[63] Siegellack, ein festes, aber schmelzbares Harzgemisch. zur Herstellung der Siegel. Die Hauptbestandtheile sind Schellack (Gummilack), Terpentin u. gewisse Farbstoffe. Der Schellack ist nöthig, weil er allein die Eigenschaft besitzt, sich leicht anzünden zu lassen, genügend zu erweichen, ohne doch abzutropfen, u. beim Brennen wenig zu rußen. Der Terpentin macht die Masse flüssiger, leichter brennbar u. weniger spröde. Manchmal ersetzt man einen Theil des Terpentins durch etwas Terpentinöl. Die schlechtesten Sorten von S., sogenanntes Packlack, stellt man ohne Schellack aus Colophonium, weißem Harz u. Terpentin her. Das Flaschenlack, zum Überkleben der Weinflaschen etc., besteht aus Harz, Talg u. Terpentin; Wachs ist entbehrlich. Die Farbstoffe werden sämmtlich durch weiße Pulver verdünnt, für seine Sorten durch Magnesia, für schlechtere durch geschlämmte Kreide u. gebrannten Gyps. Man verwendet für Roth: Zinnober, bei schlechterem S. auch Mennige, Eisenoxyd, Bolus, Ziegelmehl; für Blau: Ultramarin; für Schwarz: Kienruß od. Frankfurter Schwarz; für Braun: englische Erde; für Grün: grünen Zinnober, seltener Kupferfarben; für Gelb: Königsgelb, bei schlechteren Sorten auch Chromgelb; für Weiß: Wismuthoxyd. Goldlack enthält echtes od. unechtes Blattgold, welches man mit dem Wiegemesser kleingeschnitten hat. Auch Blattsilber wird so verwendet. Die meisten Sorten von S. werden parfümirt mit Peru- u. Tolubalsam, Storax, Benzoë, Moschus, Nelken., Lavendel- u. dgl Öle. Bei der Herstellung des S-s hat man darauf zu achten, daß der Schellack ganz gleichmäßig u. an keiner Stelle zu stark erhitzt wird, da sonst das S. leicht tropft. Deshalb ist es zweckmäßig den Schellack in einem Messingkessel erst im Wasserbade so lange zu erhitzen, bis er ganz erweicht ist. Alsdann wird der Schellack über Kohlenfeuer flüssig gemacht, der Terpentin eingerührt u. dann die ganz sein entweder trocken od. mit Terpentinöl verriebenen Färbesubstanzen zugemischt. Endlich setzt man die zum Parfümiren dienenden Stoffe zu u. gießt die Masse in Formen. Für gröbere Sorten sind die Formen offene, nach unten sich etwas verjüngende, in eine Messingplatte eingehobelte Rinnen, welche, zu je 18 in einer Platte, 3 od. 21/2 Pfund Masse aufnehmen. Die Rinnen sind gut polirt, werden mit einem fettigen Lappen vor dem Guß ausgewischt u. ihre seitlichen Öffnungen durch einen eisernen Rahmen verschlossen. Nach dem Erkalten werden die Siegellackstangen in einer Muffel wieder angewärmt, bis ihre Oberfläche glänzend ist (Poliren), dann sogleich gestempelt u. durch Einschneiden mit einem Messer u. Zerbrechen halbirt. Schließlich werden in der Muffel noch die scharfen Schnittflächen abgerundet. Feine S-e, sogenanntes Damenwachs, wozu man blonden Schellack u. viel Terpentin verwendet, gießt man in zweitheilige, gutpolirte u. mit Luftlöchern versehene Formen, welche glänzende Stangen geben. Unter dem seinen S. gibt es auch marmorirtes u. mit vergoldetem Stempel; das S. mit Dochten od. mit etwas Phosphor zum Anzünden ist nicht zweckmäßig. Schlarbaum erfand das S. in erbsengroßen Kugeln, welches in einem Löffel geschmolzen u. durch ein besonderes Petschaft in scharfer Form aufgedrückt wird, Das plattirte S. wird betrügerischerweise dargestellt, indem man sehr ordinäres mit einem feineren überzieht. Ein gutes S. kommt aus China, ist aber etwas braunroth, weil es mit Drachenblut gefärbt ist. Durch den Gebrauch einer ähnlichen Masse in Ostindien sollen in Europa zuerst die Portugiesen auf die Verfertigung des S-s gekommen sein u. daher kommt wohl der Name spanischer Lack u. spanisches Wachs (Cera hispanica).