobt den Frommen nicht Kuntze, so lobt jhn Hintze. – Petri, II, 441.
55. Malk (jeder) lovt dat syne.
Lat.: Cuique suum cordi laudat quod diligit omnis. (Tunnicius, 366.)
56. Man kan keinen loben, es müssen jhr viel gescholten werden. – Petri, II, 456.
57. Man lobt die bessere Weise und bleibt im alten Gleise. – Gaal, 192.
58. Man lobt im Tode manchen Mann, der Lob im Leben nie gewann. – Simrock, 10387.
Mhd.: Es wirt offt nach dem tôd geruemt ain man der lop hie nie geban. (Wolkenstein.) – Man lobt nâch tôde manegen man, der lob zer werlde nie gewan. (Freidank.) (Zingerle, 149.)
59. Man lobt keinen, ausser er braucht's. (Oberschwaben.) – Birlinger, 354.
60. Man lobt offt etwas, das des lobens nie werdt wardt. – Agricola I, 215; Petri, II, 458; Lehmann, II, 402, 24.
»Das Schlechte kannst du immer loben, du hast dafür sogleich den Lohn; in deinem Pfuhle schwimmst du oben, du bist der Pfuscher Schutzpatron.« (Goethe.)
61. Man lobt und billigt bessere Weise und bleibt doch stets im alten Gleise.
62. Man muss einen an dem ort loben, do er hübsch ist. – Lehmann, 468, 4; Eiselein, 412; Henisch, 423, 432; Simrock, 656; Braun, I, 2369.
Die Araber sagen: Lobe auch den guten Menschen nicht zu sehr, ehe du weisst, was sein Kopf werth ist, denn es gibt gute Menschen, die sehr dumm sind. (Cahier, 2312.)
63. Man soll die Anwesenden so loben, dass die Abwesenden keine Flecken bekommen.
Dän.: Den nærværende bør du saa at rose, at den fraværende derved ei lastes. (Prov. dan., 424.)
64. Man soll einen also loben, dass man auch ein blätzlein lasse, da man jhn schelten kan. – Lehmann, 490, 36; Schottel, 1127a.
Böhm.: Tak chval, abys nepřechválil. (Čelakovsky, 104.)
65. Man soll es loben, wenn man's leiden kann.
Holl.: Alst liden mach, sel men loven. (Tunn., 3, 19.)
Lat.: Plus sunt laudanda mediocria quam vicianda. (Fallersleben, 38.)
66. Man soll nicht zu früh loben und schelten.
Span.: No alabes ni desalabes hasta siete navidades. (Cahier, 3191.)
67. Man soll nichts loben, das man nicht kennt.
It.: Non lodare sino al provare. (Pazzaglia, 201, 9.)
68. Man soll nur loben, was Lob verdient.
Lessing lehnte einen Ruf nach Königsberg als Professor der Eloquenz mit dem Bemerken ab, dass es ihm unmöglich sei, alle Jahre einen Panegyrikus auf den jedesmaligen König zu halten. (Stahr, Lessing's Leben, I, 226.)
Frz.: Li plusor voelent se loer qui il devreient blasmer, et ce haïssent que il devreient forment loer, se il l'aveient. (Leroux, II, 252.)
69. Mancher lobt die Tugend und übt das Laster.
70. Mancher lobt einen vnd schlägt jhn mit dem schwantz wie ein Scorpion. – Lehmann, 468, 5.
71. Met Leven1 en Béin2 könt me béienan3. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 103.
2) Bieten.
3) Kommt man beieinander.
72. Mit loben gewinnet man lieben. – Lehmann, 489, 24.
73. Sich selber loben ist Thorheit, sich selber schänden ist Unsinn. – Simrock, 9497.
74. Sich selber niemand loben soll, den Guten loben andere wol. – Sprichwort, 27, 2; Schulze, 96; Zehner, 188; Gaal, 1402; Simrock, 6556.
»Eyner zcu zceyten selbst mage seyn eygen lob sagen, nemlich wenn er begert das seyn nechster dovon gebessert werd.« (Werdea, B.) Nach Spr. Sal. 27, 2 sagt ein jüdisch-deutsches Sprichwort: Jehallelichu Lor (= es lobe dich ein Fremder) weloj-Pichu (und nicht [208] dein eigener Mund). Der Volkswitz lässt diese Warnung vor Selbstlob auch in der scherzhaften Form erscheinen: Es lobe dich ein Fremder, wenn nicht, so dein eigener Mund. In dieser Fassung von Aufschneidern und Grossprechern gebraucht. (Bernstein.)
Lat.: Rumiferet de te tua non, sed uox aliena. (Loci comm., 89.)
75. Sich selber niemand loben soll; der recht thut, ist gelobet wol.
Lat.: Nam satis est, alter si sua facta canit. – Nec tua laudabis, nec facta aliena reprendes. (Chaos, 472.)
76. Sich selber niemand loben soll; der wohl thut, lobt sich selber wol. – Sutor, 319.
Lat.: Honestus rumor alterum et patrimonium. (Sutor, 319.)
77. Sihe zu, den du lobest, dass du nit darüber zu Schanden werdest. – Sutor, 325.
78. Tewer gelobt ist nicht verkaufft. – Petri, II, 544.
Lat.: Cara taxata non est res undique grata.
79. Viele loben die alte Welt und leben, wie es der neuen gefällt.
80. Wann man ein zu sehr lobt vnd liebet, gemeiniglich viel falsches mitunter stiebet. – Lehmann, II, 863, 39.
81. Was der eine lobt, schilt der andere.
Lat.: Laudatur ab his, culpatur ab illis. (Seybold, 274.)
82. Was du einmal lobst vnd erhebst, das schilt nit leicht mehr, weil du lebst. – Franck, I, 156a.
83. Was einer lobt, das schilt der ander. – Petri, II, 595.
84. Was man nicht zu loben versteht, soll man auch nicht tadeln. – Kiesewetter, 35; Cahier, 1904.
Böhm.: Čeho nelze chváliti, nehaň. (Čelakovsky, 104.)
Poln.: Czego chwalić niemożesz, niegaň. (Čelakovsky, 104.)
85. Wen man loben soll, der muss sich danach halten.
Lat.: Talem te praesta, qualem te poscis haberi. (Muret.) (Binder I, 1713; II, 3271.)
86. Wenn man dich lobt, so halte dich danach.
Lat.: Cura esse, quod audis. (Horaz.) (Binder I, 274; II, 668; Philippi, I, 106.)
87. Wenn man dich lobt, so sieh in den Spiegel.
D.h. prüfe dich, ob du das Lob verdienst.
Dän.: Svar den som roser dig, at du kiender nok dine feyle. (Prov. dan., 536.)
88. Wenn mich niemand loben will, so lob' ich mich selbst.
Ein Kukuks-Grundsatz nach der Fabel.
Holl.: Als ik mij niet prijs, en een ander mij niet prijst, dan moet ik ongeprezen het land uit, zei de grasmaaijer. (Harrebomée, I, 258a.)
89. Wer alles lobt, hat nichts gelobt.
90. Wer andere lobt, schlägt dem Neide einen Nagel zum Sarge.
91. Wer einen allzu sehr lobt, der schilt jhn, wer zu sehr schilt, der lobt ihn. – Petri, II, 700.
92. Wer einen lobt in praesentia vnnd schilt jhn in absentia, den hol' die pestilentia (der taugt nichts in essentia). – Gruter, III, 106; Lehmann, 489, 19; Lehmann, II, 872, 174; Eiselein, 432; Pistor., VII, 22; Simrock, 6567; Körte, 3937; Braun, I, 2371; Masson, 304.
Dän.: Hvo som roser mig in praesentia, og laster mig i absentia, hannem tage pestilentia. (Prov. dan., 454.)
Lat.: Praesentem laudas, absentem laedis amicum, et personarum prima vocatur ego. (Chaos, 52.)
93. Wer einen lobt ins Angesicht, ist (meist) ein schlimmer Wicht.
Holl.: Die u blijder aangezigt toont, dan hij plagt, die heeft u bedrogen, of will u bedriegen. (Harrebomée, I, 2.)
94. Wer einen lobt, macht einen Anfang zur Feindschaft.
95. Wer gelobt sein will, muss sterben, wer verachtet sein will, heirathen. – Simrock, 6538.
Nach dem Grundsätze der Leichenredner, von den Todten nur das Gute hervorzuheben. »Der arme Lafontaine hat in Chateau-Thierry, seiner Vaterstadt, eine Marmorsäule, die 40000 Francs gekostet. Ich lachte herzlich, als ich sie im Vorüberfahren sah. Der arme Schelm verlangte bei Lebzeiten ein Stück Brot, nach dem Tode gibt man ihm für 40000 Francs Marmor. Jean Jacques Rousseau und ähnliche Menschen, die in ihrem Leben kaum ein Dachstübchen erlangen konnten, denen dedicirt man jetzt ganze Strassen.« (Heinrich Heine an Varnhagen von Ense.)
[209] Mhd.: Man lopt die tôten vür daz Leben. (Frauenlob.) – Nu hân ich ofte gehoeret sogen, swen man nâch tôde hie beklaget, der sî von gnâden unbejaget. (Rumelant.) – Sol er des haben êre, der nâch tôde wirt bekleit, sô het er mit der wârheit eren vil erworben. (Klage.) (Zingerle, 95 u. 149.)
It.: Dopo il mortorio restano le lodi. ( Pazzaglia, 201, 11.)
96. Wer hats nicht gern, dass man jhn lobt. – Lehmann, II, 841, 274.
97. Wer läwt (gelobt) warrn will, de mutt dôd bliben. (Rendsburg.)
98. Wer lâwt wäsen1 will, möt dôd blîwen, un wer veracht werden will, möt frîen (frîgen). (Mecklenburg.) – Günther, III.
1) Gelobt sein.
99. Wer lobt, dass jhm missfelt, der ist ein schalck. – Lehmann, 468, 3.
100. Wer lobt, hat eine volle Kirche.
101. Wer lüöwt warde will, mut starwn, un wer brüüt (getäuscht) werden will, mutt frîn. (Süderdithmarschen.)
102. Wer mich lobt, den lob' ich wieder.
103. Wer niemals gelobt ist worden, der gehört in den Nichtsnutzigkeitsorden.
104. Wer sich gern loben hört, der wirt billig betrogen. – Henisch, 353, 3.
105. Wer sich lobt allein, dess ehr (Lob) ist leider klein. – Henisch, 817, 58; Petri, II, 766; Chaos, 473; Masson, 64.
Böhm.: Kdo se chváli, není chvály hoden (malá mu cena). – Vlastní chvála neplatí. (Čelakovsky, 102.)
Kroat.: Ki se sam hvali, mala mu je céna. (Čelakovsky, 102.)
106. Wer sich lobt, der besudelt sich. – Lehmann, 489, 20.
In der Gegend von Roveredo in Welschtirol: Chi se loda, s'embroda. (Hörmann, 28.)
107. Wer sich selber lobt, den hassen viele. – Simrock, 6558.
108. Wer sich selber lobt zu sehr, den verachten (hassen) andere um so mehr.
Böhm.: Kdo se sám chválí, nikdo ho nepochváli. (Čelakovsky, 102.)
Poln.: Kto się sam chwali, tego nikt niepochwali. (Čelakovsky, 102.)
109. Wer sich selbs lobt, der hat bös nachbawren. – Tappius, 213a; Lehmann, II, 851, 334; Winckler, XIV, 9; Eiselein, 432; Körte2, 5517; Simrock, 6554; Braun, I, 2370.
Man spricht: »Der sich thut selber loben, er muss vorwar böss nahbawern haben.« (Waldis, II, 19, 44 u. IV, 57, 64.)
Mhd.: Welh man vil pôser nachpauren hât, der lob sich selbs; das is mein rât. (Fastnachtsspiel.) (Zingerle, 105.)
Engl.: He has ill neighbours, who is forced to praise himself. (Eiselein, 432.)
Holl.: Die hem selven prijst, heeft quade gheburen. (Tunn., 9, 16.)
It.: Quel che loda se stesso ha cattivi vicini. (Pazzaglia, 201, 15.)
Lat.: Domesticus testis. (Binder I, 360; II, 839; Germberg, X, 186.) – Malos vicinos habes: dicitur in iactaturos ac gloriosos. (Bebel.) – Qui se laudat, malos habet vicinos. (Eiselein, 432.) – Qui sese laudat, laudis se munere fraudat. (Gaal, 1402; Chaos, 473.)
Ung.: Ki magát dicséri, jelle, rosz szomszédgyai vannak. (Gaal, 1402.)
110. Wer sich selbs lobt, der ist ein narr; wer sich selbs schendet, der ist vnsinnig. – Agricola I, 666; Franck, II, 50b; Tappius, 47b; Schottel, 1138b; Gruter, I, 83; Nas, 89a; Eiselein, 488.
Böhm.: Ani sám se chval, ani sám se haň. (Čelakovsky, 102.)
111. Wer sich selbs lobt, heist lästerlin. – Gruter, I, 83; Lehmann, II, 877, 242; Petri, II, 763; Körte, 6761; Eiselein, 411; Simrock, 6557.
112. Wer sich selbs muss loben, dem sind die nachbawren fern. – Tappius, 213a.
Mhd.: Swer sich lobt und prîset, der hat nieman der in lobe, wan im lît diu schande obe. allez lop in eigen munde ervûlet und verdirbet. (Krone.) – Swer sich selben loben wil, den lobent danne niht ze vil sîn nâchgebûrn. (Welscher Gast.) (Zingerle, 94.)
Lat.: Te ipsum laudas. (Erasm., 759; Tappius, 712b.)
113. Wer sich selbst lobt, den schlägt's Gewitter nicht todt. – Frischbier2, 2447.
[210] 114. Wer sich selbst lobt, der hette doch gern Ehr. – Petri, II, 763.
115. Wer sich selbst lobt, der hinckt am Hirn. – Lehmann, 703, 59.
Im welschtiroler Cembrathale sagt man: Wer sich lobt, verwickelt sich: Chi se loda, s'imbroda. (Hörmann, 21.)
116. Wer sich selbst lobt, hat gewiss keinen Freund.
Lat.: Nulla tam odiosa narratio, quam sui ipsius laus. (Chaos, 474.)
117. Wer sich selbst lobt, heist Lesterlein, wer sich selbst schild, ist von Sinnen nicht rein. – Gruter, III, 111.
»Wer sich selber lobt, heisst Lästerlein, wer sich selber schilt, will gelobt sein.« (Rochholz, 28.)
Mhd.: Die wîsen jehent: swer sich lobe sunder volge, daz er tobe. (Gerhart.) – Merket, swer sich selben lobet, âne volge, daz er tobet. (Freidank.) (Zingerle, 93 u. 94.) – Ich waene, daz er sêre tobet, wer unverschult sich selber lobet. (Boner, 68, 35.)
Böhm.: Kdo sám se honosí, vhlavĕ mnoho nenosí. – Kdo se chválí, sám se hyzdí. (Čelakovsky, 102.)
Dän.: Man skal hverken love eller laste sig selv. (Prov. dan., 391.)
Frz.: Qui se loe si s'enboe. (Leroux, II, 309; Masson, 64.)
It.: Chi si loda, s'imbroda. (Cahier, 2966; Bohn II, 86; Pazzaglia, 201, 1; Gaal, 239.) – Chi si loda, si lorda. (Masson, 64.) – Di se stesso il lodatore trova presto un derisore. (Gaal, 1402.)
Lat.: Nec te collaudes (laudabis) nec te culpaveris ipse, hoc faciunt stulti, quos gloria vexat inanis. (Cato.) (Binder I, 1079; II, 2022; Chaos, 475; Schonheim, N, 7; Philippi, II, 11; Seybold, 334.)
Schwed.: Den sig sielf berömmer eller laster, han är en narr; den som skiämmer sig sielf, han ährar ingen. (Törning, 19.) – Den sig sielfwan ähra giör, aff androm han det samma spöör. (Grubb, 103.)
118. Wer sich selbst lobt, ist auslachenswerth.
119. Wer sich selbst lobt, tadelt sich.
Poln.: Kto się sam chwali, chwały nie godzien. (Lompa, 14.)
120. Wer sich selbst lobt und schändet vil, für einen Narren g'acht werden will.
Lat.: Nec te laudabis, nec te culpaveris ipse; hoc faciunt stulti, quos gloria vexat inanis. (Chaos, 473.)
121. Wer sich selbst nicht lobt und andere nicht schilt, dem ist man gut gewillt.
Lat.: Nec tua laudabis studia aut aliena reprendes. (Horaz.) (Binder II, 2024; Seybold, 335.)
122. Wer söck sölwst lawt, heft schlimme Nabersch. – Frischbier2, 2448.
123. Wie man etwas loben soll, prüfet man am Ende wol. – Sutor, 679.
Lat.: Si finis bonus est, totum laudabile tunc est. (Sutor, 679.)
124. Wilt du das loben han, must du das geitzen lahn. – Henisch, 1447, 18.
125. Wohl gelobt ist halb verkauft.
Lat.: Vendita pro parte res est laudata venuste. (Sutor, 322.)
Schwed.: Wäl roosad är halft säld. (Grubb, 877.)
126. Worüber man einen lobt, das thut er gern. – Petri, II, 815.
127. Zu sehr gelobt ist halb gescholten. – Henisch, 818, 21.
Lat.: Immodicae atque hyperbolicae laudes propemodum vituperij loco habentur. (Henisch, 818, 22.)
*128. Bi em es Laven un Geven ênerlei. – Schütze, III, 15.
Er lässt sich nichts abdingen. Laven steht hier in der Bedeutung einen Preis für eine Waare fordern. Wat lâv ji dat Pärd, d.h. was soll das Pferd kosten? (Vgl. Stürenburg, 132a.)
*129. De dat löft, de hett en Kalf in't Lief.
*130. Der lobt'n iwa'n grean Glê. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 391, 40.
Er lobt ihn ausserordentlich, wie man auch sagt: Ueber den Schellenkönig.
*131. Einen loben über den ⇒ Schellenkönig (s.d.) – Mayer, I, 36; Eiselein, 547; Klein, II, 110; Braun, I, 2374.
D.i. sehr stark. Um auszudrücken, dass man jemand über alle massen lobt, ihm Schmeicheleien sagt, hat man in Podolien die jüdisch-deutsche Redensart: Heben auf Drikkes. (Verdorben vom polnischen Drag = Stange, Hebebaum.)
*132. Einen von vorn loben und hintennach schelten.
Frz.: Caresser la belle, et puis se mocquer d'elle. (Kritzinger, 63b.)
[211] *133. Ênen lob'n in all'n Krög'n, dar kên Bêr in is. – Eichwald, 1127; Schütze, I, 84.
In Pommern: Du warst em lawen in allen Krögen, wo nên Bêr is. Dähnert (269a) fügt zur Erklärung die Bemerkung bei: »Du wirst seine Gutthat bald vergessen.« D.h. ich will dich gar nicht loben oder in Winkelkrügen, wo nichts zu haben ist.
*134. Er lobt aus Leibeskräften. – Eiselein, 417.
*135. Er lobt den Tag vor dem Abend.
*136. Er lobt der andern Tugend zwar, an ihm selber aber ist kein gutes Haar.
Lat.: Praeficarum more agere. (Seybold, 453.)
*137. Er lobt die alte Welt und thut, was der neuen gefällt.
*138. Er lobt ihn in allen Stuben, in denen niemand ist.
Um ironisch zu sagen, dass nirgends an beifällige Aeusserungen über ihn zu denken ist.
*139. Er lobt ihn so hoch wie der Rathsthurm und er ist nicht drei Käse hoch.
Für übertriebenes Lob.
Böhm.: Chlouby za sto zlatých, a bohatství za zlámanou grešli. (Čelakovsky, 103.)
*140. Er lobt ihn (sie, es) wie jauersche Bratwürste. (Schles.)
Die jauerschen Bratwürste stehen in gutem Rufe und werden weit versandt.
*141. Er lobt jhn für alle schwangere Bawren hinauss. – Fischart, Gesch.
*142. Er lobt sich selber, weil seine Nachbarn nicht daheim sind. – Sutor, 367; Eyering, II, 409; Eiselein, 432; Simrock, 6555.
Die Griechen sagten: Er rühmt sich selbst wie Astydamas, ein griechischer Tragiker und Neffe des Aeschylus. Er lebte um das Jahr 400 v. Chr. und soll gegen 240 Trauerspiele verfasst haben, von denen aber nur die Titel auf uns gekommen sind. Die Neugriechen sagen von eiteln Mädchen und Frauen, die sich gern selbst loben: Ihr seid wie die calabresischen Mädchen. (Reinsberg VI, 120.)
Böhm.: Chval mĕ, hubo, sic tĕ roztrhnu. (Čelakovsky, 103.)
Lat.: Laudet te alienus et non os tuum.
*143. Er lobt sie wie der Herr den ungerechten Haushalter.
*144. Er lobt und schilt (schmäht, lästert) in Einem Athem.
Schwed.: Lofwa och lasta ur en munn. (Grubb, 36.)
*145. Er muss sich selber loben, seine Nachbarn sind schlecht gerathen.
*146. Hei ward gelawet ön alle Körche, wo keine Mönsche, on ön alle Krög, wo kein Bêr öss. (Dönhofstädt.)
*147. Ich lob jhn, so lang er fromm ist; wird er böss, so schelt ich jhn. – Sutor, 681.
Dies Wort wird dem Dr. Mart. Mellerstad an der Schule zu Wittenberg zugeschrieben, der dem Kurfürsten Friedrich von Sachsen einen gewissen Dr. Vincentius gut empfohlen hatte, der aber nachher der Empfehlung nicht entsprach. Als der Kurfürst dies dem Dr. Mellerstad vorhielt, erwiderte er die obigen sprichwörtlich gewordenen Worte. (Zinkgref, I, 232.)
*148. Ich lob' ihn, wenn er mich lobt.
Lat.: Da mihi mutuum testimonium. (Cicero.) (Philippi, I, 109.)
*149. Ich wâr'n loben durchs ganze Abc, bem X wâr ich oanfang'n. (Schles.) – Gomolcke, 562; Keller, 157b; Frommann, III, 249, 269.
»O fing se on, ich hire wul, ihr wult og garn (gern) gelaubt sên, ich wils thun: aber, bem (bei dem) X war ich anfangen.« (Keller, 167a.) Spott der Schlesier auf einen, der eben nicht sehr viel Lob verdient, sintemal das X ziemlich am Ende des Alphabets steht.
Mhd.: Se sint ezu lobin dy er ding vssrichten. (Senkenberg, III, 15.)
*150. Ich wil es widder loben noch schelten. – Agricola I, 276; Eiselein, 432.
*151. Man lobt ihn in allen Stuben, wo niemand drin ist. (Schles.)
Holl.: Hij prijst hem in de dorpen, daar geene huizen staan. (Harrebomée, I, 150.)
*152. Se loben's uf olle Gossen, wu kê Vulk is. (Schles.) – Frommann, III, 416.
*153. Wer dich loben will, der muss liegen viel. – Sutor, 325.
Lat.: Non es laudandus, nec in coena quidem. (Philippi, II, 53.)
154. Des Pöbels Loben und Lachen kann eher (weder) schlimmer als besser machen. – Devisenbuch, 196.
155. Loben thut nicht weh. (Köthen.)
156. Man lobt oft, wie man auf eine Wunde Zucker streut.
157. Man soll nichts loben oder verachten, man hab' es denn probiret. – Wirth, II, 261.
158. Sparsam loben, karg tadeln.
Lat.: Lauda parce, vitupera parcius. (Sailer, Sprüche, 195, 2.)
159. Wer mich lobet ins Gesicht, hinterm Rücken Uebels spricht.
It.: Chi ti loda in presenza, ti biasima in assenza. (Giani, 920.)
160. Wir wären alle gern gelobt.
Bei Tunnicius (1298): Alle tosamen weren wy gêrne gelovet. (Laudis amore quidem praeclare ducimur omnes.)
*161. Einen lob'n über 'n grün'n Klee. – Wurth, 201.
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