Segel

[497] 1. Bei aufgespannten Segeln ist gut rudern.


2. Die Segel dürfen nicht zu gross sein für das Schiff.

Der Aufwand darf das Einkommen nicht übersteigen.

Engl.: Make not your sail too large for your ship. (Mair, 55.)


3. Ein kleines Segel genügt dem kleinen Schiff.

Holl.: Het kleine zeil geeft rust en heil. (Harrebomée, II, 497a.)


4. In die grössten Segel fällt der meiste Wind.


5. Man muss das Segel nicht zu hoch spannen.

Holl.: Als men zijn zeil te hooge stelt, is't ligtlijk dat de wind het velt. – Die zijne zeilen te breed uitzet, loopt gevaar van om te slaan. – Men moet het zeil niet te hoog halen (trekken). (Harrebomée, II, 497.)


6. Man muss die Segel nach dem Winde richten.

Frz.: Il faut tendre voile selon le vent. (Bohn I, 22; Kritzinger, 722b.) – Selon le vent la voile. – Tout d'ung vent et tout d'ung eau en contraire partie tourne les roues. (Leroux, I, 86.)

Holl.: Men moet de zeilen naar den goeden wind stellen. – Men moet het zeil naar den wind zetten, zei de man, en hij zette zijne fok op den neus. (Harrebomée, II, 497b.)

It.: Bisogna voltar la vela secondo il vento. (Pazzaglia, 397, 7.)


7. Mit Segel und Ross kämpfen (angreifen).

Mit äusserster Anstrengung, nach allen Seiten und mit allen Waffen.


8. Ohne Segel kommt das Schiff nicht weit.


9. Vnter dem (stehenden) Segel ist gut rudern. Lehmann, II, 792, 111; Petri, II, 663; Körte, 5517; Simrock, 9448.

Eine Arbeit geht leicht, wenn wacker geholfen wird.

Holl.: Onder dat seil is goet roeijen. – Onder een staand zeil is het goed roeijen. (Harrebomée, II, 498a; Bohn I, 336.)

Lat.: Remigo sub velo, bene dante nothum mihi celo. (Fallersleben, 563.)


10. Wenn das Segel reisst, dann hat es ein Loch.


11. Wer unter Segel gegangen ist, muss an Bord bleiben.

Holl.: Als men onder zeil gegaan is moet men aan boord blijven. (Harrebomée, II, 497a.)


12. Wer unter Segel gehen will, muss auf den Wind achten.


13. Wohin Segel nicht führen, dahin führen Ruder.


*14. Alle Segel aufspannen.Eiselein, 565; Braun, I, 4067.

Holl.: Alle zeilen bijzetten. – Blank zeil maken (spulen). (Harrebomée, II, 496.)


*15. Alle Seils bisett'n.Eichwald, 1710.

Alle Kräfte und Mittel aufbieten.


*16. Die Segel ausspannen.

Sich aus dem Staube, auf- und davonmachen.

Frz.: Bander les voiles.


*17. Die Segel den Winden überlassen.

Eine Sache, sein Schicksal dem Zufall anheimstellen. (S. Gott 2590.)

Lat.: Vela ventis permittere. (Faselius, 61.)


*18. Die Segel einziehen.Eiselein, 565; Braun, I, 4066; Frischbier2, 3462.

Sich demüthigen oder Vorsicht gebrauchen. Von den Schiffern entlehnt, die, wenn der Wind zu heftig weht, die Segel einziehen, um sicherer zu fahren.

Holl.: Hij zal het zeil moeten reven en de vaart minderen. (Harrebomée, II, 497.)


*19. Die Segel fliegen lassen.Henisch, 1148, 60.


*20. Die Segel nach dem Winde richten.Parömiakon, 1589.

Man muss sich in allen Fällen zu helfen, unter allen Umständen seine Zwecke zu erreichen wissen.

Frz.: Naviguer selon le vent. – Selon le vent la voile.


*21. Die Segel (vor einem) streichen.Eiselein, 565; Lohrengel, II, 145.

Nachgeben, weichen, sich vor einem demüthigen.

Frz.: Caler la voile. (Lendroy, 1558.) – Il a boissé pavillon. – Mettre pavillon bas devant quelqu'un. (Kritzinger, 518.)

Holl.: Hij heeft het zeiltje gestreken. (Harrebomée, II, 497a.)

Lat.: Contrahere vela.


*22. Die Segel wenden.

Seine Ansicht ändern.


*23. Er führt grosse (kleine) Segel.

Macht viel, wenig.

Holl.: Hij voert groot (klein) zeil. – Zijn schip voert te groote zeilen. (Harrebomée, II, 497b u. 498a.)


*24. Er führt (zu) viel Segel auf dem kleinen Schiff.

Holl.: Hij voert veel zeil op een klein schip. (Harrebomée, II, 497b.)


[498] *25. Er geht unter Segel.

Reist ab.


*26. Er hält seine Segel zu hoch.

Holl.: Hij haalt zijn zeil te hoog (in top). (Harrebomée, II, 497a.)


*27. Er ist straff unter dem Segel.

Ist im Stande etwas zu ertragen.


*28. Er kann noch Segel aufsetzen.

Er hat noch Mittel in Bereitschaft.

Holl.: Hij behoeft noch zeilen bij noch af te zetten. (Harrebomée, II, 497a.)


*29. Er kommt mit vollen Segeln in den Hafen.

Holl.: Hij komt met een vol zeil t' huis. (Harrebomée, II, 497b.)


*30. Er lässt seine Segel nieder.

»Ich vertieff mich zu ferr in dieser Materi, derhalben lass ich hie mein Segel nider.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 232.)

Holl.: Hij laat de zeilen vallen. (Harrebomée, II, 497b.)


*31. Er macht das Segel auf.

Trachtet nach etwas.


*32. Er setzt alle Segel bei.

Strengt alle Kräfte und wendet alle Mittel an, um seine Zwecke zu erreichen.


*33. Er zieht die Segel auf den Gipfel.

Macht so viel Aufwand, als sein Vermögen nur gestattet.


*34. Er zieht die Segel ein.

Holl.: Hij trekt zijne zeilen in. (Harrebomée, II, 497b.)


*35. Es weht ihm durch die Segel.


*36. Mit 't stând Seil.Stürenburg, 243b.

Aufgeregt, hoffnungsvoll, kühn.


*37. Mit vollen Segeln fahren.

Lat.: Navibus atque quadrigis. (Philippi, II, 7.)

Span.: Caminar con papahigo. (Don Quixote.)


*38. Seine Segel an die Bramstenge binden. (Altgriech.)

An die Spitze des Mastes. Mit der grössten Anstrengung etwas versuchen, die Gelegenheit ganz wahrnehmen. Von den Schiffern, die das Segel hochziehen, um schneller zu fahren.


*39. Seine Segel für jeden Wind stellen.

Engl.: To set up his sail to every wind. (Bohn I, 177.)

Frz.: Faire voile à tout vent.

Lat.: Evannere ad omnem auram.


[Zusätze und Ergänzungen]

40. Das Segel ist im Wasser.Merx, 111.


41. Man muss die Segel einziehen, wenn man den Wind nicht mehr hinter sich hat.

Sagte Friedrich der Grosse im ersten Schlesischen Kriege, als ihn die schlechte Unterstützung seiner Verbündeten zu mässigern Forderungen an die Kaiserin Maria Theresia bestimmte.


42. Versagen die Segel, greife zum Ruder. Stamm, 26.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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