Löwenstein

[550] Löwenstein, 1) Stadt mit Schloß im Oberamte Weinsberg des württembergischen Neckarkreises; Gerichts- u. Patrimonialherr ist der Fürst von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg; 1065 Ew.; Vitriolbergwerk. Dabei die Ruinen des Stammschlosses der Grafen von Löwenstein, deren Geschichte bis weit in das Mittelalter hinaufreicht u. die 1712 in den Fürstenstand erhoben wurden; das (Bitter- u. Glaubersalz haltige) Theußer Bad. Durch den Pfälzer Krieg (1504) kam L. unter württembergische Landeshoheit; 2) Mannlehen in den Oberämtern Backnang u. Weinsberg des württembergischen Neckarkreises, bildet eine zu Sitz u. Stimme in der Ersten Kammer berechtigte standesherrliche Gemeinschaft, deren Besitzer der Fürst von Löwenstein-Wertheim (von der Freudenberger Linie) ist; 3) L. Abstadt, Mannlehen im Oberamte Heilbronn des württembergischen Neckarkreises, Standesherrschaft, deren Besitzer der Fürst von Löwenstein-Wertheim (von der Rosenberger Linie) ist.– Die Grafschaft L. war anfänglich im Besitz eines Zweiges der Grafen von Calw. Albrecht, Bruder des Grafen Gottfried von Calw, um 1070, gilt für den ersten Besitzer der Veste L.; Wolfgang (st. 1443) verkaufte sie 1441 an den Kurfürsten Friedrich I. von der Pfalz, welcher sie seinem, mit Klara Dett von Augsburg erzeugten natürlichen Sohn Ludwig abtrat, welcher durch Maximilian I. 1494 Reichsgraf wurde. Durch die Eroberungen. Ulrichs von Württemberg kam L. unter württembergische Landeshoheit, u. 1590 wurde bestimmt, daß die Grafschaft nach Erlöschen des Mannsstamms an Württemberg fallen sollte. Obiger Ludwig (st. 1524 mit Hinterlassung vieler Nachkommen) ist Stammvater des Hauses L., welches sich durch Heirathen nach u. nach die Besitzungen Wertheim, Rochefort, Chassepierre u. Breuberg u. m. a. erwarb. Sie theilten sich später in die zwei Linien L.-Wertheim-Freudenberg u. Rochefort od. Rosenberg. A) Ältere Linie: L.-Wertheim-Freudenberg (sonst L.-W.- Virneburg, wegen der früher besessenen Grafschaft Virneburg), gestiftet von Christoph Ludwig (geb. 1568, st. 1618); folgt der Lutherischen Confession u. zerfiel seit 1721 wieder in den Vollrathischen (Residenz: Wertheim) u. den Karlschen Stamm (Residenz: Kreuzwertheim), besitzt einen Theil der Grafschaft L. (zu 5/6), die halbe Grafschaft Wertheim u. Breuberg) einen Theil von Limburg, die Ämter Freudenberg etc., zusammen 81/10 QM. (in Baden, Baiern u. Württemberg), hat seit 1780 die Erstgeburt eingeführt. Die Karlsche Linie ist seit 1852 ausgestorben; ihr letzter Repräsentant war: 1) Fürst Karl Friedrich, Sohn des am 3. Aug. 1825 verstorbenen Fürsten Friedrich Karl, geb. 26. April 1781 u. starb unvermählt 26. Mai 1852; der Chef der Vollrathschen Linie ist: 2) Fürst Adolph, Sohn des am 26. Juli 1855 verstorbenen Fürsten Georg, geb. 9. Dec. 1805; ist erblicher Reichsrath des Königreichs Baiern u. baierscher Oberstlieutenant à la suite u. seit 1831 vermählt mit Katharine von Adlerhorst; er hat keine männliche Descendenz. B) Jüngere Linie: L.-Wertheim-Rosenberg (sonst L.-W.- Rochefort), gestiftet von Johann Dietrich (geb. 1584, st. 1644); sie besitzt (statt der überrheinischen verlornen Besitzungen) in Baden: die Hälfte von Wertheim, Bronnbach, Rosenfeld, einen Theil von Widdern etc. (31/2 QM.), in Baiern: Heubach, Rothenfels, Wörth u. Neustadt etc. (5 QM.), in Württemberg Antheil an L. (1/2 QM.), im Großherzogthum Hessen: Habizheim u. Nauseß u. die Hälfte an Breuberg etc. (3 QM.), in Böhmen[550] mehrere Herrschaften, Haid, Pernaditz, Guttenstein u.a. (9 QM.); sie hat ihre Residenz in Kleinheubach am Main u. folgt der Katholischen Confession. 3) Erbprinz Constantin, Sohn des Fürsten Karl Thomas, geb. 1802 u. gest. 1838 vor seinem Vater; er machte sich bemerklich dadurch, daß er sich in mehren Schriften der mediatisirten Reichsstände im Allgemeinen u. seines Hauses insbesondere annahm u. sich als entschiedener Gegner des repräsentativen Systems zeigte; jetziger Chef ist: 4) Fürst Karl, Sohn des Vorigen, geb. 21. Mai 1834, folgte seinem Großvater 3. November 1849; er ist unvermählt. Seine Schwester ist die Prinzeß Adelheid, welche seit 1851 mit Dom Miguel (s.d.), Infanten von Portugal, vermählt ist. Beide Linien hatten früher Sitz u. Stimme auf dem Reichstage im Fränkischen, die ältere auch im Westfälischen Grafencollegium, welches durch den Rheinbund 1806 aufgelöst wurde; die dem Gesammthause 1712 vom Kaiser Karl VI. verliehene reichsfürstliche Würde wurde 1812 von Baiern, 1813 von Württemberg erneuert u. bestätigt. Die sämmtlichen Besitzungen beider Hauptlinien betragen 29 QM. mit 77,000 Ew. 4) L. Wertheim-Freudenberg, Mediatgericht im bairischen Kreise Unterfranken; 11/4 QM., 2000 Ew., mit dem Dorfe Trisenstein am Main, darin Schloß, 600 Ew., dabei Weinbau (Kalmuth).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 550-551.
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