1. An alte Hiebe muss man nicht denken.
Alte Hiebe schmerzen aufs neue, wenn man ihrer gedenkt. (Altmann VI, 435.)
2. Auf Einen Hieb fällt kein (Eich-)Baum. – Hollenberg, I, 44; Schlechta, 139; Lohrengel, I, 59; Reinsberg III, 51.
Empfiehlt Beharrlichkeit und Ausdauer in einem begonnenen guten Werke. »Auf Einen Hieb fällt nie ein Baum, der schwankende der Freiheit kaum; Ein Trunk erschöpft noch keinen Bronnen, ein Schuss macht keine Schlacht gewonnen; Ein Räuber ist noch keine Mauth, Rom nicht in Einem Tag erbaut; Nicht Sommer wird's durch Eine Schwalbe, ja, nicht einmal durch anderthalbe; Ein Wölkchen löscht noch nicht die Sonne, Ein Kindchen macht noch keine Nonne; Ein Seufzer keinen Knutenthron, Ein Schafskopf keine Nation; Ein Sklave keinen Archidux, Ein rothes Haar noch keinen Fuchs.« (Neuer Reineke Fuchs von Glasbrenner, 4. Aufl., Leipzig 1866, S. 363.)
Frz.: Du premier coup n'echet pas l'arbre. (Venedey, 70.) – On n'abat pas un chêne d'un seul coup. – Paris n'a pas été bâti en un jour.
3. Der erste Hieb der beste.
4. Der Hieb ist die beste Deckung.
Angeblich der Wahlspruch des preussischen Feldmarschalls Wrangel. (Vgl. Ad. Stahr, Die preusische Revolution, S. 464.)
5. Ein Hieb in eine alte Wunde schmerzt doppelt.
Holl.: Twee houwen in ééne wonde doen dubbele smart. (Harrebomée, I, 337.)
6. Ein Hieb mit der Zunge ist schlimmer als ein Hieb mit der Lanze.
7. Geringe Hiebe fällen auch die stärkste Eiche.
8. Kleine Hiebe fällen oft grosse Eichen.
9. Ohne Hiebe fallen keine Späne.
10. Vom ersten Hiebe fällt der Baum nicht.
Es kommt darauf an, wie gross der Baum ist und wer den Hieb führt.
Frz.: En un coup se fend la bille. (Leroux, II, 113.)
11. Von vielen Hieben wird die beste Axt stumpf.
12. Wer sich vor Hieben scheut, der wird kein Held in Ewigkeit.
13. Wo es Hiebe gibt, kommt's auf einen mehr nicht an.
Frz.: Autant vaut bien battu que mal battu. (Lendroy, 80.)
*14. Auf Hieb und Stoss gehen.
*15. Einem einen Hieb beibringen.
Von schneidenden Ausdrücken, welche die Aufgabe haben zu beleidigen.
*16. Er hat einen Hieb.
Einen Rausch oder auch: Ist nicht richtig im Kopfe. Es ist charakteristisch für die deutsche Sprache, dass sie nicht nur eine grosse Anzahl von Ausdrücken zur Bezeichnung des Trunkenseins, eines Rausches besitzt, sondern dass sich darunter ein jedem Stand und Beruf entsprechender (bezeichnender, charakterisirender) findet. (S. ⇒ Ansehen 29 und ⇒ Boden 38.) Man kann von einem Advocaten sagen: er appelirt; von einem Astronomen: er sieht zwei Sonnen; von einem Baumeister: er hat einen Giebel; von einem Bräutigam: er geht auf Freiersfüssen; von einem Buchhändler: er ist wieder solide; von einem Elegant: er hat einen schönen Stiefel; von einem Fischer: er hat einen guten Zug gethan; von einem Geometer: er misst die Strasse; von einem Hundefreunde: er hat einen Spitz; von einem Hausbesitzer: er hat etwas im Oberstübchen; [642] von einem Jäger: er hat eine gute Ladung; von einem Katzenfreunde: er hat Katzenjammer; von einem Kaufmann: er legt sich an den Laden; von einem Kellner: er hat die Reste gesammelt; von einem Kutscher: er hat gut geschmiert; von einem Magister: er hat einen Haarbeutel; von einem Mathematiker: er macht Cirkel; von einem Offizier (Soldaten): er hat einen Hieb, Schuss, Stich; von einem Philologen: er ist benebelt, von einem Schneider: er hat die Jacke voll; von einem Schriftsetzer: er sieht die Buchstaben doppelt; von einem Seemann: er lavirt oder er segelt mit vollen Segeln; von einem Seiltänzer: er blancirt; von einem Tambour: er schlägt Wirbel; von einem Thürmer: er weiss, wo die Glocken hängen; von einem Todtengräber: er ist begraben.
Frz.: Cet homme a un coup de hache.
*17. Er hat einen Hieb davon.
D.i. einen Begriff.
*18. Es ist um jeden Hieb schade, der daneben geht (vorbeifällt). – Frischbier2, 1610.
*19. Hiebe austheilen.
Frz.: Donner des coups de patte.
*20. Schad' om ên Hieb, de farbî fällt. (Stallupönen.)
*21. Ueber dem Hieb den Stoss vergessen. – Altmann VI, 517.
*22. Einem die Hiebe heimgehen.
*23. Hiebe aus dem ff (oder: aus dem Salze, nach Noten). – Fliegende Blätter, V, 5.
Buchempfehlung
Der in einen Esel verwandelte Lucius erzählt von seinen Irrfahrten, die ihn in absonderliche erotische Abenteuer mit einfachen Zofen und vornehmen Mädchen stürzen. Er trifft auf grobe Sadisten und homoerotische Priester, auf Transvestiten und Flagellanten. Verfällt einer adeligen Sodomitin und landet schließlich aus Scham über die öffentliche Kopulation allein am Strand von Korinth wo ihm die Göttin Isis erscheint und seine Rückverwandlung betreibt. Der vielschichtige Roman parodiert die Homer'sche Odyssee in burlesk-komischer Art und Weise.
196 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro