1. Es führt Sanct-Gertraud (17. März) die Kuh zum Kraut, die Bienen zum Flug und die Pferde zum Zug. – Reinsberg VIII, 108.
2. Gardrud snitt den rugen Hafer ut. (Fehmarn.) – Schütze, II, 10.
3. Gertraud ist die erste Gärtnerin. – Boebel, 18.
4. Gertrud bringt uns die Störche her und Bartholomäus (24. Aug.) macht ihre Nester wieder leer. – Boebel, 16.
5. Gertrud1 bringt Zibele-n und Chrut. (Solothurn.) – Schild, 103, 43.
1) Um diese Zeit wird gewöhnlich der Garten bestellt.
6. Gertrud geht das Schôf mit dem Lamme rût. – Curtze, 365, 638.
7. Gertrud ist gelegen, die Bohn' in die Erde zu legen. – Boebel, 16.
8. Gertrûd maut de Hâmel un de Plaug1 enût2. (Hannover.) – Schambach, 371.
1) Pflug.
2) Hinaus.
9. Gertrud säet Bölla (Zwiebeln) und Chrut. – Kirchhofer, 318; hochdeutsch in Orakel, 390.
Die Franzosen empfehlen den Tag zum Aderlassen.
Frz.: Le jour Gertrude bien se fait faire saigner du bras droict; celui qui ainsi le fera cette année les yeux clairs aura. (Leroux, I, 78.)
10. Gertrûd tüt dat Schâp met den Lamme nût. (Hannover.) – Schambach, 370.
11. Gertrude nützt dem Gärtner fein, wenn sie sich zeigt mit Sonnenschein. – Bair. Hauskalender.
[1575] 12. Gertrut mot dat Schâp mit dem Lamme rut. (Warburg.) – Boebel, 16.
13. Sanct-Gerrdraud föhrd de Kuh ön'd Kraud. (Trier.) – Laven, 192, 109; Firmenich, III, 547, 63.
14. Sanct-Gertraud thut die Erde unten auf. (Schles.) – Boebel, 16.
15. Sanct-Gertraut heisst die Storck willkommen, mit Sanct-Jakob ziehen sie darvon. – Henisch, 1523, 28; Petri, II, 516.
16. Sanct-Gertrud bekommen die Bienen den Flug, die Pferde den Zug und den Schafen hängt man die Krippe auf. – Reinsberg VIII, 108.
Die Bienen fangen am Gertrudentag an zu fliegen, es beginnt die Ackerarbeit.
17. Sanct-Gertrud legt Ent' und Put. (Oschersleben.) – Boebel, 16.
18. Sanct-Gertrud treibt den Pflug rut. – Boebel, 16.
19. Sünte Gädriud geit de eiste Görnerske (Gärtnerin) iut. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 43; für Marsberg: Firmenich, I, 320, 9; für Iserlohn: Woeste, 60, 42.
Sanct-Gertrud geht die erste Gärtnerin aus; diese Heilige wird nämlich als die erste Gärtnerin verehrt. In Oberösterreich sagt man: An ihrem Namenstage hört die Heilige zu spinnen auf; ein Mäuschen beisst ihr den Faden am Rocken ab und sie fängt zu »garteln« an. Daher endet an diesem Tage die Rockenarbeit und die im Freien beginnt. (Baumgarten, 45.)
20. Trinken wir Sanct-Gertrud's Minne. – Eiselein, 228.
Lat.: Et rogat, ut potent sanctae Gertrudis amore, ut possent omni prosperitate frui. (Grimm, Myth., 37.)
*21. Er hat mit Sanct-Gertrud ein wettlauff gethan. – Agricola I, 326; Franck, II, 31; Henisch, 1523, 24; Eiselein, 225; Simrock, 3455; Körte, 2044 u. 2518; Schottel, 1134b; Wurzbach II, 108; Braun, I, 741.
Von denen, die plötzlich und auf zweideutige Weise reich geworden sind. Nach Agricola ist die Redensart auf folgende Weise entstanden. Der Vorsteher des Hospitals zu Sanct-Gertrud in Leipzig hatte sich bei seiner Hospitalverwaltung ein schönes Vermögen gesammelt und machte grossen Aufwand. Die Leute wunderten sich; und seine Frau glaubte ihnen die Sache deutlich genug auseinanderzusetzen, wenn sie ihnen erklärte, ihr Mann habe einen Sack mit Geld auf den Altar neben das Bildniss der heiligen Gertrud gesteckt und derselben vorgeschlagen, einen Wettlauf mit ihm zu halten, unter der Bedingung, dass der von ihnen das Geld haben solle, der zuerst bei der Kirchthür sei. Die Heilige habe durch Kopfnicken ihre Einwilligung gegeben, worauf er gelaufen und das Ziel zuerst erreicht habe; dadurch sei ihm das Geld als rechtmässig erworbener Preis zugefallen.
*22. Er suchte eine Gertraud und bekam eine Bärenhaut. – Parömiakon, 15.
Verfehltes Eheglück.
23. Friert's an Gertrud, der Winter sobald nicht ruht. – Weckstimmen, 1. Jahrg.
24. Gertrud flügt de Swölke ût, da maut de Bûern med de Plauge 'rut. – Schambach, II, 635.
An diesem Tage (17. März) verlässt die Schwalbe ihren Winteraufenthalt, um zu uns zurückzukehren.
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