Mönchsorden

[172] Mönchsorden (die), von den bloßen geistlichen Brüderschaften (s.d.) durch die lebenslängliche Verpflichtung ihrer Mitglieder auf Beobachtung der Klostergelübde und Ordensregeln unterschieden, gingen allmälig aus der im Orient zuerst durch den h. Antonius (s.d.) bewirkten Vereinigung frommer Einsiedler zu gemeinschaftlichen Andachtsübungen hervor. Sein Schüler Pachomius kam dem Ordens-und Klosterleben durch Vereinigung einer Anzahl solcher andächtiger Männer unter einem Dache und einem Verschlusse noch näher und man nannte nun dergleichen von Mönchen bewohnte Gebäude Cönobien, im Abendlande aber claustra, d.i. geschlossene Wohnung, woraus Kloster entstanden ist. Noch gab es aber, außer der allgemeinen Verpflichtung zu Gebet, Fasten und Handarbeit, weder Gelübde, noch bestimmte Regeln oder eine für Alle vorgeschriebene[172] Kleidung, und erst der h. Basilius (s.d.) versuchte 361 das Mönchsleben nach festen Gesetzen zu ordnen, indem er eine ausführliche Regel verfaßte, die bis auf diesen Tag die Grundlage aller Klostergesetze in der griech. Kirche ist, welche von den vielerlei geistlichen Orden der röm. nichts weiß. Ursprünglich enthielt jene Regel noch keins der drei feierlichen Klostergelübde, welche erst später hinzukamen, der röm.-katholische Mönchsorden der Basilianer aber ward aus einem Theil der, von im 4. und 5. Jahrh. nach Italien, Sicilien und Spanien eingewanderten griech. Mönchen dort errichteten Klöster erst 1573 durch Papst Gregor XIII. gebildet. In der röm. Kirche erhielt das im westl. Europa zu Anfang des 6. Jahrh. schon weitverbreitete Mönchswesen, dem aber innere und äußere feste Gestaltung noch abging, durch den h. Benedict die erste Regel, die alle frühern Klosterverfassungen an Bestimmtheit und Mäßigung der Foderungen übertraf. Er wurde dadurch Stifter des nach ihm benannten Benedictinerordens, welcher Jahrhunderte lang als der einzige der röm. Kirche bestand und dessen Blüte sich vom 6.–9. Jahrh. immer mehr entwickelte. Benedictiner waren es, welche als Glaubensboten nun überall hinzogen, wo das Christenthum noch keine Freunde gefunden hatte, und mit der neuen Lehre brachten sie dem rohen Volke auch Gesittung und die Künste des Friedens. Wildnisse und Einöden verwandelten sich durch ihren Fleiß und unter ihrer Anleitung in fruchtbare Gefilde, ärmliche Hütten in feste, sichere Wohnungen und Deutschland namentlich, als dessen älteste und berühmteste Benedictinerklöster Weißenburg, Reichenau, Brünn und St.-Emmeran zu nennen sind, genoß der segensreichen Folgen dieser Bestrebungen. Ganze Städte verdankten Klosterstiftungen ihre Gründung, wie Eichstädt, Fritzlar, Fulda, nur ward leider auf demselben Wege den Völkern auch ein Christenthum aufgedrungen, das dem wahren sehr wenig ähnlich war, und später machte der erworbene Reichthum der Klöster sie zu Quellen grenzenloser Sittenverderbniß. (S. Benedict der H.) Aus dem Bestreben, sich durch ein strenges und heiligeres Leben vor Andern auszuzeichnen, entstanden seit dem 11. Jahrh. neue Mönchsorden, welche sich zwar auf die Regel des h. Benedict gründeten, aber sich viele eigenthümliche Zusätze erlaubten, und auch durch die Kleidung ihrer Mitglieder sich unterschieden. Dahin gehören die Camaldulenser (s.d.), die grauen Mönche oder der Orden von Valombrosa, von einem romantischen, waldbeschatteten Thale auf den Apenninen so genannt, wohin der Stifter Joh. Gualbert von Florenz, sich 1038 mit mehren Gleichgesinnten zurückzog; die Grandmontaner, im nämlichen Jahrhundert von Stephan aus Thiers auf dem Gebirge Müret bei Limoges in Frankreich gestiftet, von wo sie aber nach dessen Tode in eine wüste Gegend Grandmont einwanderten; die Karthäuser, Cölestiner, Cistercienser, der Orden von Fontevraud (s.d.) und der 1148 in England gestiftete, dem letztern ähnliche Orden der Gilbertiner, welcher mit der Reformation einging. Auch Weltgeistliche hatten von jeher wiederholt versucht, die den Mönchen gezollte Verehrung zu theilen, indem sie sich zu einer klosterähnlichen Lebensweise verbanden, ohne darum ihren bisherigen Wirkungskreis zu verlassen. Dadurch bildeten sich zahlreiche Vereine sogenannter regulirter Chorherren, welche alle der angeblichen Regel des h. Augustinus folgten, aber meist es mit der Beobachtung nicht lange genau nahmen und daher bald ihren Zweck mehr oder weniger verfehlten. Aus einer solchen Vereinigung ging aber im 12. Jahrh. der Prämonstratenserorden (s.d.) hervor, welcher nebst dem im 13. Jahrh. entstandenen Augustinerorden und den spätern, nach dem h. Hieronymus (s.d.) benannten Hieronymiten, den Jesuaten, welche den Namen Jesu beständig im Munde führten, sich mit Krankenpflege, Bereitung von Arzeneien, aber auch des Branntweins abgaben und davon Aquavitpaters genannt wurden; den von sieben reichen florentiner Kaufleuten errichteten Orden der Serviten oder Diener der h. Jungfrau, zu den vorzüglichsten gehört, welche der Regel des h. Augustinus folgten.

Zu Anfange des 13. Jahrh. war indeß die Verehrung der Laien für die Klöster durch das meist wenig den Ordensregeln entsprechende Leben ihrer Bewohner, und da der menschliche Geist sich in Erfindung neuer Übungen zur Heiligung des beschaulichen Lebens erschöpft zu haben schien, sehr gesunken. Da gelang es dem an sich höchst einfachen Einfalle des h. Franziskus, das Gelübde der Armuth in das des Bettelns oder Leben von Almosen zu verwandeln, dem Klosterleben unter Begünstigung der Zeitumstände einen neuen Aufschwung zu geben. Hierarchische Bedeutung und Einfluß auf die Welt zeichneten sehr bald die damals entstandenen Mendicanten oder Bettelorden (s. Bettelmönche) aus, welche in ein viel engeres Verhältniß zum Papste traten, als die ältern Orden und einzig und allein von Rom abhängig waren, dem sie aber auch stets als die treuesten und brauchbarsten Werkzeuge dienten und daher das stehende Heer des Papstes genannt worden sind. Für fähige Mitglieder derselben hat der päpstliche Stuhl auch nie mit Gunstbeweisen gegeizt. Kein geistlicher Orden ist jedoch dem der Jesuiten (s.d.) an Bedeutung gleichgekommen, welcher grade im entscheidendsten Augenblicke, wo die große Kirchenverbesserung begann, die päpstliche Macht auf Jahrhunderte wieder befestigen half. Auch noch andere Mönchsorden erhielten seit dem 16. Jahrh. die päpstliche Genehmigung, um den großen Verlust zu ersetzen, welchen die ältern durch die Reformation im nördl. Europa erlitten hatten. Dahin gehören: Die Theatiner, gestiftet 1524 durch Cajetan von Thiene, deren erster Superior der nachmalige Papst Paul IV. als Bischof von Theate (daher Theatiner) war; die Somaschen, 1528 von Hieronymus Ämilianus gestiftet und von ihrem ersten Kloster zu Somasco zwischen Mailand und Bergamo benannt; die Barnabiten, gestiftet 1530 von drei ital. Geistlichen zu Mailand; die Hospitaliter oder Barmherzigen Brüder (s.d.); die Piaristen u.s.w. Um die Mitte des 18. Jahrh. ward endlich der in Portugal zuerst mit Aufhebung der Jesuiten entschiedene Kampf gegen diesen Orden zugleich der Vorbote zur Beschränkung der übrigen. Die von Joseph II. getroffenen Maßregeln in Bezug auf die Klöster hatten in Ostreich die Aufhebung mehrer Orden, die blos ein beschauliches Leben führten, das Verbot der Aufnahme neuer Mitglieder die fortwährende Verminderung der übrigen zur Folge, ausgenommen die wegen gemeinnütziger Leistung darunter nicht begriffenen Benedictiner von Mölk, die Piaristen und barmherzigen Brüder. In neuester Zeit ist jedoch die Aufnahme von Novizen in den östr. Staaten wieder erweitert worden; 1820 wurde dort der Orden der Redemptoristen (auch Liguoristen genannt) gestiftet und die [173] Herstellung der Jesuiten scheint neuerdings unbezweifelt. In Frankreich waren 1790 alle geistlichen Orden durch die Nationalversammlung aufgehoben worden; mit dem Aufhören des deutschen Reichs erreichten hier ebenfalls die meisten Klöster und geistlichen Stifter ihre Endschaft und franz. Einfluß dehnte diese wohlthätige Maßregel auch über Italien und Polen aus. Nur in den Ländern, wo Napoleon's Macht sich nicht einigermaßen dauernd hatte geltend machen können, in Portugal, Spanien, Irland, Sicilien, Ostreich, Rußland und den Colonien bestanden noch Klöster mehrer Orden, als Pius VII. 1814 die Wiederherstellung aller geistlichen Orden proclamirte. Gingen manche jener Staaten seitdem auf die päpstlichen Absichten ein, so hat dagegen das Mönchs- und Klosterwesen überhaupt, durch die neuesten Begebenheiten in Portugal und Spanien (s.d.) desto größere Verluste erlitten, für welche die jüngste Belastung des klosterfrei gewordenen Baierns mit zahlreichen neuen Stiftungen der Art und die Herstellung einzelner Mönchsorden in Frankreich und Belgien keinen Ersatz liefern kann, weil auch die zum Theil wirkliche, theils nur scheinbare gemeinnützige Richtung, welche für die Erneuerung dieser veralteten Institute einer verlebten Zeit das Urtheil unserer darüber aufgeklärten Tage gewinnen soll, ihnen doch nur ein vorübergehendes Bestehen sichern kann, so lange es nicht gelingt, Aufklärung, Gelehrsamkeit, Wissen und echte Religiosität aus der Welt zu entfernen. Von den meisten Mönchsorden bildeten sich auch sehr bald weibliche Zweige. (S. Nonnen.) Ausfuhrlicheres findet sich in M. Döring's »Geschichte der vornehmsten Mönchsorden« (2 Bde., Dresden 1828).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 172-174.
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