1. Das geht (ging) an, sagte die alte Frau, als ihr Rock lichterloh brannte.
2. Dat ging an, saed dumm Jürgen, 'n Schilling un' ne Schnäd Brot.
3. Es geht dich auch an, wenn deines Nachbars Haus brennt.
Lat.: Tua res agitur paries cum proximus ardet. (Hor.)
4. So kann't angân, säd' de Paster tô Spanclet, da drôgen se em tô Krôge. (Flensburg.) – Hoefer, 814.
5. Was dich nicht angeht, danach sollst du auch nicht fragen (das begehre nicht zu wissen). – Egenolff, 285b; Körte, 6463; Schonheim, T, 15.
6. Was dich nicht angeht, das lass stehn, und was du nicht halten kannst, lass gehn.
7. Was dich nicht angeht, davon sprich weder Gutes noch Böses.
8. Was dich nicht angeht, in das stecke (mische) dich nicht. (Lit.) (S. ⇒ Anrühren.)
9. Was einen selbst angeht, daran denkt man am ersten (meisten).
Lat.: Suam quisque homo rem meminit. (Plaut.)
[85] 10. Was gehet es mich an, wie mein Nachbar (Nächster) lebt. – Meisner, 8.
11. Was geht mich Nürnberg an, ich hab' keinen Stein (kein Haus) darin.
12. Was geht's dich an? Lass ihn sein Windel auswäsche'! (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 864.
13. Was geht's mich an, wenn Quaku's Haus brennt, brennt doch mein Schurzband noch nicht! (Neger in Surinam.) – Wullschlägel.
Mag es andern schlecht gehen, wenn ich nur nicht darunter leide.
14. Wat en'n angeit, dat en'n nae geit. (Grubenhagen.)
In Bezug auf das starke Band, welches durch Blutsverwandtschaft um Menschen geschlungen wird.
15. Wat en'n nich angeit, da bekümmert man sek nich imme. (Göttingen.) – Schambach, 71.
Gegen unberufene Einmischung und für sorgfältige Behandlung der eigenen Angelegenheiten.
*16. Dat geit Moder und Geske an. (Ostfries.)
*17. Es gehet mich von Haut und Haar nichts an.
*18. 'S wär' angegangen, as wenn ich mer uff a Kupp gegriffen hätte. (Schles.) – Frommann, III, 125.
*19. 'T geit mi so väl an, as ik snak (spreche) dervan. (Jever.) – Firmenich, III, 13.
*20. Wiyer angoan äs en Lecht.
Von neuem aufleben wie ein Licht.
zu3.
Engl.: When thy neighbour's house is on fire, beware of thine own.
Frz.: Quand on voit brûler la maison de son voisin, on a sujet d'avoir peur.
It.: Quando brucia nel vicinato, porta l' acqua a cosa tua.
Schwed.: När grannens wägg brinner står din egen i fara. (Marin, 21.)
zu6.
Man sagt, was einem nit geht an, des lass er vor jhm vbergahn. (Waldis, IV, 59.)
zu7.
It.: Di cosa che non ti cale, non dir nè ben nè male. (Cahier, 2894.)
zu11.
Engl.: What have I to do with Bradshaw's wind-mill? (Bohn, 210.)
21. Dat geit mi nicks an, ick bin 'n Hamborger, sagte der Fuhrmann. (Hamburg.)
Ein hamburger Fuhrmann, der (im Mai 1865) Feldmarschall Graf Wrangel gefahren hatte, verlangte beim Absteigen in Altona das Fahrgeld. Als man ihn auf die altonaer Commandantur wies, gab er die obige, bald sprichwörtlich gewordene Antwort. (Schlesisches Morgenblatt, 1865, Nr. 116.)
22. Dem es angehet, der masse sich solches an. – Aventin, LIIIIb.
Wer sich getroffen fühlt, der nehme sich bei der Nase.
23. Jetzt geht's an, und wenn's angeht, geht's gleich an. (Ulm.)
24. Was dich nicht geht an, das nimm dich nicht an. – Kirchhofer, 339.
25. Was dich nit angeet, darnach solt du auch nicht fragen. – Agricola, II, 23.
26. Was einem nicht angehet, das soll er lassen für übergehen. – Henisch, 1431, 52; Petri, II, 592.
27. Was enge angehet, das wol bestehet. – Henisch, 894, 5; Petri, II, 599.
28. Was mi nöt angeht, geh mi nit nieder. (Rott.-Thal.)
29. Wat deck nits angeit, da lôt dîne Näsen twischen ûte. – Schambach, II, 411.
Mische dich nicht unbefugter Weise in die Angelegenheiten anderer.
Böhm.: Co se té netýče, nestrkej rýče. (Čelakovský, 272.)
30. Wat mick geht nix an, do lât ick mine Nase van. – Curtze, 331, 202a.
[765] 31. Watt di nix angeit, dao laot dâ Näse daavon. (Altmark.) – Daniel, 143.
32. Wen's angeht, der kratze (melde, zupfe) sich (bei der Nase).
*33. He geit an as 'n Türk. – Kern, 87.
D.h. er wüthet wie ein Türke.
*34. Sie ist angegangen. (Stettin.)
Kaffee, der vom Seewasser nicht gerade verdorben ist, aber doch einen Beigeschmack von ihm bekommen hat, heisst »angegangen«; demnach wird die Anwendung auf eine weibliche Person verständlich sein. Plattdeutsch heisst angohn, sich entzünden, worauf der Witz bei Angehen 1 beruht. Dass dabei ausdrücklich steht, der Rock jener alten Frau brennt schon »lichterloh«, ist nicht zufällig; es macht das »Angehen« ausserdem noch zu einer Verkleinerung, als wenn man von einem Todtkranken sagen wollte, er sei »unpässlich« oder nicht ganz wohl. Ein lichterlohes Feuer geht nämlich nicht an, sondern auf (geiht up). Dies Angehen 1 ist wahrscheinlich ursprünglich plattdeutsch gewesen; denn nur dem Plattdeutschen ist der Doppelwitz sofort verständlich.
*35. Was geht's dich an, wenn der Gevatter bei der Gevatterin sitzt.
Böhm.: Co komu po tom, že kmotra sedčla s kmotrem. (Čelakovský, 272.)
Buchempfehlung
Das 1663 erschienene Scherzspiel schildert verwickelte Liebeshändel und Verwechselungen voller Prahlerei und Feigheit um den Helden Don Horribilicribrifax von Donnerkeil auf Wüsthausen. Schließlich finden sich die Paare doch und Diener Florian freut sich: »Hochzeiten über Hochzeiten! Was werde ich Marcepan bekommen!«
74 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro