Barfüßer u. Barfüßerinnen

[327] Barfüßer u. Barfüßerinnen, die Mönche u. Nonnen der Congregationen, welche mit nackten Füßen auf Sohlen od. Sandalen von Leder, Holz od. Stricken gehen. Bes. nannte man oft die Franziscaner B. Es gibt deren: a) B. des Ordens St. Augustins, auf Anregung des Thomas v. Jesus durch einen Machtspruch des Königs Philipp II. zu Talavera gestiftet, über Frankreich, Ost- u. WIndien ausgebreitet; b) Barfüßerinnen des Ordens St. Augustins, gestiftet von dem spanischen Hoffräulein Prudencia Grillo 1589 im Kloster der Heimsuchung Mariä zu Madrid, bald von Anderen nachgeahmt; c) B. unserer lieben Frauen der Gnade zur Auslösung der Gefangenen, gestiftet 1604 von Peter Johann von Baptista vom Heiligen Sacrament zu Viso u. Almorayna in Spanien, bald über 3 Provinzen sich ausdehnend u. schon 1606 von vielen Klosterfrauen dieses Ordens nachgeahmt; d) B. Carmeliter u. Carmeliterinnen (B. vom Kreuz in Avila), gestiftet 1562 von Sta. Therese v. Cepeda u. St. Johann v. St. Matthias u. bald über ganz Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, Deutschland, Indien verbreitet. Der nichtspanische Theil hieß die Congregation der Carmeliter B. St. Eliä; e) Trinitarier B., gestiftet 1596 zu Bal de Peñas von Joh. Bapt. de la Concepcion: Tracht weiß, mit dem rothen u. blauen Kreuz, eine braune Mozette mit Kapuze, im Chor darüber ein lohfarbiger Mantel; verbreitet über Spanien, Frankreich, Deutschland, Polen, Ungarn, Böhmen, Italien; [327] f) B.-Minoriten (Minoriten der strengen Observanz in Spanien, Minoriten von der Kapuze, Evangelienbrüder), gestiftet 1494 von Joh. v. Guadalup, im Gebiet von Granada; nach vielen Kämpfen mit Päpsten u. Observanten entsagten sie endlich 1517 ihrem Namen, nahmen den der Verbesserten Observanten an u. bildeten 12 Provinzen in Spanien, Portugal, Indien u. Amerika; g) Minoriten Recollecten in Frankreich (les Recollets), gestiftet 1592 vom Herzog von Nevers u. bald mit 12 Provinzen über Frankreich, Lothringen, Flandern u. Canada verbreitet; h) Minoriten des St. Peter von Alcantara, von diesem 1540 zu Placencia gestiftet, führen die volle Strenge der alten Anachoreten u. ein ärmliches Leben; gleich streng besteht der Orden noch in Italien; i) Minoriten des Hieronymus von Lanza, von diesem 1545 gestiftet. 1562 wieder aufgehoben; k) Minoritenkapuziner, s.u. Kapuziner; l) Minoriten des Johann von Puebla, von diesem gestiftet 1489 in der Sierra Morena, im 16. Jahrh. dem Orden der regulirten Observanz förmlich einverleibt; m) Soccolanti (Cordéliers). s. Minoriten von der Observanz; n) Minoritencölestiner (Arme Einsiedlercölestiner), gestiftet 1294 von dem, von der Mission in Armenien zurückkehrenden Minoriten Liberat, mußten nach des Papstes Cölestin V. Tod vor dem Zorn der Conventualen nach Griechenland entfliehen, dort unter päpstlichem Bann sich zerstreuen, konnten sich endlich wieder in Apulien ansiedeln, wo sie 1707 als Ketzer u. Schismatiker der Inquisition übergeben, aufgelöst, hingerichtet od. nackt durch Neapels Straßen geschleppt u. gepeitscht wurden. Viele flohen nach Frankreich u. gründeten dort mit toscanischen u. französischen Minoriten die gleichstrengen Congregationen von Narbonne u. die der Spiritualen, welche 1318 abermals von der Inquisition aufgehoben u. deren Mitglieder theils verbrannt, theils lebenslang eingekerkert wurden; o) Schwestern des Ave Maria, s. Ave Maria; p) die Kapuzinerinnen, s.d.; q) Clarissinnen der strengsten Observanz, gestiftet 1631 von Franzisca von Jesus Maria zu Albano, verbreiteten sich nur über einige Klöster Italiens; r) Einfiedlerinnen des St. Peter von Alcantara, gestiftet 1676 zu Fassa vom Cardinal Franz Barberin (s. ob. h.), bestand nur in Italien; s) Barfüßerinnen vom 3. Orden des St. Franz (gli Scalzi, in Sicilien, Dalmatien, Istrien etc., gestiftet 1540 von Jacob von Eugubio im Kloster la Troya, weit verbreitet, aber 1602 der Congregation des 3. Ordens von der Lombardei einverleibt; t) Religiosen vom 3. Orden des St. Franz strenger Observanz in Frankreich (les Picpuses), gestiftet 1593 von Vincent Mussart zu Franconville u. 1601 mit dem Kloster Picpus zu Paris begabt; 1613 die 4 Provinzen Paris. Rouen, Lyon u. Toulouse bildend: 1616 mit Laienbrüdern versorgt, welche wegen ihrer großen Hüte Hutbrüder genannt u. mit Errichtung von Spitälern unter Aufsicht von Spitalbrüdern u. Schwestern regulirter Observanz beantragt wurden. Sie erloschen 1789, wurden aber 1814 vom Abbé Coudrin wieder erneuert u. vom Papst Pius VII bestätigt; 1833 wurde ihnen die Mission auf den Inseln des östlichen Oceans übertragen, s. Otahein (Gesch.). Die Religiosinnen dieses Ordens wurden 1605 von Marguerite de Reci bei Besançon gestiftet u. erwarben viele Klöster; u) Recollectinnen des 3. Ordens des St. Franz, gestiftet 1633 von Johanna von Neerich zu Limburg, welche sie mit einem eignen Rosenkranzgebet ausstattete, sehr streng von Handarbeit lebend u. über viele Klöster verbreitet; Rock u. Scapulier braun, Kopf- u. Brustbinde weiß, Schleier schwarz, Strickgürtel weiß, auf dem Scapulier ein schwarzes Kreuz mit den Marterwerkzeugen Christi; erloschen 1789; v) Hospitaliter des ? Ordens des St. Franz (Minimen, Siechenbrüder, Obregonen), gestiftet 1567 von Bernhard von Obregon zu Madrid, über viele Klöster Portugals, Spaniens u. der Niederlande verbreitet, erst in neuester Zeit untergegangen; Tracht: blauer Tuchrock mit schwarzem Ledergürtel, schwarzes Käppchen, kurzer Bart, auf der linken Brust ein schwarzes Kreuz; w) Chorfrauen von Noli 3. Ordens des St. Franz, gestiftet vom Grafen Nicolaus von Orsini u. Soleto, 1354 für eigentliche Chorfrauen, Zöglinge u. Laienschwestern; Tracht: grau mit weißem Strickgürtel, Wimpel u. Rocchetto, grauem u. bei Festen schwarzem Schleier, bestehen jetzt noch unter dem Ordinar; x) Einsiedler von Monte Luco, seit 1012, bis jetzt besteht diese Congregation einzeln lebender Einsiedler bei Spoleto in Umbrien; y) Einsiedler St. Johanns des Täufers, gestiftet von Michael von Sabina, 1630 in den Bisthümern Metz, Cambrai u. Vellai, bald auf 100 Einsiedeleien vermehrt, vertauschten 1686 die tannenfarbige Tracht mit weißer u. verschwanden 1789; z) im Allgemeinen alle Congregationen regulirter Einsiedler u. der Minoriten von der Observanz, s.d.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 327-328.
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