Pater

1. Die Patres kosten den Wein, die Offiziere die Töchterlein.

Holl.: Dominé's komen om je wijn, en officiers om je dochters. (Harrebomée, I, 142b.)


2. Erst Pater, dann Mater, dann der ganze Convent.


3. Es hat schon mancher Pater von der göttlichen Mutter gepredigt und dabei nur an die gnädige Frau gedacht.Klosterspiegel, 79, 7.


4. Ich bin der Pater Orakel, wenn ich meinen Mund aufthue, so darf kein Hund bellen. Klosterspiegel, 23, 6.


5. Ja, ja, Herr Pater, mit vollem Bauch ist gut Fastenpredigt halten.Klosterspiegel, 24, 1.


[1194] 6. Jeder Pater lobt seinen Convent.

Holl.: Elke pater prijst zijn convent. (Harrebomée, II, 174a.)


7. Lass den Pater machen; er weiss mit der Geige schon umzugehen, wenn er sie am Arme hat. (S. Geige 24.) – Klosterspiegel, 22, 23.

8. Meine Herren Patres hätten gute Baumeister gegeben, denn es fällt keinem etwas ein, sagte der Prälat.Klosterspiegel, 53, 12.


9. Ni pater esses, sagte jener zum Abt.Eiselein, 503; Hoefer, 477.


10. Wenn der Pater hürchlet (wiehert), so thut die Klosterfrau das Rigeli weg. (Reussthal.) – Klosterspiegel, 22, 24.


11. Wenn ein Pater Grosskeller den Schenkkessel nicht in drei Absätzen leert, so sollte man ihm das Loch pitschiren.Klosterspiegel, 77, 1.


*12. Ad patres gehen.Dietrich, II, 163.


*13. Er ist aus Paters Fasse gezapft.

Die Klöster waren in der Regel in der Nähe von Weinbergen, und der beste Wein war für die Patres bestimmt, welche dafür den Leuten, die ihn bauten, den Himmel verhiessen.


*14. Pater peccavi singen.Pauli, Postilla, I, 80a.


*15. Pater sein.

So viel wie Mönch sein, wird in Tirol gebraucht, um zu sagen: kein Geld haben, in demselben Sinne, wie man in Florenz sagt: È frate di san Francesco senz'un quattrino. (Westermann, 25, 619.)


*16. Patersch met Nönnekes kriegen. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 291.

Schwarzbrot und Weissbrot darauf.


[Zusätze und Ergänzungen]

17. Der Pater predigt's (auch) nur einmal.Egerbote, 1875, S. 64.


*18. Sall Pater Berndken kumen?

In der Stadt Vreden war früher ein Franciscanerkloster, welches im Jahre 1810 bei einem grossen Brande gänzlich eingeäschert und 1811 unter französischer Herrschaft aufgehoben wurde. In diesem Kloster lebte in den neunziger Jahren ein frommer Pater, Namens Bernardus, allgemein »de gute Paoter Berndken« genannt. Einst war er in einem nachbarlichen Dorfe anlässlich des Kirchen-Patrociniums nebst sieben andern Geistlichen und einem Arzte zu Tische geladen [1648] worden. Im Laufe des Gesprächs erzählte der Doctor, wie ein Pfarrer einer kranken armen Frau die heilige Wegzehrung nicht habe bringen wollen, bevor der Mann nicht die Gebühren bezahlt hätte. »Herr Doctor,« entgegnete nun Pater Bernardus, »nennen Sie mir gefälligst diesen hartherzigen Pfarrer; von den acht Herren, welche hier zu Tische sitzen, ist es keiner gewesen, das weiss ich sicher!« »Nu, nu!« sagte der Doctor, »Namen nennt man nicht gern!« »Warum nicht, Herr Doctor?« antwortete Bernardus; »so will ich Ihnen eine andere Geschichte erzählen. In dem Kirchspiele N. wohnte ein armer Heuerling, welcher bei der Geburt seines neunten Kindes die Hülfe eines Arztes nothwendig hatte. Der Arzt schickte dem Miethsmann später eine Rechnung von zehn Thalern, und da er nicht gleich zahlen konnte, liess er ihm seine einzige Kuh verkaufen. Wollen Sie, Herr Doctor, den Namen des Arztes wissen?« Der Gefragte erhob sich und ging. – Seitdem sagt man in der Gegend in einer Gesellschaft, in welcher ein grossmäuliger Schwätzer Lügengeschichten erzählt: »Sall Pater Berndken kumen?« (Eichsfelder Volksblätter, 1879, Nr. 34.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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