Horn [6]

[558] Horn, 1) Georg, deutscher Historiker, geb. 1620 zu Kemnat in der Oberpfalz, gest. 10. Nov. 1670 in Leiden, studierte nach einer durch die Stürme des Dreißigjährigen Krieges bedrängten Kindheit 1637–1638 in Altorf und 1644–45 in Leiden, wurde Anfang 1648 dort zum Doctor theologiae promoviert, erhielt unmittelbar danach die Professur für Geschichte, Politik und Geographie an der neugegründeten geldrischen Universität Harderwijk und bekleidete seit 1653 als Nachfolger des Historikers Marcus Zuerius Boxhorn in Leiden dieselbe Professur, die vor ihm Scaliger, Voß und Saumaise innegehabt hatten. Groß ist die Zahl seiner Werke, die sich auf die Gebiete der Theologie, Geschichte, Medizin, Chemie und Orientalistik erstrecken, obwohl er seit 1665 zeitweise geisteskrank war. Epochemachend wurde er dadurch, daß er, entgegen der bis dahin gültigen Bierweltreichstheorie, mit der um 300 n. Chr. einsetzenden großen »skythischen« (d. h. teutonisch-hunnisch-slawischen) Völkerwanderung die alte Geschichte endigt (»Arca Noae«, 1666), und in seinem »Orbis politicus« (1667) scheidet er das »Medium aevum« (Mittelalter), das bis 1500 reiche, bereits deutlich von der Neuen Zeit. Vgl. v. Schmitz-Aurbach, Georg H. (Karlsr. 1880).

2) Heinrich Wilhelm von, preuß. General, geb. 31. Okt. 1762 in Warmbrunn, gest. 31. Okt. 1829, verließ 1778 das Kadettenkorps, machte den Bayrischen Erbfolgekrieg und als Adjutant des Generals v. Grawert den Feldzug am Rhein 1793 mit, zeichnete sich bei der Belagerung von Danzig durch die Verteidigung des Hagelsbergs aus, erhielt 1808 das Kommando des Leibregiments, führte 1812 im russischen Krieg eine Brigade und im Befreiungskrieg 1813 eine Brigade des Yorckschen Korps; aber 1815 kam seine Brigade nicht vor den Feind. Einer der vorzüglichsten Truppenführer im Befreiungskrieg, wegen seiner eisernen Energie, seiner volkstümlichen Derbheit, seiner Herzensgüte und edlen Gesinnung als »der alte Herr« im Volk wie im Heer beliebt, zeichnete er sich besonders durch die Erstürmung von Wartenburg aus (3. Okt. 1813), wofür ihn Yorck besonders ehrte. 1817 wurde er Generalleutnant u. Kommandant von Magdeburg und 1820 kommandierender General des 7. Armeekorps. 1888 ward nach ihm das 29. Infanterieregiment benannt. Vgl. Wellmann, Leben des Generalleutnants H. W. von H. (Berl. 1890).

3) Franz, Schriftsteller, geb. 30. Juli 1781 in Braunschweig, gest. daselbst 19. Juli 1837, studierte in Jena und Leipzig Philosophie und Geschichte, wurde 1803 Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin, 1805 am Lyzeum zu Bremen, kehrte 1809 nach Berlin zurück, wo er privatisierte und Vorlesungen über Shakespeare und deutsche Literaturgeschichte hielt. Seine Romane, wie: »Guiscardo, der Dichter« (Leipz. 1801, neue Aufl. 1817), »Der Einsame« (das. 1801), »Otto« (Brem. 1810), »Kampf und Sieg« (das. 1811), »Liebe und Ehe« (Berl. 1819) etc., und »Novellen« (das. 1819–20, 2 Bde.), unter denen der »Ewige Jude« am bekanntesten wurde, waren nicht ohne Phantasie, aber süßlich und schwächlich in der Ausführung, so daß sie mit Recht rasch vergessen wurden. Etwas größern Wert beanspruchen seine literarhistorischen Arbeiten, z. B. »Umrisse zur Geschichte und Kritik der schönen Literatur Deutschlands während der Jahre 1790–1818« (Berl. 1819, 2. Aufl. 1821); »Die Poesie und Beredsamkeit der Deutschen von Luthers Zeit bis zur Gegenwart« (das. 1822–29, 4 Bde.); »Shakespeares Schauspiele erläutert« (das. 1823–31, 5 Bde.). Eine Auswahl aus seinem Nachlaß gaben G. Schwab und F. Förster heraus u. d. T.: »Psyche« (Leipz. 1841, 3 Bde.).

4) Karl Friedrich Wilhelm, Freiherr von, bayr. General, geb. 16. Febr. 1847 in Würzburg, verließ, in der Pagerie zu München erzogen, 1866 das Gymnasium, ward bei Ausbruch des deutschen Krieges Leutnant im 1. Infanterieregiment, machte den Feldzug 1870/71 als Adjutant der 1. bayrischen Infanteriebrigade mit und besuchte 1871–74 die Kriegsakademie. Nacheinander Adjutant des Generals Freiherrn v: d. Tann sowie der bayrischen Kriegsminister v. Maillinger und v. Heinleth, war H. zwei Jahre lang (1886–88) zum preußischen Großen Generalstab kommandiert, ward 1891 Chef des Generalstabs des 1. bayrischen Armeekorps, 1895 Kommandeur des Infanterie-Leibregiments, führte 1896–1900 die 9. Infanteriebrigade in Landau, 1900–04 die 6. Division in Regensburg und wurde im März 1904 kommandierender General des 3. bayrischen Armeekorps in Nürnberg. ‚‚

5) W. O. von, Pseudonym, s. Ortel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 558.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: