Nähmaschinen

[559] Nähmaschinen, Vorrichtungen zur Herstellung von Nähten auf mechanischem Wege [1].

Beim Nähen sind stets mehrere Arbeitsstücke vorhanden, welche durch den Faden längs einer gegebenen Linie verbunden werden; oder es wird ein Arbeitsstück an verschiedenen Stellen vereinigt. Die Aneinanderreihung der einzelnen Fadenlagen, der Stiche, bildet dann die sogenannte Naht. – Die Handnaht, welche durch eine einzige Nadel hergestellt wird, ist dadurch gekennzeichnet, daß sie nur einen Faden enthält und daß man, um sie herzustellen, die ganze Nadel und die ganze freie Länge des Fadens bei jedem Stich durch das Zeug hindurchziehen muß. Im wesentlichen unterscheidet man als Handnähte die Reihenaht (Vorderstichnaht, mit der Schuhmachernaht als Abart), die überwendliche oder Ueberhandnaht, die Steppnaht, bezw. die Rückstich- oder Hinterstichnaht als Abart der Steppnaht. Näheres in [2].[559]

Maschinennähte.

Einfadennähte. Von den Einfadennähten, welche den Handnähten entsprechen, werden auf den Nähmaschinen mit Vorteil nur die Vorderstichnaht (Fig. 1) und die überwendliche Naht (Fig. 2) hergestellt; doch ist hierbei die Fadenlänge gleichfalls eine begrenzte, da das eine Ende des Fadens sehr bald durch die Verschlingungen festgehalten wird und nun das zwischen diesem Ende und der Nadel liegende Stück vernäht werden muß. Die Kettenstichnaht (Fig. 3), bei welcher jede Fadenschlinge durch die unmittelbar vorhergehende hindurchgeht, hat den Namen von dem kettenartigen Aussehen auf der einen Seite des Stoffes, während die andre den sogenannten Steppstich zeigt. Fadenverbrauch 31/2–4 fache Nahtlänge. Die Naht ist sehr elastisch, zieht sich aber leicht auf, wenn eine Stelle verletzt oder wo ein Fehlstich m. Durch Ziehen an den Enden 1 wird in beiden Fällen die ganze Naht, welche vor der Fehlstelle liegt, aufgezogen. Sicherung des Nahtendes erfolgt durch Durchziehen des Fadens in Richtung 2.

Zweifadennähte. Von den Zweifadennähten werden hauptsächlich angewendet die Doppelkettennaht (Knoten-, Schnuren- oder Grover & Baker-Naht, Fig. 4) und die Doppelsteppnaht (Fig. 5). – Die Doppelsteppstich-, Hakenstich- oder kurz Maschinensteppnaht (Fig. 5) ist die Naht, welche die größte Anwendung findet. Sie ist gekennzeichnet durch die hakenförmige Umschlingung der beiden Fäden, welche in der Mitte der Dicke der zusammenzunähenden Stoffe entliehen soll. Fadenverbrauch etwa 21/2 faches der Nahtlänge (je nach Dicke der Stoffe). Die Naht zeigt bei richtiger Fadenspannung auf beiden Seiten den Steppstich. Bei zu geringer Spannung wird der eine Faden durch den andern, stärker gespannten Faden auf die eine Seite gezogen, woselbst dann der stark gespannte Faden flott liegt (Stelle a a, Fig. 5) und damit die Naht leicht trennbar und reißbar macht. Noch weitere Sticharten und mehrfädige Nähte werden für besondere Zwecke angewendet.

Stichbildung der Maschinennähte.

Vorderstich. Bei der Maschine von Walker [3] wird der Stoff mittels Zangen wie mit Fingern gefaltet und über eine gerade Nadel übergeschoben. In einfachster Weise wird der Vorderstich dadurch gebildet, daß die zu vereinigenden Stücke gemeinsam zwischen Zahnrädern gefaltet und dann auf die Nadel aufgeschoben werden. Die Bauart mit gerader Nadel ist im wesentlichen so geblieben, wie sie Walther in [4] beschrieben hat. – Um die Nadel zwischen den Zahnrädern von diesen selbst in unveränderlicher Stellung halten zu lassen und auch das Oehr frei zu bekommen, hat Hahn in Berlin [5] mehrere Räder hintereinander so angeordnet, daß die Verbindungslinie der Rädermittelpunkte eine Zickzacklinie bildet; der Nadel a wird dann eine wellenförmige Gestalt gegeben (Fig. 6). Der Vorderstich wird auch angewendet bei Stopfmaschinen [6].

Ueberwendlicher Stich. Die Ueberwend- oder Rollnaht findet in ausgedehnter Weise bei der Herstellung von Säcken, beim Zusammennähen großer Planen, Segel, Teppiche u.s.w. Anwendung. Der überwendliche Stich wird entweder mit einer einfach gekrümmten Nadel erzeugt, welche ähnlich wie bei der Handarbeit durch die Stoffe hindurchgestochen wird, oder durch eine schraubenförmig gewundene Nadel, welche in Umdrehung versetzt wird, während man gleichzeitig den Stoff entsprechend der Schraubensteigung vorwärtsschiebt [7] (Maschinen von Webster und von Laing).

Die beiden vorstehend erläuterten Sticharten schließen sich der Handnäherei eng an. Die nachfolgenden Sticharten können dagegen nur mit sogenannten endlosen Fäden hergestellt werden, wobei die Nadel eine andre Gestalt erhält als die gewöhnliche Handnähnadel. Die Maschinennadeln sind entweder Hakennadeln oder Oehrnadeln. – Die Haken- oder Häkelnadel gleicht bezüglich Gestalt und Wirkungsweise der Handhäkelnadel. – Die Maschinenöhrnadel unterscheidet sich von der gewöhnlichen Handnähnadel wesentlich dadurch, daß sie das Oehr dicht an der Spitze (bezw. Schneide für Leder u.s.w.) trägt. Der Faden wird mit der Maschinennadel nicht in seiner ganzen freien Länge durch das Zeug geführt, sondern geht nur in gewisser Tiefe durch den Stoff hindurch. Der Nadelschaft ist nicht vollkommen rund, sondern ist, vom Oehr angefangen, gegen das rückwärtige Ende zu mit zwei sich gegenüberstehenden Furchen (Nadelrinnen, Nadelnuten) versehen, von denen die eine länger ist als die andre. Die Tiefe der Furchen ist derart gewählt, daß der Faden in denselben Platz finden kann. – Hat die Nadel mit dem Faden den Stoff durchstochen und geht aus ihrer tiefsten Stellung, in welcher der Faden auf beiden Seiten straff liegt, wieder nach oben, so wird der Faden dort, wo er an dem rauhen Stoff anliegt (also auf der Seite mit kurzer Rinne)[560] festgehalten, so daß er, vom Oehr gehoben, eine gekrümmte Form annimmt, d.h. es entsteht eine Fadenschleife, welche nun von einem spitzen Gegenstande, dem Schleifenfänger, erfaßt wird, damit die Verrichtungen mit dem oberen Faden unter dem Stoffe vorgenommen werden können, welche zur Bildung des Stiches nötig sind. Es gilt daher als Regel, daß der Schleifenfänger immer auf der Seite der Nadel liegen muß, welche die kurze Nut enthält, und der von der Spule kommende Faden so eingefädelt werden muß, daß er von der Seite der langen Nut aus durch das Oehr geführt wird. – Die Nadel wird mit dem Schaftende in einem Nadelträger (Nadelführer, Nadelstange, Nadelschieber) befestigt. Da die Nadel auf Zerknickung in Anspruch genommen wird, macht man ihre freie Länge tunlichst kurz. Wird die Nadel nicht geradlinig auf- und abbewegt, sondern schwingt sie in einem Kreisbogen, so muß sie natürlich entsprechend gekrümmt sein.

Die einfachste Nahtgattung, welche mit einem endlosen Faden hergestellt werden kann, ist die Kettenstichnaht. Die Bildung des Kettenstiches (vgl. Fig. 3) erfolgt entweder durch eine Hakennadel in Verbindung mit einem Schleifenleger oder durch eine Oehrnadel in Verbindung mit einem schwingenden Haken (Schnepper) oder durch eine Oehrnadel in Verbindung mit einem sich drehenden Greifer.

Die Stichbildung unter Benutzung einer Hakennadel und eines Schleifenlegers ist in Fig. 710 in den verschiedenen Entwicklungsstufen dargestellt [8]. Die Hakennadel n wird senkrecht auf- und abgeführt; der Schleifenleger s, durch dessen seitliche Oeffnung der Faden f in der ersichtlichen Weise geführt ist, hat eine mittlere Durchbohrung, in welche die Nadel eingeführt wird, während sich der Schleifenleger um seine lotrechte Mittelachse hin- und zurückdreht, p ist die Stoffplatte, auf welche sich die zu nähenden Stoffe stützen. Bei dieser Bildungsart kommt also die »Kette« an der Seite des Stoffes zustande, auf welcher die Nadel in den Stoff eintritt. Die Maschinen mit Hakennadeln werden namentlich in der Lederindustrie gebraucht, auch bei der Kurbelstickmaschine von Bonnaz (s. Sticken).

Die bei den Nähmaschinen weitaus am meisten angewendete Herstellung des Kettenstiches ist die mittels Oehrnadel und sich drehendem Greifer oder Haken (Wilcox & Gibbs). In Fig. 11 ist dieser Haken in Vorderansicht, zwei Seitenansichten und im Grundriß dargestellt, in Fig. 1216 seine Wirkungsweise bei der Stichbildung. Eine kreisrunde, dünne Scheibe d trägt einen Körper e, welcher aus einem radial stehenden Flügel (Schaufel) f und einem sichelartigen Teile mit zwei Spitzen g und h besteht. Dieser Haken dreht sich um eine die Nadelrichtung senkrecht schneidende Achse. Die Nadel n steigt in der in der Seitenansicht punktiert angegebenen Lotrechten auf und ab. Konzentrisch mit der in der Pfeilrichtung sich drehenden Welle befestigt, tritt der Greifer g in die dargebotene Nadelschleife, welche dadurch entstanden ist, daß die Nadel von ihrer tiefsten Stellung aus schon etwas emporstieg. Die alte Fadenschleife ist so gehalten, daß die Nadel in dieselbe hineingetreten ist (Fig. 12). Die Nadel steigt weiter, die neugebildete Schleife wird durch den Greiser weiter ausgezogen, die vorhergehende Schleife ist durch den nach rückwärts weisenden Haken h gehalten (Fig. 13). Bei der Weiterdrehung des Greifers wird die alte Schleife, welche die neugebildete umfaßt, abgeworfen (Fig. 14) und durch das Ausziehen der neuen mittels des Hakens zusammengezogen. Der Stoff bewegt sich um die Stichlänge in der Nahtrichtung vorwärts, die Nadel beginnt sich wieder nach dem Stoffe zu zu senken, während die Schleife durch den runden Rücken der Schaufel gestützt ist (Fig. 15). Der nach unten sich bewegende Teil der Schaufel bringt das hinten befindliche Trumm der Schleife nach vorn, während das vorher vordere sich in die hintere Kerbe eingelegt hat. Hierdurch ist die Schleife um 180° gedreht, und da die Nadel nun wieder in die gedrehte[561] Schleife eintritt (Fig. 16), kann diese Windung nicht zurückgehen, sondern sie bleibt, wodurch der Stich mehr das Ansehen der Ziffer 8 erlangt. Durch dieses Aussehen läßt lieh auch die mittels des lieh drehenden Hakens erzeugte Naht von der mittels schwingenden Schneppers gebildeten unterscheiden. Will man die Arbeit von der Stichplatte entfernen, so dreht man die Maschine rückwärts und bekommt so die Fadenschleife vom Greiser frei.

Bei der ursprünglichen Konstruktion des Hakens von Wilcox & Gibbs [9] war das rückwärts gehende Horn h nicht vorhanden, sondern nur ein nach vorwärts gerichtetes g. Das nach rückwärts gehende Horn stützt die vorletzt gebildete Schleife möglichst lange und hält sie geöffnet, so daß die neugebildete, ohne sich gegenseitig zu berühren und zu reiben, hindurch kann. – Bezüglich des etwas verwickelten und deshalb als Zierstich mehrfach benutzten Doppelketten- oder Knotenstiches mit Hilfe der Grover & Bakerschen Zirkelnadel vgl. [10].

Die Bildung des Doppelsteppstiches (vgl. Fig. 5) erfolgt durch die Verschlingung zweier Fäden. Der Oberfaden wird mittels der Nadel durch den Stoff nach unten hindurchgeführt, und durch die hierbei gebildete Schleife wird dann der Unterfaden in seiner ganzen noch freien Länge hindurchgezogen, zu welchem Zwecke der Unterfaden auf eine Rolle aufgespult ist. Wird hierauf der Oberfaden wieder nach oben gezogen, so ist er durch den unteren Faden gebunden. – Die von der Nadel auf die gewöhnliche Art gebildete Schleife ist nicht weit genug; sie muß deshalb erweitert werden, um den gesamten Unterfadenvorrat hindurchzulassen. Dies geschieht entweder durch ein Gehäuse, das sogenannte Schiffchen, welches die walzenförmige Spule in sich selbst vollständig aufnimmt und mitsamt der Spule durch die Schleife, diese erweiternd, hindurchgeht, oder es geschieht durch einen besonderen Greiser, welcher die Schleife des Oberfadens erfaßt und über die feststehende Scheibenspule des Unterfadens hinüberzieht, ohne selbst durch die Schleife hindurchzugehen. – Eine besondere Art, den Doppelsteppstich zu bilden, besteht darin, daß ein sich im Kreise bewegendes Schiffchen nach Art der Greiser die Schleife erweitert, sie über die im Innern des Schiffchens befindliche Spule hinüberzieht und selbst durch die Fadenschleife hindurchgeht. Solchen Schleifenfängern kommen Eigenschaften zu, welche teils dem Schiffchen, teils dem Greiser eigen sind, diese sollen nach dem Vorgange von Henry Lind mit Greiferschiffchen bezeichnet werden. – Die Stichbildung sei an einzelnen kennzeichnenden Fällen erläutert.

a) Bildung des Doppelsteppstiches mittels Schiffchens und Oehrnadel. Die den Oberfaden führende Nadel bewegt sich lotrecht auf und ab; das Schiffchen dagegen schwingt entweder in einer wagerechten geraden Linie oder in einem Kreisbogen in wagerechter Ebene oder in einem Kreisbogen in lotrechter Ebene. Das Schiffchen (Fig. 17) gleitet mit einer Seite gewöhnlich an einer senkrechten Wand, in der sich eine Nut zur Aufnahme der auf- und absteigenden Nadel n befindet, der sogenannte Nadelkanal k. Der Antrieb des Schiffchens erfolgt durch einen Treiber, der so viel Spiel hat, daß der Oberfaden o zwischen Schiffchen und Treiber ungehindert hindurchschlüpfen kann. Das Schiffchen nimmt die Unterfadenspule s, die um Spitzen drehbar gelagert ist, vollständig in sich auf. Um die Spannung des Unterfadens u nach Wunsch regeln zu können, ist am Schiffchen immer noch eine Spannvorrichtung angebracht, die dadurch wirkt, daß der Unterfaden um mehr oder weniger Kanten herumgeführt wird. Durch Vermehrung der Umbiegungen hat man es in der Hand, die Reibung und damit die Fadenspannung zu vergrößern. Damit die Spule, durch den ruckweise erfolgenden Fadenabzug veranlaßt, nicht etwa lose weiterläuft, also vorauseilt, mehr Faden abwickelt, als zur Bildung eines Stiches nötig ist, ist die Spulenachse gebremst (vielfach Zapfenreibung genügend). Die Nadel n ist die gewöhnliche Maschinenöhrnadel. Die Stichbildung selbst erläutern die Fig. 18–22, die fünf verschiedene aufeinander folgende Stellungen wiedergeben. Die Nadel hat auf der dem Schiffchen zugewandten Seite die kurze Rinne und der Faden ist von der langen Rinne her eingefädelt. Es ist angenommen, daß das Schiffchen von rechts nach links durch die Fadenschleife hindurchschießt, die sich in der Figur vor der Nadel bildet; dies ist der für die Ausführung allgemein beliebte Fall. In Fig. 18 hat die Nadel die Stoffe durchstochen und ihre tiefste Stellung erreicht. Das Nadelöhr befindet sich ungefähr 3–6 mm unter der Schiffchenunterkante; das Schiffchen, von dem der Unterfaden nach dem letztgebildeten Stich geht, befindet sich rechts von der Nadel. Steigt jetzt die Nadel empor (Schleifenhub, Schlingenhub, Fig. 19), so bildet sich die Fadenausbauchung auf der Schiffchenseite der Nadel, was noch dadurch gefördert wird, daß der Teil hinter der Nadel durch die senkrechte Wand des Nadelkanals abgeschlossen ist, so daß sich dort keinesfalls eine Fadenausbauchung bilden kann und die ganze Ausbauchung auf der Schiffchenseite eintreten muß. In die so gebildete Schleife tritt die Schiffchenspitze ein. Würde die Nadel jetzt weitersteigen oder stillstehen, so würde die Schiffchenunterkante unter dem Nadelöhr vorbeigehen und damit der Nadelfaden gezwungen sein, sich um die scharfe Unterkante des Schiffchens herumzulegen, und würde zwischen Schiffchengleitfläche und Nadel gedrückt werden. Hierbei würde der Faden außerordentlich[562] stark beansprucht, wenn nicht gar abgeschert, abgeschnitten werden. Man läßt deshalb während des Schiffchendurchgangs durch die Schleife die Nadel wieder so weit nach unten gehen, daß das Oehr sich unter Schiffchenunterkante befindet (Fig. 20). Fig. 21 Hellt den Augenblick dar, in dem das Schiffchen durch die Schleife hindurchgeschossen und in seiner äußersten Linksstellung angekommen ist; die Nadel geht nach oben und der Oberfaden zieht, wenn die Nadel im höchsten Punkte angekommen ist, den Unterfaden bei richtiger gegenseitiger Fadenspannung bis in die Mitte der Stoffe hinein. Hat die aufwärts gehende Nadel den Stoff verlassen, so schiebt der Stoffrücker den Stoff um eine Stichlänge in der Nahtrichtung weiter (Fig. 22), und das Schiffchen geht wieder in seine Rechtsstellung zurück, so daß das Spiel der Werkzeuge von neuem beginnen kann. Der Stoff wird entweder, wie in der Figur gezeichnet, entgegengesetzt der Bewegung der fangenden Schiffchenspitze geschoben oder senkrecht zur Schiffchenbewegung, und zwar dann von der Nadel auf das dahinterliegende Schiffchen zu.

b) Bildung des Doppelsteppstiches mittels Greifers. Die zweite Art, auf die der Doppelsteppstich gebildet werden kann, ist die, daß man die Fadenschleife mittels eines Hakens oder Greifers über eine an ihrem Orte bleibende Spule hinüberzieht. Dem Greiser hat man entweder eine hin- und hergehende oder eine kreisende Bewegung gegeben. Die Bauart mit schwingendem Greiser hat sich jedoch, als unverhältnismäßig zusammengesetzt, nicht eingebürgert, so daß der kreisende Greiser fast ausnahmslos angewendet wird. Es sei deshalb an dieser Stelle nur auf diesen Rücksicht genommen. Die Spule s hat meist eine sehr flache Form (Fig. 23), um in eine Vertiefung des Greifers hineingelegt werden zu können. Die Spule muß natürlich äußerlich so gestaltet sein, daß die Schleife ohne Schwierigkeit darüber hinweggleiten kann; sie darf also keine Vorsprünge haben, die über die umhüllende Fläche herausgehen. Die Spule bleibt an ihrem Ort und dreht sich nur so viel, als der jeweiligen Entnahme des auf ihr gewickelten Unterfadens entspricht. Vor dem Herausfallen aus der Greifervertiefung wird die lose Spule durch einen vorgesetzten Ring, die sogenannte Brille r, geschützt (vgl. den wagerechten Schnitt Fig. 24). Sowohl zwischen Greiser und Spule als zwischen Spule und Brille ist so viel Spielraum vorhanden, daß die Fadenschleife noch bequem hindurchschlüpfen kann. Zum Regeln dieser Entfernung und zum Herausnehmen der Spule ist die Brille deshalb in der Richtung der Längsachse des Greifers zu verstellen. Der Greiser ist in der durch Fig. 23 dargestellten Form 1851 von A.B. Wilson erfunden und wird daher kurz Wilson-Greifer oder auch Wheeler-Wilson-Greifer genannt.

Die Stichbildung ist in den Fig. 2529 verdeutlicht. Fig. 25 zeigt den Augenblick, wo die Greiferspitze a in die durch eine geringe Hebung der Nadel gebildete Schleife des Oberfadens o eben eingetreten ist. Der Unterfaden u läuft vor der Greiferspitze und Nadel durch das Stichloch nach oben unter den Stoff. Die Spule ist so eingelegt, daß durch die Fadenabwicklung die Spule sich in der entgegengesetzten Richtung wie der Greiser dreht; es weist also der Spulenfaden gegen die Greiferspitze. Bei seiner ferneren Drehung tritt der Greiser, während die Nadel steigt, immer weiter in die Schleife. Die Oberfadenschleife legt sich sehr bald gegen den Teil b, von dem die Nut f ausgeht und durch den die Schleife weiter ausgezogen wird (Fig. 26). Es schiebt sich hierbei der vordere Teil der Schleife des Oberfadens hinter die Spule mit dem Unterfaden, während der hintere Teil der Schleife sich zuerst in die Nut f legt. Die Nut f führt, wie die Seitenansicht des Greifers erkennen läßt, nach der schrägen [563] Fläche g hinüber, leitet also auch den hinteren Teil der Schleife auf diese Fläche. Bei der Fadenspannung, die durch die Erweiterung der Schleife herrscht, gleitet infolgedessen der hintere Teil der Schleife in der Stellung Fig. 27 von dieser Gleitfläche nach vorn und kommt somit auch, da die Vorderfläche der Spule etwas gegen die Vorderfläche des Greifers zurücksteht, über den vorderen Teil der Spule zu liegen. Die Spule und damit auch der in derselben enthaltene Unterfaden liegen jetzt innerhalb der Schleife, die eine Drehung von 180° um sich selbst vollführt hat. Die Nadel n ist mittlerweile in ihrem höchsten Punkt angekommen, der Stoff wird um die Stichlänge verschoben. Diese Verschiebung findet entweder, wie gezeichnet, in der Greiferebene und der Spitze des Greifers entgegengesetzt oder aber sie findet senkrecht zu dieser Richtung und dann auf die Nadel zu statt, also von vorn nach hinten. Die Schleife nimmt durch das Mitziehen endlich eine senkrechte Lage an und erreicht damit ihre größte Ausdehnung (Fig. 27 und 28). Würde die Schleife nun sich selbst überlassen bleiben, so würde sie alsbald von dem Greiser abfallen, und bei der Weiterdrehung des Greifers würde wahrscheinlich der Fall eintreten, daß die Schleife wieder in den Bereich der Greiferspitze oder der abwärts gehenden Nadel gelangte, so daß Störungen in der Stichbildung unausbleiblich wären. Um dies zu verhindern, wird die Schleife durch eine Bremse, ein Leder oder eine Bürste h zurückgehalten, so daß sie dann erst freigelassen wird, wenn die schräge Abgleitfläche an der Bremse vorbeigeht (Fig. 28). Mittlerweile ist aber die Greiferspitze schon aus der alten Schleife herausgetreten und erfaßt die durch die Nadel neu nach unten gebrachte Schleife. Bei der Erweiterung der neuen Schleife wird dann immer die vorhergehende zugezogen; von der Nadel wird nur so viel Faden hergegeben, als zur Bildung des Stiches gebraucht wird (Fig. 29).

Die Fig. 28 und 29 sind nicht zwei unmittelbar aufeinander folgende Stellungen, sondern um die vollständig gebildete Doppelsteppstichnaht zu zeigen, ist angenommen worden, daß mittlerweile ein paar vollständige Greiferumdrehungen vollführt sind. Die Fadenlagen unter der Stichplatte können jedoch als unmittelbar aufeinander folgende angesehen werden. Dies ist die Stichbildung, wenn der Greiser sich mit gleichmäßiger Geschwindigkeit umdreht.

Eine empfindliche Stelle bei diesen Maschinen, die infolge der ausschließlichen Drehbewegung des Greifers sehr rasch nähen können und namentlich für Weißnähereien sehr beliebt sind, liegt darin, daß sich stets zwei Fadenschleifen unter der Stichplatte befinden und daß die sich abnutzende Bürste immer sorgfältig nachgestellt werden muß, damit sie nicht zu früh die Schleife freigibt, was unliebsame Fadenverwicklungen hervorruft. Man hat bei den neueren Maschinen dies dadurch umgangen, daß man die Schleife nicht mehr durch die nachfolgende Schleife zuziehen läßt, sondern die vom Greiser abgeworfene Schleife, bevor die neue Schleife durch die Nadel nach unten gebracht wird, also in einer Stellung zwischen Fig. 27 und 28, durch einen besonderen Fadenspannhebel zuzieht. Der Fadenhebel erhält zu diesem Zwecke eine zwangläufige Bewegung. Um zu diesem Zuziehen aber Zeit genug zu gewinnen, ist es nötig, den Greiser an dieser Stelle langsamer gehen zu lassen als während der übrigen Zeit der Schleifenbildung; es darf also der Greiser nicht mehr mit gleichförmiger Geschwindigkeit umlaufen, sondern er muß erst rasch und dann langsam sich bewegen.

Es ist noch einer eigentümlichen Abänderung Erwähnung zu tun, bei der die Spule eine hin- und hergehende Bewegung in der Richtung der Drehungsachse des Greifers erhalten hat. Letztere ist in diesem Falle hohl, und die Spule, die allerdings in bezug auf die zu fassende Garnmenge nichts zu wünschen übrigläßt, tritt bei ihrer Bewegung abwechselnd in den Hohlraum ein und wieder heraus. Auch hat man die Achse des Greifers senkrecht gelegt, so daß die Spule eine wagerechte Lage erhält; die Maschine gibt dann bei der Drehung rechts und links eine Steppnaht, bei der die Schleifen in dem einen Falle gedreht sind. Die erste Erfindung hat sich wegen der Unsicherheit der Bildung einer vollkommenen Naht und wegen des zu sehr zusammengesetzten Betriebes, die letzte hauptsächlich wegen der unbequemen Lage der Greiferachse keinen Eingang verschaffen können.

c) Stichbildung der Greiferschiffchenmaschine. Der Unterschied zwischen Greiser und Greiferschiffchen ist folgender: Der Greiser sitzt in der Regel fest an dem Ende einer sich drehenden Welle, während das Greiferschiffchen, das gleichfalls kreisen (rotary shuttle) oder auch nur schwingen (oszillierendes Schiffchen, Schwingschiffchen, vibrating shuttle) kann, immer durch Mitnehmer angetrieben wird. Das Schiffchen kann hierbei entweder in einer geschlossenen Bahn laufen (Ringschiffchen) [11] oder es kann frei laufen, wie z.B. bei den Elastik- und Säulenmaschinen mit flacher Spule der Lederindustrie. Fig. 30 läßt z.B. die Lagerung und den Antrieb eines derartigen Ringschiffchens der Monopolmaschine von Grimme, Natalis & Cie. in genügend klarer Weise erkennen. Das die Unterfadenspule in sich tragende Ringschiffchen hat zum Fangen der Fadenschleife eine Spitze und windet, durch den Mitnehmer getrieben, in seiner Gesamtheit sich durch die erweiterte Oberfadenschleife hindurch. Die Schiffchen sind auch mit zwei Fangspitzen ausgerüstet worden [12], bezw. man hat die Schiffchen so ausgebildet, daß die Nähmaschine auch den Unterfaden unmittelbar von Holzröllchen, wie sie im Handel zu haben sind, verarbeitet (Zweispulenmaschinen).

d) Bildung des Doppelsteppstiches mittels Hakennadel, Schleifenteilers und Schiffchens. Bezüglich der besonderen Stichbildungsart, bei welcher der Doppelsteppstich unter Benutzung einer Hakennadel mit Schleifenleger und eines Schiffchens hergestellt wird, kann auf die in [13] gegebene Beschreibung von »Keats Doppelsteppstichnähmaschine« verwiesen werden Diese Maschine findet namentlich in der Schuhwarenfabrikation[564] ausgedehnte Verwendung. Das Schiffchen liegt bei dieser Maschine oberhalb der Stichplatte. Die Hakennadel flicht ohne Faden durch die zu vereinigenden Stoffe und der Unterfaden wird erst durch ein Schleifenlegrädchen in die Kehle der Hakennadel eingelegt, die hierauf den Unterfaden in Schleifenform nach oben durch die Stoffe zieht. Die Schleife wird alsdann durch einen besonderen Schleifenteiler erweitert und von der Nadel abgehoben, während das Schiffchen mit dem Oberfaden sich durch die Schleife hindurchwindet und den Unterfaden dadurch bindet. Für gewachste Fäden tritt hierbei ein Heizen der betreffenden Teile ein.

Die Nähmaschinen.

Einteilung. Die Nähmaschinen [1] lassen sich einmal einteilen nach der Art des Stiches (Ueberwendnaht-, Ketten- oder Tambourierstich-, Doppelkettenstich-, Doppelsteppstichnähmaschine u.s.w.) oder nach der Art der Werkzeuge, die sie zum Schleifenfangen benutzen (Schnepper-, Greifer-, Schiffchen-, Greiferschiffchenmaschinen), bezw. nach mehr oder weniger kennzeichnenden Unterscheidungsmerkmalen, wie sich solche aus der weiter unten folgenden Zusammenstellung leicht herausgliedern lassen, so z.B. nach der Gestalt der Nadel (ob die Nadel gerade oder gebogen ist, ob Häkel- oder Oehrnadeln verwendet werden, ob das Oehr am Ende, in der Mitte oder in der Spitze ist) oder nach der Bauart des Ober- oder Untergestells (hocharmig, tiefarmig, Schrankmaschine u.s.w.) oder nach dem Benutzungskreise und dem Zwecke der Maschine (Schneider-, Schuhmacher-, Elastik-, Handschuh-, Hut-, Strohhut-, Sack-, Knopflochnähmaschine u.s.w.) oder nach dem Antriebe (Hand-, Fuß-, Maschinenantrieb) oder nach dem Namen der Erfinder und Einführer (Singermaschinen u.s.w.). Hier genügt es, kurz das Zusammenwirken der einzelnen Teile einer Nähmaschine an einer grundlegend gewordenen Bauart, die nach der Singer Manufacturing Comp., welche die Maschine in dieser Form zuerst hauptsächlich gebaut und zur Einfuhr gebracht hat, als Singermaschine bezeichnet wird, zu erklären und auf einige Abänderungen der einzelnen Teile bei andern Systemen hinzuweisen.

Singernähmaschine. Die in Fig. 31 durch einen senkrechten Schnitt dargestellte Maschine gehört zu den mit Schiffchen arbeitenden Doppelsteppstichnähmaschinen. Die Hauptwelle 1, von der aus alle Bewegungen abgeleitet werden, ist so in dem Obergestell 2 gelagert, daß ein entsprechend großer Durchgangsraum 3 für das zu bearbeitende Stück frei bleibt. Die Welle 1 kann entweder unmittelbar durch einen kleinen Motor (Dynamomaschine u.s.w.) oder mit Uebersetzung von einem Handkurbelrädchen (Handmaschine) oder mittels eines Riemens 4 von einer durch Fußtritt oder Maschinenkraft betätigten unteren Welle angetrieben werden. Durch das Kegelräderpaar 5 (Uebersetzung 1 : 1) wird die lotrechte Welle 6 getrieben, von der aus mittels Kurbel 7, Kurbelstange 8 der gerade geführte Schiffchenkorb 9 in Schwingung versetzt wird. Der Schiffchenkorb stützt das Schiffchen 10, vor dem die Nadel 11 in bekannter Weise spielt, so, daß die Fadenschleife um das Schiffchen herum schlüpfen kann. Die Nadel 11 ist in dem oberen Arme des Gestells geradegeführt und wird von der Welle 1 aus, die vorn eine Kurbelrolle 12 trägt, in Schwingung versetzt. Hierbei ist der Nadelhub so auszuführen, daß er unten den sogenannten Schleifenhub vollführt, d.h. derart, daß, wenn die Nadel unten angekommen ist, sie zunächst etwas nach oben geht (hierdurch wird die Fadenablenkung gebildet, in die der Schleifenfänger, die Schiffchenspitze, eintritt) und dann wieder nach unten (Nachhub, während das Schiffchen durch die Fadenschleife hindurchschlüpft) und schließlich nach oben, während der Stich zugezogen wird. Diese eigenartige Bewegung wird in einfacher Weise durch das sogenannte Singerherz erzielt (das ist eine entsprechend gestaltete Kurvennut 13, die an der Nadelstange 14 befestigt ist, Fig. 32) oder aber durch einen Kniehebel, der nach beiden Seiten aus der gestreckten Lage durchgeknickt wird [14].

Der Stoff, der zu nähen ist, wird auf die Stichplatte 15 gelegt und von oben her durch einen federnden Fuß, einen sogenannten Stoffdrücker oder Stoffpresser, gehalten; seitwärts wird der Stoff entsprechend der Stichlänge geschoben durch einen Stoffrücker oder Transporteur, dessen Schwingungsweite durch den Stichsteller beeinflußt und geregelt werden kann. Betätigt wird der Stoffrücker z.B. durch ein Exzenter 16 der Welle 6. Der Unterfaden wickelt sich von der im Schiffchen untergebrachten Spule ab, wobei seine Spannung durch besondere Spannungsregler bestimmt werden kann. Der Oberfaden kommt von der Spule 17, durchläuft eine Fadenspannvorrichtung 18 und einen Fadengeber (Fadenanzugshebel, Nadelstange u.s.w.) 19, um dann durch das Nadelöhr zu gehen. Der Fadengeber 19 hat die Aufgabe, durch seine Schwingung die während des Nadelauf- und -abganges und der Schleifenbildung sich ändernde freie Fadenmenge herzugeben (Fadengeber) bezw. aufzunehmen (Fadenaufnehmer). Die Fadenspannung soll möglichst nahe dem Nadelöhr sitzen, damit der Anzug der Schleife recht gleichmäßig wird. Die Nadel ist in dem Nadelschieber oder der Nadelstange 14 unten befestigt.

Die Stoffrückerbewegung ist in Fig. 33 besonders dargestellt. Damit bei der Herstellung der Naht Stich an Stich sich reiht, muß der Stoff s seitlich in der Richtung der Naht verschoben werden. Dies geschieht meist von unten her, während der Stoff von oben her durch den Fuß 20 eines federnden Stoffdrückers oder Pressers gegen die Stichplatte 15 bezw. gegen die Zähnchen des im Vierseit (1–2–3–4) bewegten Stoffschiebers 21 angedrückt wird. Der Schieber[565] oder Transporteur wirkt hierbei schiebend (Bewegung 1–2), wenn die aufzeigende Nadel aus dem Stoff ausgetreten ist, und seine Bewegung soll beendet sein, wenn der Anzug des Oberfadens vollendet ist. Die Bewegung geschieht nun in folgender Art: Auf der Welle 6, die sich in der Pfeilrichtung dreht, sitzt die Kurvenscheibe oder das Stichexzenter 16, das von dem Rahmen 22 des Hebels 23 umschlossen wird. Der Hebel 23 ist in der drehbaren Hülfe 24 verschiebbar gelagert. Es wird deshalb der vordere Punkt 25 eine Vierseitbewegung in wagerechter Ebene vollführen. Diese wagerechte Bewegung wird nun auf den in lotrechter Ebene (1–2–3–4) schwingenden Stoffrücker oder Hüpfer 21 übertragen, der durch die Feder 26, 27 fortwährend nach unten gezogen wird. Der Hebel 23 trägt eine Keilfläche 28, gegen die sich der Stoffrücker anlegt. Es wird deshalb beim Nachrechtsziehen des Hebels 23 der Stoffschieber nach oben ausgelenkt (Bewegung 4–1), beim Nachlinksschieben des Hebels 23 wird der Stoffrücker sich in die Stichplatte zurückziehen und den Stoff freigeben (Bewegung 2–3), während die Horizontalschwingungen des Hebels 23 um seine Achse auf den Stoffschieber direkt übertragen werden (Bewegungen 1–2 und 3–4). Die Stichlänge ist nun abhängig von der Winkelschwingung des Hebels 23 und diese wieder von der Lage der Hülfe 24, mithin läßt sich durch Verschieben der Hülfe 24 die Stichlänge ändern. Zu diesem Zwecke ist die Hülfe 24 an dem Schieber 29 befestigt, der mit Hilfe der Stellschraube 30 (Stichsteller) in dem Gestelle 2 verschoben und festgestellt werden kann. Ein Nachrechtsschieben von 30 wird den Stich vergrößern, ein Nachlinksschieben ihn verkleinern. Der Fuß des Stoffpressers ist um die Nadel herum gabelförmig gestaltet, damit der Stoff nicht durch die emporsteigende Nadel hochgezerrt werden kann; ferner kann der ganze Fuß mit einer Stange nach oben gezogen und dadurch der Druck ganz aufgehoben werden; in der gehobenen Stellung ist er gesperrt.

Nachdem durch vorstehendes der Zusammenhang der Getriebe einer Nähmaschine an einem Beispiele erläutert worden ist, werden die im nachfolgenden andeutungsweise zusammengestellten Abänderungen der Einzelmechanismen für die verschiedenen Bauarten eine Gesamtübersicht über den Nähmaschinenbau ermöglichen. Bezüglich eingehender Studien muß jedoch auf die Literatur verwiesen werden.

A. Mechanismen zur Bewegung der Nadel. Die Bewegung, welche die Nadel macht, geht immer von der meist wagerechten Haupt- oder Triebwelle aus. Die Nadel sitzt, wenn sie geradlinige Schwingungen auszuführen hat, an einem besonders geführten Schieber, dem Nadelschieber, wenn sie Bogenschwingungen zu vollführen hat, an dem Ende eines schwingenden Armes, des Nadelarmes. Je nachdem nun die Hauptwelle über oder unter der Nähplatte liegt und je nachdem sie parallel oder senkrecht zur Maschinenachse ist, ergeben sich vier Hauptanordnungen für das Getriebe. Für die Uebertragung der Bewegung von der Hauptwelle auf die Nadel kommt aber noch in Betracht, daß, wie wir früher gesehen haben, bei den verschiedenen Arten der Stichbildung die Bewegung der Nadel ein bestimmtes Gesetz zu befolgen hat, das mit dem Bewegungsgesetz des Schleifenerweiterers in Zusammenhang steht. In vielen Fällen (Greifermaschinen) ist dieses Gesetz der Nadelbewegung so einfach, daß ein einfaches Kurbelgetriebe genügt, um die drehende Bewegung in die schwingende umzusetzen; wo nicht (wie namentlich bei den Schiffchenmaschinen), sind zusammengesetztere Getriebe anzuwenden. Auf dem bequemsten Weg sind derartig zusammengesetzte Bewegungen immer durch Anwendung von entsprechend gestalteten Kurvennuten, beziehentlich unrunden Scheiben zu erreichen. Für jede der obenangegebenen Hauptanordnungen kann also wieder eine der beiden vorstehenden Uebertragungen angewendet werden, so daß die gebräuchlichsten Getriebe in acht Hauptgruppen untergebracht werden können [15]. Bei Beurteilung der einzelnen Getriebe hat man auch auf den Einfluß der erfolgten Abnutzungen zu achten, namentlich also zu berücksichtigen die Anzahl der Spielräume, die bei der Bewegungsumkehr der Reihe nach überwunden werden müssen, bevor Berührung der Teile und damit Bewegung eintritt.

B. Schleifenfänger und Schleifenerweiterer. Der Faden, der von der Nadel durch den zu nähenden Stoff in Schleifenform hindurchgebracht ist, wird, wie oben auseinandergesetzt, durch ein besonderes Werkzeug (Haken, Schiffchen, Greiser) gefangen, sei es, um die Schleife entweder zu halten, bis eine neue durch die alte geführt ist, sei es, um die Schleife zu erfassen, sie zu erweitern und einen zweiten Faden hindurchzuführen, oder sei es, um die erweiterte Schleife um einen andern Fadenvorrat herumzuführen. Dieses Werkzeug kann sich entweder im Kreise drehen oder es kann schwingen, wobei die Schwingung wieder geradlinig oder bogenförmig sein kann. Zu den kreisenden Schleifenfängern gehören der sich drehende Haken der Einfadenkettenstichmaschine (vgl. Fig. 1116), der sich drehende Greiser der Doppelsteppstichmaschine (vgl. Fig. 2529), das Ringschiffchen (Fig. 30) u.s.w. Die in einem Kreisbogen schwingenden Schleifenerweiterer beschreiben entweder einen Bogen mit sehr kleinem Winkel (Schnepper der Einfadenkettenstichmaschine und der ähnlich gebauten Zweifadenkettenstichmaschine) oder einen Bogen mit größerem Winkel, wie mehrere Arten von Doppelsteppstichmaschinen mit im Bogen geführten Schiffchen, oder endlich fast einen vollständigen Kreisbogen mit Ruhepausen an den Enden, wie die Kreisnadel der Grover & Baker-Zweifadenkettenstichmaschine. Die mit gleichförmiger Geschwindigkeit umlaufenden Greiser, wie z.B. die der Wilcox- & Gibbs-Maschine (Fig. 11), der Wheeler-Wilson-Maschine mit gebogener [566] Nadel (Fig. 23) u.s.w., deren Gestalt schon früher erläutert ist, sitzen einfach am vorderen Ende einer sich drehenden Welle, während die ungleichförmige Bewegung, wie sie bei der Wheeler-Wilson-Maschine mit gerader Nadel, bei der Phönix-, Hurtu-Maschine u.a.m. nötig wird, erzielt wird durch Anwendung einer doppelten rotierenden Kurbelschleife oder durch eine oder zwei eingeschaltete Schleppkurbeln [16] oder auch dadurch, daß eine besondere Zusatzbewegung algebraisch durch ein Zahnrädergetriebe addiert wird [17]. Wird das Schiffchen im flachen Kreisbogen hin- und hergeführt, so wird die Gleitbahn natürlich entsprechend gekrümmt. Um ein Beschmutzen der Spule durch Oel u.s.w. zu verhindern, kapselt man diese ganz ein und schließt das Schiffchen vollständig (Fig. 34). Diese Figur zeigt gleichzeitig, in welcher Weise das lästige Einfädeln durch Löcher durch ein Einlegen des Fadens in Kerben ersetzt werden kann. Man hat die schwingenden Schiffchen auch an beiden Enden mit Spitzen ausgeführt, so daß der Unterfaden sowohl beim Hin- als beim Rückgang durch eine Schleife des Oberfadens geführt werden kann [18]. Die vollständig im Kreise umlaufenden Schiffchen (Ringschiffchen) sind entweder in einer besonderen Bahn geführt, während sie durch Mitnehmer vorwärts getrieben werden, oder werden durch einen kreisenden Korb nach unten gestützt. Auch hierbei kann die Bewegung entweder gleichförmig oder ungleichförmig in ein und derselben Richtung hin statthaben, oder das Schiffchen kann im Kreise vor und zurück schwingen, wobei die Schwingungsebene wagerecht, lotrecht und geneigt sein kann, alle Anordnungen kommen vor. Das Schiffchen wird – meist in einem besonderen Schiffchenkorb – derart gestützt, daß die Schleife um das Schiffchen mit der Spule herumschlüpfen kann; hierbei wird wohl dem Schiffchenkorb eine kleine Rückbewegung, ein Rückschlag gegeben, der für die überschlüpfende Schleife des Oberfadens den Raum zwischen Schiffchen und Schiffchenkorb freigibt, dem Faden daher ein Zurückdrängen des Schiffchens erspart. Bezüglich der großen Anzahl der benutzten Bewegungsmechanismen für die Schiffchen vgl. [19].

C. Bewegung des Nähstoffes (Stoffrücker und Stichsteller, Transporteure). Das Vorwärtsschieben des Stoffes in der Nahtrichtung geschieht in der Regel von unten her durch einen mit Vorsprüngen (Zähnchen oder Stiftchen) versehenen Körper, welcher sich, der Stichbildung entsprechend, absetzend bewegt und gegen welchen von oben her der Stoff durch den glatten Fuß eines Stoffpressers oder Stoffdrückers angepreßt wird. Die älteren Stoffrücker bestanden vielfach aus einem Schubrade (mit Kerben oder Stiftchen), welches regelmäßig um die jeweilige Stichlänge durch eine »stumme« Schaltung geschaltet wurde. Gegenwärtig werden für die gewöhnlichen Arten Nähmaschinen fast ausnahmslos sogenannte Hüpferkonstruktionen ausgeführt, das sind Stoffschieber mit Vierseitbewegung, wie solche schon gelegentlich der Beschreibung der Singernähmaschine angedeutet worden ist. Der Stoff wird durch einen glatten federnden Fuß des Stoffdrückers gegen die Stichplatte gepreßt, der Stoffrücker (Hüpfer) steigt etwas aus der Platte empor, so daß sich seine Zähne entsprechend in den Stoff eindrücken, dann bewegt er sich um die regelbar einzustellende Stichlänge vorwärts, zieht sich unter die Stichplatte zurück und geht wieder an seinen Ausgangsplatz zurück. Bezüglich der Beeinflussung durch den Stichsteller lassen sich zwei Hauptgattungen unterscheiden, entweder beginnt der Stoffrücker seine schiebende Bewegung um die Stichlänge immer von einer und derselben Stelle aus oder aber bis zu einer bestimmten Stelle, wobei also immer seine Längsbewegung oberhalb der Stichplatte durch den Stichsteller regelbar ist. Es läßt sich die verschieden große Auslenkung des den Hüpfer ausschiebenden Punktes entweder dadurch erreichen, daß man eine konstante Schiebung durch eine verstellbare Hebelübersetzung ändert, oder daß man verschiebbare Konenmuffe auf einer sich drehenden Achse anwendet (die ähnlich gestaltet sind wie die bei Fördermaschinen vielfach üblichen Steuermuffe), oder aber, daß man von einer konstanten Bewegung nur einen Teil auf den zu bewegenden Punkt überträgt, der während der übrigen Zeit sich gegen einen Heilbaren Anschlag legt. Statt von unten den Stoff zu bewegen, kann er auch von oben durch einen schwingenden Drückerfuß vorwärts geschoben werden; es ist das vornehmlich bei den unter dem Namen »Elastikmaschinen« bekannten Schuhmachernähmaschinen zur Ausführung gekommen. Die Elastikmaschinen sind mit einem freistehenden, sehr schmalen Tisch, gewöhnlich Zylinder genannt, ausgerüstet, über welchen die zu nähenden Arbeitsstücke geschoben werden können. Der innere Raum des wagerechten »Zylinders« nimmt nur das Schiffchen und seinen Bewegungsmechanismus auf. Der Kopf der Maschine wird gebildet durch einen Hohlzylinder, der die Nadelstange und den Stoffrücker enthält, welch letzterer gewendet werden und welcher daher das über den schmalen Arbeitstisch geschobene Arbeitsstück nach allen Richtungen verschieben kann. Vielfach ist namentlich ein Nähen im Kreise nötig, z.B. bei Ausbesserungen an Schuhwerk, sogenannten Rüstern, beim Einsetzen von Gummizügen u.s.w. Für diesen Zweck läßt sich eine besondere regelbare Schaltvorrichtung anordnen, welche selbsttätig das Nähen im Kreise besorgt (Rundtransporteurmaschine). Bei den rascher laufenden Maschinen zieht man den von unten wirkenden Stoffrücker vor, weil das fortwährende Beobachten des von oben her wirkenden, auch seitlich rasch schwingenden Drückerfußes den Arbeiter sehr belästigt. Die Stoffbewegung durch die schiebend wirkende Nadel selbst auszuführen, welche hierbei außer der auf- und absteigenden Bewegung noch eine seitlich schwingende erhält, ist namentlich bei Kindernähmaschinen des öfteren verwendet worden; die Bewegung durch den Nähfaden selbst ist ohne praktische Bedeutung geblieben. Um die gewöhnliche »Familien«-Nähmaschinen auch als Stick-, Stopf- und Knopflochmaschinen gebrauchen zu können, werden meistens die Stoffrücker entsprechend umgestaltet [20].

D. Fadenspannungsvorrichtungen (Fadenspannung, Fadengeber, Fadenaufnehmer, Fadenleitung, Spannungsauslösungen) [21]. Die Schönheit und Haltbarkeit[567] der Naht hängt bei den Ein- und bei den Mehrfadennähmaschinen sowohl von der Fadenspannung selbst als auch von dem gegenseitigen Verhältnis der Fadenspannung ab. Es sind deshalb bei den Zweifadennähten ebenso für den Ober- als auch für den Unterfaden Spannungsvorrichtungen vorzusehen, wobei aber noch zu berücksichtigen ist, daß das Verhältnis zwischen den beiden Spannungen hier auch davon abhängt, ob der Anzug des Oberfadens früher, gleichzeitig oder später als der Anzug des Unterfadens bei der Stichbildung erfolgt. Die Spannungen beider Fäden müssen daher regelbar sein; es geschieht dies durch Bremsung. Entweder muß sich der Faden zwischen ruhende Klemmfedern (Blattfedern, Scheibenfedern) hindurchziehen (Klemmspannungen), oder es wird die »Seilreibung« benutzt, welche beim Herumführen des Fadens um Kanten oder um feste Trommeln entsteht, oder es muß der Faden beim Verbrauch eine Rolle drehen, welche gebremst wird (Radspannungen). Für den Oberfaden kommt noch hinzu, daß durch den Auf- und Niedergang der Nadel, welche in ihrem Oehr den Oberfaden führt, und durch die verschiedene Ausdehnung der Schleife unter der Stichplatte verursacht wird, daß zeitweilig Faden lose, zeitweilig mehr Faden gebraucht wird; es muß deshalb in die sogenannte Fadenleitung – in den Weg, welchen der Oberfaden von der Garnrolle bis zum Nadelöhr nimmt – eine Ausgleichvorrichtung eingeschaltet werden, meist ein schwingender Teil – Fadenaufnehmer, Fadengeber –, durch dessen Führungsauge der Faden gezogen ist und der sich so bewegt, daß nie ein schädliches Schlaffwerden des Fadens erfolgt bezw. daß er im gegebenen Augenblick den Faden für den Anzug entsprechend spannt, anzieht. Es gibt nun Fadengeber, deren Führungsauge sich unmittelbar an der Nadelstange selbst befindet, und solche, bei welchen die Schwingung eines Hebels durch die Nadelstange oder durch ein besonders gestaltetes Kurvengetriebe bewerkstelligt wird. Bei zwangläufig bewegten Fadengebern hat man noch besondere »Fadenregulatoren« eingefügt. Für die raschlaufenden Rundschiffchenmaschinen hat man in neuester Zeit besonderen Wert auf die Ausbildung von umlaufenden Fadenaufnehmern [22] gelegt, um so tunlichst alle hin- und hergehende Bewegung zu umgehen und zu ersetzen durch fortlaufende Drehbewegungen. Vielfach verlieht man die Maschinen auch mit selbsttätig wirkenden Spannungsauslösungen, welche die Spannung des Oberfadens sofort aufheben, wenn behufs Entfernung der Arbeit von der Maschine der Stoffpresser vermittelst des Stoffpresserhebels oder dergl. gelüstet wird, beim Wiederherablassen des Stoffpressers Hellt sich dann die Fadenspannung sogleich wieder her.

E. Antrieb und Gestellbauarten s. [23]. Um nicht das ganze Maschinengetriebe während des Spulens mitlaufen lassen zu müssen und um ein unbeabsichtigtes Drehen von außen gewünschtenfalls zu umgehen, ordnet man Schwungradauslösungen an.

F. Hilfsvorrichtungen an den Nähmaschinen sind z.B. Fadenabschneider, Fadeneinfädler, Nadelmaß, Nadelschutzvorrichtungen, Hilfsdrehvorrichtungen, Spülvorrichtungen, Gabelfuß, Kantenstepper, Schnureinnähfuß, Schnuraufnähfuß, Kräusler, Soutachefuß, Bandaufnähfuß, Schneckensäumer, Kapper, Rollfuß, Lineal, Wattierer, Faltenleger, Kräuselapparat, Dütensäumer, stellbare Säumer, Volantsäumer, Bandeinfasser, Vibrator, Plisseeapparat, Vorrichtungen zum Stopfen [24], zum Stricken [25], zum Einfassen der Knopflöcher, zur Hervorbringung von Zierstichen.

G. Nähmaschinen für besondere Zwecke. Auf die besonderen Einrichtungen dieser meist höchst interessanten Maschinen hier einzugehen ist uns unmöglich; bezüglich des Studiums muß deshalb auf die in [26] gegebene Literaturzusammenstellung verwiesen werden.

Knopflochnähmaschinen. Zum Einfassen der Knopflöcher werden sowohl Ein- als Zwei- und Dreifadennähte verwendet. – Bei der Einfadennaht werden die Schleifen des Nadelfadens von unten über die einzufassende Kante herum herausgezogen und durch die Nadel beim nächsten Niedergange gefangen. Unter Benutzung zweier Fäden sind folgende Nähte zur Ausführung gelangt: a) Schleifen des Nadelfadens werden oberhalb und unterhalb des Stoffes bis zum Rande gezogen und dort durch den Schiffchenfaden gefangen; b) die Nadel dringt seitlich der Kante in den Stoff, ihre Schleife mit nach unten bringend, und während die beim nächsten Abwärtsgang der Nadel außerhalb der Kante gebildete Schleife die erste übergreift, wird sie selbst durch den Schiffchenfaden gefangen; c) es wird der Schiffchenfaden über die Kante des Stoffes in Schleifenform hinweggezogen und durch den Nadelfaden gefangen; d) die Nadelfadenschleifen werden durch die über die Kante gezogenen Nadelfadenschleifen gefangen und die des zweiten Fadens in analoger Weise durch die folgende des zweiten Fadens; e) die Schleifen des Oberfadens werden durch den Schiffchenfaden so durchdrungen, daß dieser an die Kante des Stoffes zu liegen kommt; f) schließlich kann ein dritter Faden unter die Stiche der beiden ersten Fäden längs der Kante des Stoffes eingelegt werden.

Hohlsaumnähmaschinen [27]. Die Hohlsäume gehören zu den sogenannten Durchbrucharbeiten und werden entweder in der Weise gewonnen, daß man aus dem Gewebe eine bestimmte Anzahl von Kettenfäden fehlen läßt bezw. entfernt, oder aber dadurch, daß man außer den Kettenfäden gleichzeitig auch noch gewisse Schußfäden beseitigt. Die Nähmaschinen zur Anfertigung von Hohlsäumen führen keines dieser beiden Arbeitsverfahren aus, sondern sie verdrängen mit ihrer Nadel die Ketten- bezw. Schußfäden und binden sie durch Stiche zusammen, oder sie stellen zwischen zwei Stoffbahnen einen Hohlsaum durch freiliegende Stiche her. Das erste Verfahren ist das üblichere.

Zum Einfassen von Stoffkanten mit webartigen Rand- und Saumnähten sind gleichfalls besondere Maschinen erdacht worden [28]. Zu dem Säumen der Läuferteppiche u. dergl. sind Nähmaschinen auf einen Wagen gestellt worden, der an dem zu säumenden Gegenstande entlang fährt; ein Elektromotor treibt hierbei sowohl die Nähmaschinen als auch den Wagen an. Das Gewebe wird dabei in solcher Weise auf einen Tisch gespannt, daß die zu säumende Kante vorsteht, damit die zu fahrende Maschine sie umsäumen kann. – Als Sacknähmaschinen [29] werden insbesondere Maschinen verwendet, die den überwendlichen [568] Stich erzeugen. – Weitere Spezialnähmaschinen sind: Schuhmachernähmaschinen, Leder-, Pech- und Wachsfadennähmaschinen, Hut- und Strohgeflechtnähmaschinen, Handschuhnähmaschinen, Nähmaschinen für Wirkwaren, Steppdecken, Buchbindernähmaschinen, Stopfapparate, Maschinen zum Aufnähen von Perlen, Flittern, Maschinen zum Einfassen von Stoffkanten und Häkelarbeit, Jacquardkartenheftmaschinen, Zierstichvorrichtungen. Die Nähmaschinenfabriken sind in neuerer Zeit in zweckmäßiger Weise mit besonderen dynamometrischen Versuchsstationen zur eingehenden Untersuchung der verschiedenen Nähmaschinen ausgerüstet. Hierbei erfolgt der Antrieb der zu untersuchenden Nähmaschine durch einen Elektromotor, dessen verschiedene Nutzeffekte bei den verschiedenen Umdrehungszahlen man genau kennt. Durch Beobachtung von Umdrehungszahl, Spannung und Stromstärke läßt sich dann der Arbeitsverbrauch der verschiedenen Bauarten genau bestimmen und damit deren Vergleich ermöglichen [30].


Literatur: [1] Deutsche Reichspatente, Klasse 52; Lind, Deutsche Nähmaschinenztg., Berlin; Herzberg, Die Nähmaschine, ihr Bau und ihre Benutzung, Berlin 1863; Richard, Die Nähmaschine, 2. Aufl., Hannover 1881; Lind, H.W., Katechismus der Nähmaschinenlehre, Berlin 1885; Ders., Das Buch von der Nähmaschine, 1. Teil, Berlin 1890, 2. Teil 1891; Linds Nähmaschinentechniker, Berlin; Knight's American Mechanical Dictionary, Boston 1882, Bd. 3, S. 2098; Müller, Ernst, Handbuch der Weberei und Zurichtungsarbeiten, Leipzig 1896, S. 998; über die geschichtliche Entwicklung der Nähmaschine vgl. Grothe, Bilder und Studien zur Geschichte der Industrie und des Maschinenwesens, 1. Sammlung, S. 372 (das Testament von Elias Howe jr.); Hoyer, E., Die Nähmaschine, Mitteil. d. Gewerbever. für Hannover, 1863, S. 85 ff.; Müller, Ernst, Die geschichtliche Entwicklung der Nähmaschine, Hann. Gewerbebl. 1892, S. 17 ff. – [2] Dillmont, Thérèse de, Encyklopädie der weiblichen Handarbeiten, Selbstverlag, Dornach (Elsaß), S. 1–174, mit sehr guten Abbild. – [3] Engl. Pat. Nr. 11025 v. J. 1846. – [4] Dingl. Polyt. Journ. 1853, Bd. 129, S. 13; Textile Manufacturer 1885, S. 498. – [5] D.R.P. Nr. 40720. – [6] Dingl. Polyt. Journ. 1877, Bd. 225, S. 250; 1887, Bd. 263, S. 75; 1888, Bd. 269, S. 244; Leipziger Monatsschr. für Textilindustrie 1897, S. 468. – [7] Müller, Ernst, Handbuch der Weberei, S. 981. – [8] Ebend. S. 984; Fischer, Hugo, Die Stickmaschine, Civiling. 1880, S. 482; Zeitschr. für die ges. Textilindustrie 1904/05, S. 352. – [9] Herzberg, a.a.O., S. 24; Richard, a.a.O., S. 37. – [10] Müller, Ernst, a.a.O., S. 987. – [11] Lind, Der Nähmaschinenbau in seiner Entwicklung, Berlin 1890, S. 47 und 63; Zeitschr. des Ver. deutsch. Ing. 1886, S. 605, 1889, S. 916; D.R.P. Nr. 39176, 56060, 96952, 100020, 108055, 132720. – [12] Zeitschr. des Ver. deutsch. Ing. 1884, S. 985. – [13] Ebend. 1887, S. 434. – [14] Ebend. 1884, S. 988; D.R.P. Nr. 37488. – [15] Herzberg, a.a.O., S. 51; Lind, Mechanismen der Nähmaschine, im Nähmaschinenbazar 1886, S. 131. – [16] Zeitschr. des Ver. deutsch. Ing. 1875, S. 222, 1884, S. 986, 1886, S. 243. – [17] Ebend. 1886, S. 243. – [18] Dingl. Polyt. Journ. 1877, Bd. 226, S. 247. – [19] Nähmaschinenbazar 1885, 1886, verschied. Anordn.; Lind, Das Buch von der Nähmaschine, 1. und 2. Teil, 1890 91; fortlaufende Artikel von Lind über »Schlingenfänger« in der Deutsch. Nähmaschinenztg. – [20] D.R.P. Nr. 111502, 129427. – [21] Lind, Das Buch von der Nähmaschine, 2. Teil, S. 133; D.R.P. Nr. 47756, 63675, 157890, 157920, 165204. – [22] D.R.P. Nr. 138887, 139183, 173917. – [23] Lind, Nähmaschinenbau, 1890, 2. Teil, S. 140, 220. – [24] D.R.P. Nr. 48599, durch »Lette-Verein« empfohlen. – [25] D.R.P. Nr. 90048; Leipziger Monatsschr. für Textilindustrie 1897, S. 10. – [26] Müller, Ernst, Handbuch der Weberei und Zurichtungsarbeiten, Leipzig 1896, S. 1010, und Klasse 52 der Deutschen Reichspatente. – [27] Dingl. Polyt. Journ. 1894, Bd. 293, S. 49. – [28] Ebend. 1897, Bd. 303, S. 61, 88. – [29] Pfuhl, Die Jute und ihre Verarbeitung, Berlin 1891, 2. Teil, S. 339, 365. – [30] Deutsche Nähmaschinenzeitung 1906, 2. Heft.

Ernst Müller.

Fig. 1.
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Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.
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Fig. 6.
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Fig. 25., Fig. 26., Fig. 27., Fig. 28., Fig. 29.
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Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 559-569.
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