Galle [3]

[279] Galle, 1) Philipp, niederländ. Kupferstecher, geb. 1537 in Haarlem, trat 1570 in die Malergilde in Antwerpen, wurde 1571 Bürger und starb daselbst 29. März 1612. G. stach viel nach Stradanus, Heemskerk, Fr. Floris u. a. und veröffentlichte eine Reihe von Bildnissen berühmter Männer. Seine Stiche sind nicht ohne Verdienst, wenn sie auch die seines Sohnes Cornelius (s. unten: 3) nicht erreichen. Später trieb er einen einträglichen Kupferstichhandel.

2) Theodor, Kupferstecher, Sohn des vorigen, geb. um 1570, lernte bei seinem Vater, begab sich aber später nach Italien und kehrte vor 1600 wieder nach Antwerpen zurück, wo er 1633 starb. Seine Stiche sind sehr zahlreich, jedoch nicht von hervorragendem Wert.

3) Cornelius der ältere, Kupferstecher, der tüchtigste Künstler der Familie, Bruder des vorigen, geb. um 1575, gest. 1650 in Brüssel, lernte bei seinem Vater, bildete sich dann in Italien aus, wo er sich eine größere Formauffassung aneignete, und wurde 1610 in die Lukasgilde zu Antwerpen aufgenommen. Eine Anzahl seiner Stiche, besonders die unter Rubens' Einfluß entstandenen, gehören zu den besten der Antwerpener Schule (s. Tafel »Buchschmuck I«, Fig. 3). Außer nach Rubens (Judith und Holofernes, Madonna in der Portalnische, Ecce homo u. a.) hat er nach van Dyck, E. Quellinus, Tizian, Fr. Vanni, G. B. Paggi und andern Italienern gestochen. Ein Hauptwerk von ihm ist die »Pompa funebris Alberti Pii archiducis etc.« (Brüss. 1623).

4) Cornelius der jüngere, Kupferstecher, Sohn des vorigen, geb. um 1605 in Antwerpen, gest. daselbst 1678, war ebenfalls ein trefflicher Kupferstecher, namentlich in Bildnissen, während er in der Nachbildung von Historienbildern den Vater nicht erreichte. Seine Stiche (nach Rubens, Stradanus, Diepenbeeck, E. Quellinus, A. van Dyck, N. van der Horst) sind zahlreich. Vgl. Rosenberg, Der Kupferstich in der Schule des Rubens (Wien 1888).

5) Johann Gottfried, Astronom, geb. 9. Juni 1812 in Pabsthaus bei Wittenberg, studierte 1830–1833 in Berlin Mathematik und Naturwissenschaft, wurde 1835 Observator der Sternwarte in Berlin, 1851 Professor der Astronomie und Direktor der Sternwarte in Breslau, 1897 trat er in den Ruhestand und lebt jetzt in Potsdam. Er hat drei Kometen entdeckt und den von Leverrier theoretisch entdeckten Planeten Neptun 23. Sept. 1846 aufgefunden und lieferte viele Beobachtungen und Untersuchungen über Kometen, Planeten, Meteore, verschiedene Lichtphänomene am Himmel, Drehungsgesetz der Winde, Höfe und Nebensonnen. Er veröffentlichte unter anderm: »Verzeichnis der Elemente der bisher berechneten Kometenbahnen« (Leipz. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 279.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: