F.W: Lass völker brechen unterm schicksalsdrucke Gefeite beben nicht beim jähsten rucke .. Vorm Herrn gilt gleich der in- und aussen-krieg Wo solche sind wie du – da ist der sieg.
Fabel Die Erde sahe jüngst der Lüfte schönes Blau, Mit einem kleinen Neid, halb eifersüchtig an, Und sprach: stoltzire nur, mit deinem blauen Licht, So übermüthig nicht, Weil ich so wohl, als du, dergleichen zeigen kann. Schau mein Ultramarin; betrachte ...
Fabel Mit stolz erhabner Stirn', und nicht durch Last gedrückt, Sprach einst ein leerer Halm zu einer vollen Ähre: »Wie kommt es, daß dein Haupt so nach dem Boden nickt?« Sogleich versetzte die dem Brüdergen zur Lehre: »Ich stünde freylich ...
Fabel Es ist Euphrast, der stets gefiel In allem, was wir von ihm lesen, Bescheiden-sinnreich, wie Virgil, Erfindsam, wie Homer gewesen. Er schrieb nicht bis ins Stufenjahr, Nicht viel, nichts auf Befehl, nichts eilig. Wie ihm die Wahrheit heilig ...
Fabel Als einer disputirte/ In Nahmen eines andern. Ins Land der Wissenschafft gieng Damon nechst spatzieren/ Und traff drey Menschen an: Er dachte/ wenn ich sie zu Freunden haben kan/ So werden sie mich wohl zu rechte führen. Die Mine ...
Fabel der zweier meus Ein hausmaus die gieng über felt, het doch weder zerung noch gelt; der begegnet da ein feltmaus, dieselbige bat sie zu haus, die nachtherberg bei ir zu han. das nam die hausmaus willig an, gieng mit ...
Fabel und Historie Sucht nach der Wahrheit in Gedichten, Und nach den Lügen in Geschichten, Daß die Gedicht' euch nützlich sein Und die Geschicht' euch nicht betrüge; Denn jene zeigen uns die Wahrheit unter'm Schein Der Lügen, unter'm ...
Fabel von dem fuchs und der katzen Ein fuchs trabet über ein heid und het ausgespecht auf der weid vor einem walt der gens ein hert. dem begegnet da on gefert ein katz, die auch zu felt war gangen, ob ...
Fabel von einer kleinen Kirche in einer großen Stadt Lang stand die Kirche klein und enge, Von hohen Häusern fast versteckt, Ihr Glöcklein gab nur sanfte Klänge, Kein Reicher ward davon erweckt; Nur Handwerksleute, ganz geringe, Die gingen alle Sonntag ...
Fabel: Der faul bauer mit sein hunden Doctor Sebastianus Brant ein fabel schreibet mit verstant, wie das auf einem dorfe sas ein baur, der faul und gfreßig was, welchem sein vatter war gestorben, von dem het er sein hof erworben ...
Fabel: Der rab mit dem toten fuchsen Das buch natürlicher weisheit das saget uns, wie auf ein zeit in eim höl lag ein alter fuchs, in dem der hunger groß aufwuchs. in solchem begab sich hernach, der fuchs ein raben ...
Fabel: Der vogel Cassita mit sein jungen Doctor Sebastianus Brant der macht ein fabel uns bekant vom vogel Cassita mit namen; der nistet in des treides samen, darin junge aufziehen tet, sein narung von der früchte het. als zeit der ...
Fabel: Der zipperlein und die spinn Als ich spazieret auf ein tag vor einem walt an grünem hag, in dem erhört ich ein gesprech jenseit des hages in der nech; ich schlich hinein, wolt on gefer hören, wer jenseit hages ...
Fabius Cunctator Kein Mittel wollte sich fügen, Napoleons Macht zu besiegen, Mit List, mit Verrat, mit Macht, mit Geld, Vergebens! er blieb der Meister der Welt. Nur Wellington ward einer Gabe froh, Worin er mit keinem den Rang teilt, Und ...
Fabrikausgang Bleigraue Schatten zittern durch die Luft, aus hohen Essen quillt ein blauer Duft. Durch Steingefüge dröhnt der Hämmer Ton, um Erzgeäst schwirrt dumpf die Transmission, schwirrt stumpf und dumpf, noch eh' die Sonne kam bis daß der Tag ...
Fahnentreu 1850. Weil auf blut'gem Plane Heut ihr Stern erblich, Ließest du die Fahne Deiner Wahl im Stich? Deine Waffen ehrlos Würfst du in den Sand Und ergäbest wehrlos Dich in Feindes Hand? Nein! Und mag den Streichen, Strauchelnd ...
Fähnriche Neulich waren wir in Deutschland Zeugen Von dem ausgeprägten Ehrgefühl. Vielen Menschen ist es gar nicht eigen, Und ein Fähnrich hat es gleich zuviel. Hüssener mit Namen hat in Essen Einen Menschen durch und durch gespießt, Dieser hatte nämlich ...
Fahr wohl Den letzten Becher bring' ich dir, Du schöner, fremder Strand! Ach, bitter wird das Scheiden mir, Als wär's mein Heimatland. Fahr wohl, fahr wohl! Im Segel ruht Der Wind und treibt sein Spiel, Und rauschend furcht die ...
Fahr wohl – Aus rastlosem Ringen nach Schein und Schaum in ewige Ruh gerettet – fahr wohl, mein schöner Jugendtraum, sie haben dich sanft gebettet. Sie haben des Friedens Palmenzweig um deine Stirn geschlungen, den Sarg geschmückt mit Lorbeer reich, den ...
Fahrende Schüler Fliehe nicht, du holde Maid, Wenn wir dir vorüberkommen, Leute, denen aus Wanderleid Ist ein guter Stern entglommen! Sind gebräunt in Wetter und Wind Und gereift an heißen Sonne; Über unsre Wangen sind Ein paar Tränen schon geronnen ...
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Nachdem Christian Reuter 1694 von seiner Vermieterin auf die Straße gesetzt wird weil er die Miete nicht bezahlt hat, schreibt er eine Karikatur über den kleinbürgerlichen Lebensstil der Wirtin vom »Göldenen Maulaffen«, die einen Studenten vor die Tür setzt, der seine Miete nicht bezahlt.
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
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