Hof [4]

[414] Hof, 1) (Stadt zum H.) unmittelbare Stadt im bayr. Regbez. Oberfranken, an der Saale, nördlich vom Fichtelgebirge, Knotenpunkt der bayrischen Staatsbahnlinien München-Bamberg-H. und H.-Steben und der sächsischen Staatsbahnlinie Leipzig-H., 505 m ü. M., nach dem Brand von 1823 fast ganz neu aufgebaut, hat 3 evang. Kirchen (darunter die Michaeliskirche im gotischen Stil, mit schönen Glasmalereien nach Entwürfen von Pfannschmidt und Müller) und eine kath. Kirche, ein Rathaus im gotischen Stil, ansehnliche Schulgebäude, schöne öffentliche Anlagen und (1900) 32,789 Einw., davon 3432 Katholiken und 78 Juden. Die Industrie ist bedeutend. H. hat ansehnliche Woll- und Baumwollspinnerei, Fabrikation von Baumwoll- und Halbwollwaren mit überseeischer Ausfuhr, von Maschinen, Chemikalien, Eisen- und Zuckerwaren, Färbereien und Appreturanstalten, Teppichdruckerei, bedeutende Exportbierbrauereien, Gerbereien, Mühlen, Zellulose- und Porzellanfabrikation, Kalksteinbrüche, Getreidehandel etc. Die Stadt ist Sitz eines Bezirksamts, eines Landgerichts, einer Handelskammer, eines Hauptzollamts, einer Reichsbanknebenstelle, einer Filiale der königlichen Bank in Nürnberg und hat ein Gymnasium, Realschule, Waisenhaus, Rettungsanstalt, ein reiches Hospital (seit 1262) und zahlreiche milde Stiftungen. Zum Landgerichtsbezirk H. gehören die 8 Amtsgerichte zu H., Kirchenlamitz, Münchberg, Naila, Rehau, Selb, Thiersheim und Wunsiedel. Die Stadt H., früher Regnitzhof genannt, entstand 1080 und war der Hauptort der Reichsvogtei an der Regnitz, die unter der Obervogtei der Herzoge von Meran von den Vögten von Weida verwaltet ward. Nach dem Aussterben der Herzoge von Meran (1248) wurden die Burggrafen von Nürnberg damit belehnt, denen die Vögte von Weida 1273 ihr Recht an H. verkauften. Doch bald darauf kam H. durch Heirat wieder an die Vögte von Weida, die 1373 die Stadt nochmals an die Burggrafen verkaufen mußten. Die Reformation wurde 1529 durchgeführt. 1792 kam H. an Preußen, 1806 an Frankreich, und 1810 ward es Bayern einverleibt. Ein großer Brand legte die Stadt 4. Sept. 1823 größtenteils in Asche. Tuchmanufaktur und Schönfärberei blühten bereits im 15. Jahrh.; dazu trat im 16. Jahrh. die Fabrikation von Schleiern und im 18. die der bunten Kattune und Zitze. Vgl. Ernst, Geschichte und Beschreibung des Bezirks und der Stadt H. (Hof 1866); Tillmann, Die Stadt H. und ihre Umgebung (2. Aufl., das. 1899); Widmann, Chronik der Stadt H., abgedruckt in Chr. Meyers »Quellen zur Geschichte der Stadt H.« (das 1894–96, 2 Bde.). – 2) Dorf im deutschen Bezirk Lothringen, Kreis und Kanton Saarburg, hat eine kath. Kirche, Siechenhaus, 2 Uhrfedernfabriken und (1900) 603 Einw. – 3) Stadt in Mähren, Bezirksh. Sternberg, in einem Gebirgstal der Sudeten, an der Staatsbahnlinie Bärn- H., hat ein Bezirksgericht, Seiden-, Leinenwaren- und Teppichfabrikation und (1900) 2648 deutsche Einwohner.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 414.
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