[292] Finnland (Gesch.) Der Name der Finnen war schon dem Tacitus u. Ptolemäus bekannt, sie hießen Fenni u. Phinnin. waren ein armes, nur von Jagd u. Kräutern lebendes Volk, das sich mit Fellen bekleidete u. auf der bloßen Erde schlief. Doch sind das nicht jene, im jetzigen F. wohnenden Stämme, sondern mehr die Uralschen Finnen, die mit ihren Stammgenossen das europäische u. asiatische Land am Ural, westlich bis nach Preußen herein bewohnten. Den Namen Finnen haben indeß erst die Schweden wieder dahin gebracht, sie selbst nennen sich Souomen u. ihr Land Souomen-Maa (Sumpfland), u. diese, durch die Schweden bekannt gewordenen Finnen sind die Baltischen Finnen. Lange machten sich die Finnen ihren Nachbarn durch Seeräuberei gefürchtet. Ob sie, wie Saxo Grammaticus erzählt, schon früher unter Königen gelebt haben, ist zweifelhaft, wenigstens sind die von ihm angeführten Königsnamen nicht finnisch. Zuerst versuchten die Schweden, welche von ihren Raubzügen am meisten zu leiden hatten, sie zu unterwerfen. 1156 (1157) landete König Erich der Heilige von Schweden mit dem Bischof von Upsala auf der Südwestküste, bekehrte die Einw. Nicht zum Christenthum, baute die erste Kirche in Rädämäki u. gründete dabei die Stadt Åbo, Obgleich der Bischof bald von den Finnen ermordet, die Finnen auch gegen die Schweden von Nowgorod unterstü tzt u. Åbo verbrannt wurde, ließen die Schweden von der Eroberung F-s doch nicht ab. Doch gelang es erst Birger Jarl 1249, die Eroberung zu sichern; er gründete das Schloß Tawastborg u. führte das Christenthum mit Gewalt ein. Torkel Kuutson, Vormund König Birgers II., eroberte 1293 Karelien u. erbaute Wiborg. Die Russen von Nowgorod wurden eifersüchtig auf die Ausbreitung der Schweden, zogen 1318 mit einer Flotte gegen sie aus, zerstörten Åbo u. das Schloß Kuusto, des Bischofs Residenz, u. nahmen Wiborg. Doch anderweitige Kriege nöthigten sie zum Frieden mit den Schweden, u. sie traten diesen 1323 in dem Vertrage zu Orockowetz F. ab, das nun den Titel als Herzogthum erhielt, seit 1363 durch Deputirte auch an der Wahl der schwedischen Könige Theil nahm u. gewöhnlich an schwedische Prinzen verliehen wurde. Doch waren die Finnen nicht mit der schwedischen Herrschaft zufrieden; sie rissen sich schon 1357 von Schweden los, als Erich, Sohn des Königs Magnus, welcher F. von seinem Vater als Lehn erhalten hatte, durch die Schweden vom Throne gestoßen wurde, wurden aber wieder unterworfen. 1528 wurde in F. die Reformation von Schweden aus durch Martin Skytte eingeführt. Von Gustav Wasas Söhnen erhielt Johann, der älteste aus der zweiten Ehe, F. u. versuchte 1561 vergebens, sich unabhängig von seinem Bruder Erich zu machen. Ganz F. blieb nun eine schwedische Provinz, bis im Nordischen Kriege die Russen den südöstlichsten Theil mit Wiborg u. Kexholm eroberten, der ihnen im Frieden von Nystadt 30. Aug. 1721 auch abgetreten wurde. 1723 eroberten es die Russen fast ganz, gaben es aber, wiewohl ganz verwüstet, im Frieden zu Åbo am 7. Aug. 1743 zurück u. behieten wieder blos, in südöstliches Stück des Landes mit den Festungen Nyslott, Frederikshamn u. Savolax, aus welchem, mit dem 1721 Erworbenen zusammen, das Gouvernement Wiborg gebildet wurde. Aber Rußland trachtete nach dem Besitz von ganz F. u. erhielt im Tilsiter Frieden in einem geheimen Artikel Napoleons Connivenz dazu. Als daher Schweden dem Bündniß mit England treu blieb, marschirte am 20. Febr. 1808 ein russisches Heer unter Buxhöwden in F. ein, besiegte die Schweden unter Klingsporn, nahm am 23. März Åbo u. bereits 1. April wurde die Einverleibung F-s in das Russische Reich erklärt. Vollendet wurde der Sieg der Russen durch die Auslieferung Sweabörgs u. der schwedischen Scherenflotte. Zwar siegten die Schweden 26. Aug. zur See bei Baltischport, aber die Niederlage bei Orwais am 14. Sept. nöthigte den König Gustav IV. zum Waffenstillstand zu Tochto am 29. Octbr. mit Rußland u. zum Vertrag zu Olkioki am 19. Novbr. 1808, wonach Rußland im Besitz F-s blieb. In dem Frieden von Frederikshamn, 17. Sept. 1809, welchen Gustavs IV. Nachfolger, Karl XIII., mit Rußland schloß, wurde F. ganz mit den schwedischen Provinzen Kymenegård, Nyland, Tawastehus, Åbo, Björneburg mit den Ålandsinseln, Savolaks, Karelien, Uleåborg u. einem Theil von Westerbotten bis zum Torneå (5472 QM. mit 898,000 Ew.) förmlich an Rußland abgetreten, u. 1811 alle diese Provinzen zu einem Ganzen unter dem Titel Großfürstenthum F. vereinigt; dadurch kamen alle Völker finnischen Stammes (die Magyaren ausgenommen), doch mit abgesonderter Regierungsverfassung u. besonderer Verwaltung (s. Finnland, Geogr.), unter Rußlands Hoheit. Vgl. Gerschau, Versuch einer Geschichte F-s, Odensee 1821; Danilewsky, Geschichte des Krieges in Finnland 18081809, Riga 1840.