1. Alte Bienen geben wenig Honig.
Engl.: Old bees give no honey. (Bohn II, 467.)
2. Bei Bienen und Schaf ist man schnell an und schnell af (ab). (Eifel.)
3. Bienen haben kurze Schnäbel und scharfe Säbel, und machen kleine Wunden, die schmerzen etliche Stunden. – Henisch, 371.
4. Bienen und Schafe ernähren den Mann im Schlafe. (Hannover.)
5. Dem, der Bienen hat, muss man nicht Honig schenken (verkaufen). – Winckler, XVII, 41.
6. Der Bien muss, ging es auch ans (ums) Leben.
Nach einer Anekdote, wonach ein Russe erzählt, dass in seinem Vaterlande die Bienen so gross wie in Deutschland die Sperlinge seien, und auf die Frage, wie sie zu den kleinen Fluglöchern hineinkönnten, antwortete: »Der Bien muss.« Man gebraucht die sprichwörtlich gewordene Redensart mit oder ohne den spätern Zusatz, um irgendeinen unvernünftigen, widersinnigen, lächerlichen Zwang zu charakterisiren.
7. Die Biene hat nichts Süsseres als den Honig.
8. Die Biene ist ein kleiner Vogel, aber sie hat einen scharfen Stachel.
»Die Natur gab jedem Geschöpf seine Waffe, Hörner den Stieren, Hufe den Rossen, Schnellfüssigkeit den Hasen, Schwimmkraft den Fischen, Vögeln den Flug. Dem Menschen bleiben an Wehr und Waffen Muth und Verstand. Verstand, das unerschöpfliche Zeughaus unendlicher Waffen; Muth, des Geisterreichs Schlüssel öffnet alle Pforten von Walhalla und alle Siegesthore der Unsterblichkeit.« (L. Jahn.)
9. Die Biene ist ein kleines Vöglein und gibt doch die süsseste Frucht. – Henisch, 371.
10. Die Bienen geben nicht nur Wachs, sondern auch Honig.
11. Die Bienen können das Fluchen nicht leiden. – Kirchhofer, 359.
12. Die Bienen sammeln den Honig nicht für sich.
Holl.: De bij is dood, die den honig en het was gaf. (Harrebomée, I, 56.) – Of al de bij den honig maakt, een ander is het die se smaakt. (Harrebomée, I, 57.)
13. Die keine Bienen haben, schwärmen selber.
14. Die kleine Biene sticht heftiger, als die grosse Hummel.
15. Ehret die Biene, aber vertilget die Wespe. (Russ.)
[372] 16. Eine Biene ist so gut (ist besser) als ein ganzer Schwarm (als tausend) Fliegen. – Winckler, XI, 73; Tunn., 3, 18; Körte, 622; Simrock, 6085; Lehmann, II, 121, 12; Kirchhofer, 359.
Jene sammelt und bereitet den Honig, diese schlecken ihn blos.
Holl.: Eene bij is beter dan eene hand vol vliegen. (Harrebomée, I, 56.)
Lat.: Muscis plena vola deterior est ape sola. (Fallersleben, 39.)
17. Eine Biene macht keinen Schwarm.
Engl.: One bee makes no swarm. (Cahier, 4378.)
18. Eine Biene macht mehr Furcht als hundert Fliegen.
19. Eine Biene ohne Stachel macht keinen Honig.
Holl.: Een bij zonder angel maakt geen' honig. (Harrebomée, I, 56.)
20. Einer Biene mag man den Stich nachsehen, aber einer Wespe nicht. – Altmann V.
21. Es sind böse (faule) Bienen, die sich vom Raube nähren.
Lat.: Pessimae apes furto proveniunt. ( Faselius, 200; Wiegand, 235.)
22. Gelehrte Bienen muss man wohl in Acht nehmen. – Blum, 674; Pistor., I, 17.
Damit sie nicht wegziehen, um mit ihren Talenten andern zu dienen, die sie gehörig zu schätzen wissen.
23. Jede Biene hat ihren Stachel.
Engl.: Bees that have honey in their mouths, have stings in their tails. (Bohn II, 326.)
Holl.: Geen bijtje, of zij heeft een verborgen angel. (Harrebomée, I, 56.)
24. Mancher hat Bienen und kauft Wachs.
25. Nicht jede Biene sticht, die uns um die Ohren summt.
26. Schwärmende Bienen stechen übel (bald).
Man muss sich überhaupt vor Schwärmern jeder Art in Acht nehmen.
27. Todte Bienen machen keinen Honig. – Henisch, 356.
Holl.: De doode bij maakt geen' honig meer. (Harrebomée, I, 56.)
28. Was der Biene schadet, schadet auch dem Stocke.
29. Wem steh Bî un Schoaf, der leg sich hi un schloaf, oawer niet z'lang, sonst wirds 'm angst onn bang. (Kinzigthal in Kurhessen.)
30. Wem steh die Bie un Schoaff, derf alle Dag 'e Ston schloaff. (Kurhessen.)
31. Wen die Bienen schrecken, der wird keinen Honig lecken.
Wen leicht der bienen stachel schreckt,
Derselb auch wenig honig leckt. (Henisch, 371.)
32. Wenn die Biene Honig gewinnt, die Spinne nur eigenem Frass nachsinnt.
33. Wenn die Biene ins Wasser geht, um die Ameise zu ertränken, so gehen zwei Thiere unter. (Jakutisch.)
34. Wenn die Biene sticht, verliert sie den Stachel. – Sutor, 42.
35. Wenn die Biene todt ist, macht sie keinen Honig mehr. – Winckler, XX, 51.
36. Wenn die Biene zu tief sticht, verliert sie den Stachel.
37. Wenn die Biene zu viel Honig nimmt, kommt sie nicht in die Zelle.
38. Wenn die Bienen (ihre Stöcke) zeitig verkitten, kommt bald ein harter Winter geritten. – Boebel, 116.
39. Wenn man die Bienen vertreibt, kommt man um den Honig.
40. Wer Bienen hat und Schafe, dem kommt's Geld im Schlafe. (Eifel.)
41. Wer die Bienen pflegt, dem schwärmen sie zweimal. – Sprichwörtergarten, 26.
42. Wer keine Bienen hat, muss selber schwärmen. – Winckler, XIV, 88.
43. Wer schon den Bienen aus dem Wege geht, wird von keiner Wespe gestochen werden. – Altmann V.
[373] 44. Wer sich an Bienen, Fluss und Dornen nicht will wagen, wird weder Honig, Fisch noch Rosen davontragen. – Gaal, 212.
It.: Non si può aver il mele senza le pecchie.
45. Wer sich die Bienen schrecken lässt, schmeckt selten süssen Honig. – Henisch, 371.
46. Wer sich zu den Bienen hält, soll auch Honig geben.
47. Wer will halten Bien' und Schaf, der leg' sich nieder und schlaf, schlaf aber nicht zu lang, sonst gibt's 'n armen Mann.
48. Wo Bienen sind, da ist auch Honig.
Wo Fleiss und Unternehmungsgeist, da ist auch Wohlstand.
Engl.: Where bees are, there will be honey. (Bohn II, 70.)
Frz.: Où il y a des abeilles, il y aura du miel. (Cahier, 4377.)
49. Wo die Biene keine Blumen findet, setzt sie sich auf Disteln.
Holl.: Als de bij geene rozen vindt, moet zij op doornen zitten. (Harrebomée, I, 56.)
50. Woraus die Biene Honig saugt, saugt die Spinne Gift.
Holl.: Waar de bije honig uit zuigt, daar zuigt de spin venijn uit. (Sprenger III, 12.)
*51. Es ist als wenn's die Bienen zusammengetragen hätten. (Nürnberg.)
Nämlich so auserlesen, geordnet, reinlich.
*52. Man muss die Biene mit dem Stachel nehmen.
Wer das Angenehme will, muss das Unangenehme dazunehmen.
Frz.: Il faut prendre le bénéfice avec ses charges.
zu16.
Bei Tunnicius (59): Beter is ein bye dan dusent vleigen. (Sola apis excellit muscarum millia quinque.)
zu34.
Dän.: Naar bien udstinger sin braad, saa mister den sit liv. (Prov. dan., 480.)
zu45.
»Wer sich die Bienen lässt abschrecken, der wird auch nicht den Honig schmecken.« (Waldis, IV, 42.)
zu50.
It.: Dove l' ape sugge il miele, il ragno sugge il veleno. (Giani, 113.)
53. Bienen bezahlen ihre Hausmiethe wohl.
Dän.: Bien giver nytte og lyst, gavner meget, kost er lidet, thi intet creatur betaler bedre sin huuse-lye. (Prov. dan., 70.)
54. Bienen haben ihren König, Fliegen vnd Mücken schweben vmbher ohn Herren. – Petri, II, 43.
Dän.: Bierne have deres viisere, og storke deres anförere. (Prov. dan., 71.)
55. Bienen kommen so weit als Bären. – Nord. Sprüche.
Weil die Methtrinker eben so viel vermögen, als die Fleischesser. (Rochholz, Deutscher Glaube, I, 20.)
56. Bienen ohne Königin sind ein verlorener Stock.
57. Bienen sind wol gute Thierlein, aber sie bleiben bei schönem Wetter nicht gerne daheim.
Dän.: Bien er godt goaeg, dog onde at forvare thi man kand ey baare forden. (Prov. dan., 70.)
58. Bienen und Schafe stehen nicht zugleich. – Oek. Weisheit, S. 115.
»Wenn es viel regnet, so schwitzen die Blumen viel Honig; die Bienen stehen gut, aber die Schafe werden faul.«
59. Bienen und Wespen fliegen (wohnen) nicht mit einander (beisammen).
Frz.: Les abeilles ne deviennent point frelons. (Bohn I, 33.)
60. Bienen wollen nicht beim Abtritt stehen.
»Warum nicht? Die Bienen lieben den Abtritt und suchen in den Excrementen das Salz, das ihnen gesund ist.« (Oek. Weisheit, S. 115.)
61. Chlyni Beiji steche-n-au. (Solothurn.) – Schild, 64, 96.
Kleine Bienen stechen auch.
[990] 62. Der Bienen Schwärmen ist für's Ohr des Inkers (Bienenvaters) ein angenehmer lärmen. – Oek. Weisheit, S. 116.
63. Die Biene ist ein wilder Wurm. – Graf, 110, 252.
Wenn auch nach deutscher Rechtsanschauung, was die Erwerbung der ⇒ Fahrhabe (s.d.) betrifft, das ⇒ Junge (s.d. 2) die Mutter, das Kalb 18 der ⇒ Kuh (s.d. 429), der ⇒ Honig (s.d. 26) den Bienen folgt: so durfte man diesen, wenn sie auf fremdes Gebiet sich niederliessen, nach Verfluss von drei Tagen nicht mehr folgen, um sie dort einzufangen, da sie als wild betrachtet wurden. Jeder Nachbar konnte dem Verfolger den Eintritt in seinen Hof verweigern.
Mhd.: Dij bhene ist ein wilder wurm. (Daniels, 74; Rechtsdenkm. Sächs. Weisth., 6.)
64. Die Biene saugt auch Honig aus Disteln.
Dän.: En bie kand samle honning endog fra sumpig sted. (Prov. dan., 70.)
65. Die Biene zieht Honig aus jeder Blüth'.
It.: L' ape fa miele di tutti i fiori. (Giani, 112.)
66. Die Bienen können nicht alle Menschen leiden. – Oek. Weisheit, 114.
»Wahr, es darf sich der eine kaum auf zwanzig Schritte nahen, so hat er die Bienen in Haaren, dagegen ein Anderer unter ihnen ohne Gefahr herumgehen kann. Der Grund muss in einer ungleichen Blutbeschaffenheit und Ausdünstung liegen.«
67. Die Bienen stehen mir nicht, spricht Hans. – Oek. Weisheit, 114.
»Freilich, wenn du nicht acht hast, so fliegen sie davon, und wenn du sie einfältig behandelst, so stehen sie nicht.«
68. Es hat jede Biene ihren eignen Kopff, wie die Gense im Lande Rügen. – Coler, 553b.
Die rügenschen Gänse stehen in dem Rufe sehr eigensinnig zu sein.
69. Es sind die besten Bienen, die am schärfsten stechen. – Coler, 572a.
70. Fleissige Bienen machen das Honig, faule Hummeln fressen es. – Petri, II, 311.
71. Gestohlene Bienen halten sich nicht. (Nassau.) – Kehrein, VIII, 256.
72. Hab byhe vnd schaaf, vnd lig vnd schlaaf; schlaaf aber nit zu lang, das dir nit der gwün zergang. – Gesner, I, 887.
73. Was die Bienen auf dem Felde finden, achten sie für gemeinschaftliches Gut, was sie aber im Hause haben, ist ihr besonderes Eigenthum. – Oek. Weisheit, S. 117.
»Jenes verzehren sie (daher) im Frieden mit einander, dieses lassen sie sich nicht nehmen ohne Krieg.«
74. Wen leicht der Bienen Stachel schreckt, derselb auch wenig Honig leckt. – Petri, II, 620.
75. Wer mit den Bienen Glück haben soll, muss einen Stock finden, einen geschenckt bekommen und einen stehlen. – Oek. Weisheit, 114.
»Ein geschenckter Stock ist besser als ein gekaufter, ein auf dem Felde gefundener ist wolfeil und hat sicherlich einen muntern Weisel, der eine zahlreiche Nachkommenschaft verspricht, die nächstes Jahr mit auszieht und den Bienenstand vermehren wird. Aber einen Stock stehlen? – «
76. Wer vor den Bienen läuft, den verfolgen sie.
Furcht macht Widersacher kühn.
Böhm.: Čím více se človĕk včel chouí, tím více se za ním sypou. (Čelakovský, 119.)
*77. Bienen ins Bad tragen. – Lehmann, 84, 15.
*78. Es summt ihm eine Biene unter der Kappe.
Sagt man (in England) von Leuten, die etwas überspannt sind, in deren Kopf es zuweilen nicht ganz richtig zu sein scheint.
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